Deutschland ist nach wie vor ein hochqualifizierter
Wissenschaftsstandort mit hervorragendem Know-how. Dies hätte man
interdisziplinär für die Bewältigung der Corona-Krise nutzen können.
Stattdessen verließ man sich praktisch allein auf eine Behörde, das
Robert-Koch-Institut. Dort wurden jedoch zahlreiche Fehler gemacht. Ein
Experte für Künstliche Intelligenz zeigte einige davon früh auf – und
wurde ignoriert.
Es geht ein Klagen durch das Land, allenthalben wird Kompetenzverlust
und Stümperei bejammert. In der Tat sind andere Nationen, vor allem in
Asien, dabei, uns auf vielen Feldern technisch und wissenschaftlich
davon zu laufen. Dennoch ist Deutschland nach wie vor ein Cluster
an hervorragendem Know-how und ein guter Wissenschaftsstandort, der auf
vielen Gebieten zu Spitzenleistungen fähig ist. Das ist zunächst einmal
eine gute Botschaft, noch besser wäre sie, wenn die entsprechenden
Fähigkeiten auch entsprechend anerkannt, gefördert und vor allem
genutzt werden würden. Besonders natürlich in einer Krise, die das
Wohlergehen des ganzen Landes betrifft. So wie Corona.
Für die Einschätzung der Situation und den richtigen Weg zur
Bewältigung braucht man ja nicht nur Mediziner, Virologen,
Epidemiologen, Immunologen und dergleichen. Man braucht genauso Ökonomen
und Mathematiker, Ingenieure und Praktiker, Sozialwissenschaftler und
Kommunikations-Experten und vieles mehr. Eine Seuche und ihre
Bewältigung ist ein komplexes System mit vielfachen Wechselwirkungen.
Man kann das mit einer vollen Spagettischüssel vergleichen: Zupfst Du an
einer Nudel, weißt du nie, wo sich dann an anderer Stelle etwas
bewegt. „Ein komplexes System mit dem die meisten von uns schon einmal
zu tun hatten, ist ein Kind, besonders ein Teenager“, formuliert der
amerikanische Schriftsteller Michael Chrichton eine anschauliche
Parallele. Man weiß eigentlich nie, welches Ereignis welche Reaktionen
wann hervorruft. Ein Anstoß, der gestern ein bestimmtes Resultat
erzielte, kann morgen zu einem vollkommen anderen Ergebnis führen.
Es liegt also nahe, wirklich alle Disziplinen zu mobilisieren und für
eine Abschätzung der Wirkungen zu nutzen und auch offen gegenüber
scheinbaren Außenseitern und ihren Ideen zu sein. Leider ist all dies in
der Corona-Krise nicht geschehen. Die Bundesregierung verließ sich
weitgehend auf die Empfehlungen einer einzigen Behörde, des
Robert-Koch-Instituts (RKI), und weniger Wissenschaftler (an führender
Stelle der Virologe Christian Drosten), die offenbar eifersüchtig ihre
Pfründe bewachten und sorgfältig darauf achteten, dass abweichende
Meinungen und Expertisen nicht oder kaum Gehör fanden.
Daraus resultiert die wohl größte Tragik der Corona-Krise: Das
wissenschaftliche Potenzial Deutschlands blieb ungenutzt. Es wurde nie
eine der komplexen Situation angemessene interdisziplinäre
Risikoabschätzung vorgenommen. Entsprechend eindimensional und mitunter
möglicherweise kontraproduktiv waren die Maßnahmen – mit negativen
Auswirkungen sowohl auf die Bekämpfung des Virus selbst als auch auf die
Wirtschaftslage in Folge. Ich möchte diesen Aspekt hier einmal pars
pro toto an einem konkreten Beispiel durchdeklinieren.
Wie so oft, stehen alle Informationen dazu in der Zeitung, es hat sie
nur niemand richtig bemerkt oder bemerken wollen. Da Achgut.com während
der Corona-Krise zu einer wichtigen Lektüre vieler Fachleute und
Experten auf diesem Gebiet geworden ist, kommen von dieser Seite viele
Hinweise an die Redaktion. So machte uns eine ganze Reihe von Lesern auf
die Veröffentlichungen eines Spezialisten für Künstliche Intelligenz
aufmerksam, der an der Technischen Hochschule in Ulm (THU) lehrt.
Professor Dr. Ralf Otte arbeitet dort im Fachgebiet Künstliche
Intelligenz (KI) und ist Spezialist für sogenanntes „Data Mining“ und
„Data Science“. Das ist eigentlich eine Ingenieurswissenschaft, die aber
bei näherem Hinsehen auch gut geeignet ist, Prognosen abzuliefern. Etwa
die Vorhersage von Emissionswerten in der
Chemieindustrie, Prognosen von Betrugsversuchen bei Abrechnungen an
Krankenkassen, Prognosen von Crashs bei Industrieprojekten und vieles
mehr. Das ist seit Jahren sogar eine sehr gefragte Disziplin in der
Industrie, weil Fehlerraten bei Datenauswertungen niedrig sein müssen,
was unmittelbar einleuchtet, wenn man etwa an die Flugzeugindustrie
denkt.
Und was hat so jemand mit Corona zu tun? Auf den ersten Blick nicht
viel, der Mann ist schließlich kein Virologe oder Epidemiologe. Doch die
Notwendigkeit, angesichts der dünnen Datenlage in Sachen Corona
halbwegs verlässliche Vorhersagen zu machen, weckte schon im Februar
seine berufliche Neugier, sagt Otte in mehreren Zeitungsbeiträgen. In
einem Essay vom 15. Juni in den Diesbach-Medien schreibt
er: „Ich muss zugeben, dass mich das SARS-CoV-2-Virus sehr erschreckt
hat, für Mai hatte ich eine Reise an die HUAT University in Hubei
geplant, doch die Gastvorlesungen konnte ich ganz sicher vergessen“.
Einige seiner Studenten kommen aus der Hubei-Provinz, das Virus
begann ihn zu interessieren: „Das Problem bei SARS-CoV-2 war, dass es
Mitte März nur sehr wenige Daten gab. Wir nennen das in der Fachwelt ein
Small Data Problem. Damit umzugehen, ist viel schwieriger als mit Big
Data-Themen, denn viele Data Mining Verfahren versagen beim Small Data,
aber natürlich nicht alle.“ Und genau mit denen wollte Otte der
Einschätzung der Pandemie auf den Grund gehen: „Das Robert-Koch-Institut
(RKI) publizierte ab 4. März in seinen täglichen Lageberichten sogenannte Fallzahlen, und man nannte diese in den Medien sogar Infizierte. Das kam uns nicht schlüssig vor“.
Otte stellt in seinem Essay gleich zu Beginn klar, dass
er eine exponentielle Corona-Ausbreitung bereits für Dezember 2019 bzw.
Anfang 2020 vermutet. Dass dies nicht bemerkt wurde, kann aus seiner
Sicht nur daran liegen, dass das Virus bei Millionen unentdeckt
Infizierten entweder relativ harmlos ist oder dass es in der Bevölkerung
bereits eine hohe Grundimmunität gegen diese neue Spielart des
Coronavirus gab, was die Verbreitung verlangsamen würde. Otte nimmt in
seinem Beitrag sogar beides an, insbesondere „weil die
Durchseuchungsraten so schnell gefallen sind“, wie er zum Schluss des
Essays ausführt.
Die veröffentlichten Zahlen des Robert-Koch-Instituts (RKI) und der
Johns-Hopkins-Universität waren dennoch eine solide Basis, so Otte, um
mit den Methoden der Künstlichen Intelligenz ein empirisches Modell zur
Simulation der Fallzahlen, der Durchseuchungsrate und der Todesfälle zu
entwickeln.
Das Ergebnis formulierte er in den oben erwähnten Diesbach-Medien (Weinheimer
Nachrichten, Odenwälder Zeitung) so: „Ab dem 22. März zeichnete sich
bereits ab, dass sich die Zahlen für Deutschland deutlich anders
entwickeln werden als zum Beispiel in Italien. Ab dem 29. März waren wir
auf Grundlage unserer Daten bereits ziemlich sicher, dass es den
befürchteten Sturm nicht geben wird.“ Man habe bei den Auswertungen
jedoch schnell festgestellt, dass die Fallzahlen des RKI
wissenschaftlich nutzlos waren, weil die Anzahl der dafür durchgeführten
Tests nicht dokumentiert sei. Weiter führt er aus: „Ich begann am 22.
und 23. März dem RKI zu schreiben, teilte unsere Überlegungen mit, dass
wir aktuell eventuell schon Millionen Infizierte hätten, bot unsere
Hilfe an und bat um Informationen zu den Tests. Man bedankte sich
höflich und behielt sich eine Prüfung der Briefe und Mails vor.“
Und spätestens ab hier beginnt eine Geschichte der Inkompetenz oder
des Nicht-wissen-wollens seitens des RKI. „Bereits am 29. März konnten
wir an den Zeitreihen der Todesfallzahlen erkennen, dass es bei uns
nicht wie in Italien oder Spanien werden würde, ich schrieb dem RKI
erneut und bot nochmals Unterstützung an. Aber man brauchte keine
Hilfe“, sagt Otte in dem Essay. Auch der Weg über die Medien veränderte
das Beharrungsvermögen der staatlichen Virusbekämpfer nicht. „Anfang
April war uns klar, dass es in Deutschland nicht zu einem Ansturm auf
unser Gesundheitswesen kommen würde.“ Otte gab im April in der
Lokalzeitung seines Wohnortes Weinheim ein ausführliches Interview mit
dem Titel: „Den befürchteten Sturm wird es nicht geben“ (Weinheimer
Nachrichten, 7. April) . Heute wissen wir: Es gab ihn auch nicht. Otte
lag mit seiner Prognose zum Verlauf der Epidemie systematisch richtig,
damals und auch in der Folgezeit bis heute.
In einem neuen Beitrag mit dem Titel „Die Epidemie ist in Deutschland
vorbei“ wurde Otte am 13. Juni erneut in seiner
Regionalzeitung publiziert, und es wurde auf den längeren Essay von ihm
verwiesen, welcher am 15. Juni erscheinen würde und aus dem oben bereits
zitiert wurde. Im Essay führt Otte für die Öffentlichkeit dann aus:
„Virologen, Mediziner und Politiker sprachen im März, sogar noch im
April und Mai davon, dass wir am Anfang der Pandemie stehen
würden. Aber stimmte das? Nein... In der Woche vor dem Lockdown (16.3.
bis 22.3.) gab es zwar immer noch eine starke exponentielle Verbreitung
des Virus, aber ab dem 23. März war die Verbreitung am Abschwächen und
eine Woche später (ab dem 5. April) war die epidemiologische Welle sogar vorbei. Wir hatten also Glück in Deutschland! Es war Ostern und es war geschafft!"
Otte mag im Nachhinein weder den Lockdown noch die Politik
verurteilen, allerdings dürfe man für eine ganzheitliche Bewertung der
Lockdown-Maßnahmen die „schweren Nebenwirkungen“ nicht ausblenden.
Wirklich problematisch bewertet der KI-Spezialist im Essay, aber auch
in seinem Beitrag in der Thüringer Landeszeitung vom 15. Juni ("Warum
die Pandemie vorbei ist und Thüringen recht hat“) die Vorgehensweise des
Robert-Koch-Instituts. Hier liegen wohl handwerkliche Fehler vor, die
solchen Institutionen und Verantwortlichen einfach nicht passieren
dürfen. Er schreibt zum Beispiel: „Es ist natürlich klar, dass dann,
wenn man die Anzahl der Tests um den Faktor 2,7 erhöht, auch viel mehr
Fallzahlen generiert werden, was eine sehr schnelle Ausbreitung der
Infektion suggeriert. So gelangten sehr störanfällige R-Werte
in die Medien, doch sie bildeten das Geschehen nicht robust ab“, so der
Tenor in all seinen Veröffentlichungen. Die täglich produzierten
Fallzahlen des RKI zeigen ja nicht an, wie viele Infizierte es in
Deutschland gibt, sondern nur, wie viele von den Infizierten mit dem
Test pro Tag entdeckt werden. Um das Problem der Fallzahlabhängigkeit zu
lösen, entwickelte Otte sogar einen eigenen, Robusten R-Wert und zeigt
in seinem Essay, welche Auswirkungen das hat.
Der „Supergau“ der Krise sei für Otte jedoch
die anfängliche Verwechslung von Fallsterblichkeit und
Infektionssterblichkeit gewesen. Er schreibt im o.g. Essay: „Unsere
Politiker und Virologen sprachen im Februar und noch März davon, dass es
alleine in Deutschland bis zu 250.000 Tote geben könnte, oder gar
Millionen! Doch auf Basis welcher Zahlen? Verwechselten Virologen und
Mediziner oder nur die Medien etwa Fallsterblichkeit mit
Infektionssterblichkeit? Wie auch immer, es war medial gesehen der Supergau der Krise.“
Otte schätzt bereits in den Weinheimer Nachrichten vom 7. April, „dass
weniger als einer von tausend Infizierten an Covid-19 versterben würde. “
Die Verwechselung von Fallsterblichkeit mit Infektionssterblichkeit
hatte das politische Geschehen jedoch bereits überrollt, bedauert er.
Die Fallsterblichkeit bezieht sich auf Menschen, die an oder mit
Corona verstorben sind in Bezug auf jene, bei denen Corona amtlich
festgestellt wurde (Fallzahlen). Die Infektionssterblichkeit bezieht
sich jedoch auf die Gesamtheit der Infizierten in der Bevölkerung, und
diese Anzahl kann, wie gesagt, in die Millionen gehen. Infizierte also,
die teilweise überhaupt nicht gemerkt haben, dass sie das Corona-Virus
in sich tragen. Nimmt man diese viel höhere Zahl zur Basis und setzt die
Verstorbenen mit dieser Zahl ins Verhältnis, so kommt eine um
Größenordnungen geringere Gefahr heraus.
Und diese liegt – wie Otte bereits im April prognostiziert (und daran
ändern auch einzelne Infektionscluster wie beim Fleischhersteller
Tönnies nichts) – eben nur bei 0,1 Prozent. Auch bei Tönnies muss man
zwischen Infizierten und ernsthaft Erkrankten unterscheiden (siehe zum
Fall Tönnies auch Achgut.com: Bericht zur Coronalage 23.06.2020: Rinderwahn). Bei
Tönnies wird es hoffentlich keinen einzigen Toten geben, aber ein
riesiger Testapparat wurde in Bewegung gesetzt. Und es wird das
passieren, was bei vergleichbarem Testaufwand woanders in ähnlicher Form
passieren würde: Die Zahl der nachweislich Infizierten steigt
erheblich. Das Virus ist und bleibt ja da und wer es sucht, der findet
es. Und er findet in Deutschland auch eine nicht-alarmistische
Perspektive: Denn trotz der hohen Zahlen von Infizierten stellt das
Virus nur für sehr wenige, meist vorbelastete Menschen eine ernsthafte
Gefahr dar, die natürliche Abwehr des Menschen funktioniert auch bei
Corona.
Und was sagt Otte zur ominösen Dunkelziffer und der Durchseuchung der
Bevölkerung? Derzeit, so Otte in den Weinheimer Nachrichten vom 13.6.,
der Thüringer Landeszeitung vom 15.6. und im Essay der Diesbach-Medien
vom 15.6., sind in Deutschland höchstes 2 von 10.000 Menschen noch
ansteckend infiziert. „Rechnen Sie das auf Ihre Heimatstadt hoch, das
ist keine Epidemie mehr“.
Die wichtigsten Kritikpunkte von Seiten des KI-Professors gegenüber dem RKI möchte ich daher kurz so zusammenfassen:
– Das RKI gab mehrmals falsche Einschätzungen zur Gefahrenlage ab.
– Das RKI berechnet falsche oder zumindest
störanfällige R-Werte. Otte führt in seinen Interviews und Gastbeiträgen
(wie oben gesagt) einen eignen, Robusten R-Wert ein, der das Geschehen
wohl fallzahlunabhängig beschreiben könne.
– Das RKI erstellt zahlreiche Analysen auf Basis von Fallzahlen, ein wissenschaftliches Unding.
– Das RKI vermutet einen festen Faktor (11 bis 20) zwischen positiv
Gemeldeten (Fallzahlen) und der sogenannten Dunkelziffer. Otte führt
immer wieder aus, das dies irreführend sei, da Fallzahlen nicht
testzahlunabhängig sind.
– Das RKI verwechselte zu Beginn seiner Analysen Fallsterblichkeit
mit Infektionssterblichkeit. Otte nennt das den „Supergau der Krise“.
– Das RKI widerspricht daher falschen Sterblichkeitszahlen der Medien
und führenden Virologen nicht (bis zu 250.000 mögliche Tote sagte
Christian Drosten im Februar bzw. März voraus).
– Das RKI hat den wahrscheinlichen Anfang der Epidemie nicht
richtig datiert. Otte schätzt erste (unentdeckte) Corona-Fälle in
Deutschland bereits auf Dezember 2019 oder Anfang 2020 und nicht erst
auf den 27.1. bei Webasto. Bei einer Exponential-Funktion für die
Hochrechnung bedeuten diese Zeitdifferenzen „Welten“, die für die
Bewertung der Krise alles entscheiden könnten.
– Das RKI bewertete die Gefahr wegen der Auslastung der
Intensivbetten lange Zeit falsch oder
kommunizierte zumindest falsch. Laut Otte gab es in Deutschland zu
keinem einzigen Zeitpunkt die ernsthafte Gefahr, dass die Intensivbetten
nicht ausreichen würden. Einschub der Redaktion: Aktuell sind weniger
als 350 Menschen wegen Covid-19 in intensivmedizinischer Behandlung
(Lagebericht RKI vom 23.6.), und es stehen aktuell tausende
freie Intensivbetten zur Verfügung.
– Das RKI kann bis heute die
Falsch-Positiv-Rate seiner Tests nicht beziffern. Entsprechende Anfragen
von interessierten Fachleuten bleiben meist unbeantwortet. Otte
berichtet in seinem Essay jedoch von einer persönlichen Mitteilung vom
Präsidenten des RKI, Prof. Wieler, dass der Falsch-Positiv-Wert
tatsächlich nicht bezifferbar sei.
– Otte warnt in seinen letzten Debattenbeiträgen aber ausführlich vor
den Falsch-Positiven, weil die Messfehlerrate des RT-PCR-Tests in die
Nähe der Durchseuchungsrate gelangt sei. Bei täglich 50.000 Messungen
werden nach Ottes Schätzung jeden Tag ca. 250 Menschen als infiziert
deklariert, die das nicht sind. Diese Menschen müssen in Quarantäne,
obwohl sie nicht infiziert sind. Und das RKI meldete vor den Ausbrüchen
in den Hotspot ca. täglich nur 200 bis 300 neue Fälle. Das
RKI jedoch warnt (Stand 2.6.) auf seinen Seiten bei der „Messung von
asymptomatischen Personen“ überraschenderweise vor den Falsch-Negativen
(das sind die, die infiziert sind, aber diese Infektion bei ihnen nicht
erkannt wurde), das ist nach dem Lesen von Ottes Beitrag nicht mehr
verständlich. Gerade die Falsch-Positiven, die bei der geringen
Durchseuchung nun ein Problem darstellen, werden für die Bevölkerung
unzureichend thematisiert. Warum eigentlich?
Ottes Anliegen ist es, der Bevölkerung ihre panische Angst zu nehmen.
Er ist Ingenieur, er begibt sich daher zumindest indirekt auf ein für
ihn fachfremdes Feld, auch er mag in dem einen oder anderen Aspekt
irren. Das ist der Lauf der wissenschaftlichen Erkenntnis. Anscheinend
hat aber bislang noch niemand der Betroffenen mit einer substanziellen
wissenschaftlichen Kritik geantwortet, auch das wäre Wissenschaft. Eine
These ist so lange gut, bis sie widerlegt ist. Es sieht aber überhaupt
nicht danach aus, dass dies für Ottes Arbeit erfolgt.
Es zeigt sich, dass Ottes öffentliche Prognosen vom 7. April bis dato
auf frappierende Weise korrekt sind, und dies völlig diametral zur
öffentlichen Meinung. Bei aller Vorsicht lässt sich daraus eine
wohlmeinende Empfehlung für die Bundesregierung ableiten:
Sie sollte sich bei der Begründung ihrer Maßnahmen zum Umgang mit der
Corona-Krise nicht ernsthaft weiter auf das Robert-Koch-Institut und
die einschlägigen Berater berufen. Die Zahl der Versäumnisse, Fehler und
wissenschaftlichen Peinlichkeiten ist einfach zu groß. Sie sind gut
belegt und dokumentiert. Auch hinsichtlich möglicher
Schadensersatz-Forderungen dürfte der Kronzeuge RKI eher ein Risiko als
eine Absicherung darstellen.
Das Auftauchen einer großen Zahl von Infizierten beim
Fleischproduzenten Tönnies wird in den Medien als Hiobsbotschaft
überbracht. Wer die Lehren aus Ottes Beiträgen zieht, kommt zu dem
Schluss, dass die gemeldeten Infektionsfälle in Deutschland vielleicht
nie wieder aufhören werden, dass aber für die Gesamtbevölkerung trotzdem
keine Gefahr mehr besteht, da man in Hotspots die Infektionsketten gut
nachverfolgen kann und die Infektionssterblichkeit von Covid-19 für die
Gesamtbevölkerung viel, viel geringer ist, als von den Behörden (zu
Beginn) angenommen oder medial verbreitet.
Dies sind nun ziemlich gute Nachrichten für die Allgemeinheit, wir
sollten uns darüber freuen. Wenn Ottes Einschätzung stimmt, – und sie
stimmt in der Grundaussage ja durchaus mit anderen kritischen Stimmen
überein – (siehe hier Achgut.com „Bericht zur Coronalage „Die Infektionswelle ist vorbei“ und Corona-Aufarbeitung: „Warum alle falsch lagen"), dann wäre die Epidemie in Deutschland tatsächlich vorbei, trotz aller Hotspots.
Doch solange die RT-PCR-Tests durchgeführt und sogar medial überhöht
werden, wird ohne Not in den Köpfen der Bevölkerung eine Epidemie
kreiert. Der Grund, warum Medien das immer noch mitmachen, erschließt
sich mir nicht. Mit aufopferungsvoller Fürsorge für die Covid-19
Gefährdeten ist das nur noch schwerlich zu begründen. Ob die Leitmedien
aus eigener Kraft noch umsteuern können oder ob die Judikative die
Reißleine in Deutschland wird ziehen müssen, ist schwer vorherzusagen.
Und damit wären wir wieder am Anfang dieses Beitrages: Es gibt in
Deutschland noch das großartige Know-how und die exzellente
Wissenschaft. Man muss sie nur nutzen.
Fazit: Von dem Ulmer KI-Experten Ralf Otte wurde mit
ingenieurmäßiger Präzision die „Akte Corona“ zerlegt. Man darf gespannt
sein, wie lange es der offiziellen Linie gelingt, diese und andere
Beiträge einfach zu ignorieren oder ob es endlich zu den dringend
notwendigen Streitgesprächen unter den Experten verschiedener
Fachdisziplinen kommen wird. Dirk Maxeiner
Quelle und Lektüre zum Thema:
Prof. Dr. Ralf Otte hat seine Kritik in einem ausführlichen Essay für die Weinheimer Nachrichten ausgearbeitet, es steht für 99 Cent hinter der Bezahlschranke, ist aber Gold wert.
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