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Mittwoch, 29. Juli 2020

Wie ein inquisitorischer Moderator durch Nachframen versucht, jede Antwort abzufälschen




Faire Interviews, Achtung vor dem politischen Gegner, korrekter mitmenschlicher Umgang und Meinungsfreiheit sehen anders aus. Das deutsche Fernsehen ist inzwischen genauso schlimm wie das DDR-Fernsehen.
Man kann den debattenfreudigen Italienern vorwerfen, zuviel Zeit mit substanzlosem Geschwafel zu vergeuden, aber im italienischen Fernsehen gibt es selbst unter den linksradikalsten Journalisten keinen einzigen Lumpen wie Oliver Köhr.
Unter dem Strich ist Italien trotz Mafia das zivilisiertere Land, weil die deutschen Fehlentwicklungen ihre unheilvolle Wirkung immer im ganz Großen entfalten. Diesmal ist es die Umvolkung, die durch Gehirne wie Haldenwangs und Köhrs unterstützt wird.

(Meuthen irrt übrigens mit seiner Behauptung, die Mehrheit habe lange auch geglaubt, die Erde sei eine Scheibe. Nach 200 vor Christus gibt es nur ganz wenige Autoren, die Zweifel an der Kugelgestalt der Erde hatten. Über diesen, das mittelalterliche Weltbild betreffenden, heutigen Irrglauben hat Rudolf Simek ein gutes Buch geschrieben. Selbst der sola scriptura gläubige Luther glaubte nicht, die Erde sei eine Scheibe.
Aber es dauerte 100 Jahre, bis sich das heliozentrische Weltbild gegenüber dem Mehrheitsglauben, die Erde stehe im Mittelpunkt der Welt, durchsetzen konnte. Das heutige, sogar unter Historikern weit verbreitete, Vorurteil gegenüber mittelalterlicher Ignoranz ist genauso überheblich und unwissenschaftlich wie der unter Wissenschaftlern weit verbreitete Glaube, die Erderwärmung sei menschengemacht. So wird ein Schuh draus.)




In seinem Memoiren schildert Nicolas Sarkozy, dass ihm Angela Merkel auf einem EU-Gipfel eine DVD des Films "Das Leben der anderen" mit den Worten überreicht habe: "Ich möchte, dass Du das anschaust. Das ist mein Leben." Der Film schildert, wie ein regimekritischer Ostberliner Schriftsteller und dessen Frau von der Stasi bespitzelt werden und der Observierer im Laufe seiner stillen Teilnahme am Leben seiner Beobachtungsobjekte Sympathien für sie entwickelt und sie zu schützen beginnt. Was der Oscar-prämierte Film zeigt, hat nur einen Haken: Keiner der Tschekisten hat je so etwas getan. Für die war die DDR-Opposition ungefähr AfD. Mit solchem Pack sympathisierte man nicht.

Aber was hat die Sphinx an der deutschen Staatsspitze gemeint, als sie ihrem französischen Kollegen sagte, dies sei ihr Leben? "Es sind unerwartete Worte einer ehemaligen DDR-Bürgerin, die von sich selbst berichtete, dass sie weder in der SED noch im Widerstand aktiv gewesen ist. Lediglich von einem Engagement in der FDJ berichtete sie später", schreibt der Münchner Merkur. "Und doch zeigen ihre Worte, dass man die spätere Bundeskanzlerin vielleicht nicht ohne einen Blick auf die dunklen Seiten des Lebens in der DDR verstehen kann." In der Artikelüberschrift werden sogar "erschütternde Worte" aus dem Nonsens, was aber mit dem Quatschbegriff "Weggefährten" bestens harmoniert:


Der Journalist – dass er auch noch Märländer heißt, zeigt, wie unrecht Helmut Markwort mit seiner Aversion gegen Namenswitze hatte – produziert einen ähnlichen Begriffsnebel wie jenen, in den sich Merkel so gern hüllt. Typische Merkel-Sätze haben die Eigenart, dass sie dies und auch das und eigentlich alles Mögliche bedeuten können. Da sie keine Oppositionelle war, kann das "Leben der anderen" nicht ihres gewesen sein. Dass sie sich mit den Spitzeln identifiziert, wird sie Sarkozy wohl kaum offenbart haben wollen. In diesem Film findet sich nichts, was mit Merkel zu tun hat. Wahrscheinlich wollte sie bloß angeben, sich mit fremden Federn schmücken und ein bisschen interessanter machen. Oder der Seibert hatte das eigentlich vorgesehene Geschenk irgendwo vergessen, und sie musste improvisieren.   MK

Das anschaulichste Symbol der DDR-Kontinuität ist immer noch Kahane



 

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