Stationen

Sonntag, 26. Juli 2020

Apropos Modigliani



Ist das nicht...? Ja, es ist Alfred Cortot. Aber ist das nicht von...? In der Tat, von Arno Breker. Accidenti! Der Mann hat also nicht nur die etwas stupiden blonden Bestien u.a. vor der Neuen Reichskanzlei geschaffen, sondern er war unter den Skulpteuren vielleicht auch der bedeutendste Porträtist seiner Zeit. Maillol zumindest nannte ihn den "Michelangelo des 20. Jahrhunderts". Diese beiden Autorenporträts mögen es verdeutlichen:





Klonovsky erinnert sich an eine Redaktionskonferenz beim Focus, auf der eine Diskussion darüber entbrannte, ob man einen Artikel über die Kunst Arno Brekers überhaupt veröffentlichen dürfe. Ein harthirniger Hausspartakist vertrat die Ansicht, genau das dürfe man nicht, denn das sei mindestens Relativierungsverharmlosung von Wut&Trauer, Breker sei ein Nazibildhauer gewesen und habe jedes Recht verwirkt, seine Werke zu präsentieren. K. widersprach mit dem Hinweis, dass Breker im 5. Jahrhundert vor Christus – damals zählten wir noch nicht nach dem Siegel der Propheten – in Attika zur Welt kam und sub specie aeternitatis nie und nimmer ein Nazi gewesen sein könne. 
Da für Linke die Kunst immer nur ein Vehikel zur Himmelstrüberei und Gesellschaftsveränderung darstellt, akzeptieren sie das nicht. Vor allem werden sie niemals zulassen, dass der politische Gegner irgendetwas Bewundernswertes geschaffen haben könnte. Sie finden Eisenstein genial, doch Riefenstahl ist indiskutabel.

Breker indes hatte sich im Dritten Reich nicht nur für den Kommunistenfreund Picasso eingesetzt, sondern er darf indirekt auch als ein Mitgründer des Suhrkamp-Verlages gelten, er schuf, kantianisch gesprochen, die Bedingungen der Möglichkeit der Verlagsgründung, indem er bei Hitler und Speer erfolgreich für die Freilassung von Peter Suhrkamp intervenierte, der unter dem dringenden Verdacht oppositioneller Aktivitäten gegen die Nationalsozialisten inhaftiert worden war.

Wie auch immer:
"Gott ist die Schönheit und Arno Breker sein Prophet" (Dali).
 
Und was unsere Kunsthistoriker, -kritiker und schaffenden angeht, ist die Geschichte der Eurlenspiegelei von Livorno besonders lehrreich.

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