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Mittwoch, 31. März 2021

Weshalb es nervt

Statt Gauland antworte mal ich. Es nervt, weil nicht ehemalige Lagerhäftlinge oder deren Kinder oder die Nachkommen von Ermordeten mir mit Auschwitz kommen, obwohl ich Angehörige dieser Personenkreise persönlich kenne, sondern nachgeborene deutsche Steinmeiers und Claudia Kipping-Eckardts, deutsche Aleida Assmanns, deutsche Klebercläuse, deutsche Sonn- und Feiertagstagsredner, deutsche Leitartikler, deutsche Historikerstreiter und was sich an Gedenkroutiniers und Erinnerungsdominas noch so speizt. Es nervt, weil solche Figuren durch nichts legitimiert sind, sich über Auschwitz zu äußern, es aber trotzdem tun und zugleich andere auffordern, sich durch rituelle Zerknirschung als guter Mensch und folgsamer Staatsbürger zu legitimieren, der permanent für gutmenschliche Illusionen zur Kasse gebeten werden kann, weil er aus einem nationalen Kontext stammt, „in dem das möglich war”, wie St. Jürgen mit verträumtem Blick auf den Starnberger See seufzte. Es nervt, weil das Vergessen des tatsächlichen Schreckens geradezu die Voraussetzung dieser Art instrumentalisierten Gedenkens ist. Es nervt, weil die Indienstnahme des Massenmordes für politisches Agendasetting und persönliche Vordrängelei, die in der Endkonsequenz dazu führt, dass irgendein Heiko in intergalaktischer Schamferne vorgibt, wegen Auschwitz in die Politik gegangen zu sein, aber auch, dass irgendwelche linken Habitusnazis mich „Nazi” nennen, unendlich verlogen ist. Es nervt, weil hier mit todernstem Gesicht ein Satyrspiel aufgeführt wird. Darum nervt das so sehr. Ist das endlich verstanden worden?

Schauen wir, was die deutsche „Erinnerungskultur” bewirkt hat. Vielleicht tritt dann ihr eigentlicher Zweck zutage, vom trivialen Exhibitionismus der professionellen Bewältiger ganz abgesehen. Das normale nationale Selbstbewusstsein, mit dem auf Erden praktisch jeder Angehörige eines jeden Volkes aufwächst (schauen Sie auf die Migranten!), wird durch die schwärende deutsche „Vergangenheitsbewältigung” oder „Erinnerungskultur” in sein Gegenteil verkehrt. Deutsche dürfen aus ihrer Geschichte kein anderes Bewusstsein ziehen als ein negatives, als die Distanzierung von ihren Vorfahren, als die nationale Selbstnegation; auf die können sie dann stolz sein. Die theologische Erbsünde aller Menschen hat sich in die politische Erbschuld für die Angehörigen einer Nation verwandelt; dass deren Bewirtschafter von „historischer Verantwortung” sprechen, ist ein Hütchenspielertrick, sie verantworten nichts, und die NS-Opfer sind ihnen schnuppe.

Die Priester oder, wie ich sie lieber nenne, die Pfaffen der Vergangenheitsbewältigung haben das Dritte Reich außerhalb der Geschichte platziert; wer über dessen Ursachen reden will, den nennen sie einen „Relativierer”, wer auf die Verbrechen der anderen hinweist, den heißen sie einen „Aufrechner”. Die Geschichts- und Gedenkpolitik hat über die Deutschen eine transzendente Schuld verhängt, die sowohl das Ausland als auch die inneren Abmelkbrigaden – Linke, Grüne, „Anywheres” – permanent zur materiellen und moralischen Erpressung reizt. Was das Ausland angeht, muss ich die Geschichte der EU, die Abschaffung der D‑Mark als Preis der Wiedervereinigung, den Zusammenhang von Schuld und Schulden sowie Maastricht als „Versailles ohne Krieg” (Le Figaro) nicht weiter ausführen. „Macht hat in Deutschland nur, wer an der Verstetigung der deutschen Ohnmacht arbeitet” (Günter Maschke), und die deutsche Erinnerungsdressur ist die Basis von allem. Ihre Vorgaben wirken ungefähr wie der Katechismus bei den Christen. Wer die „Erinnerungskultur” gutheißt, hat auch für deren Konsequenzen einzustehen, selbst wenn er nur Bücher zur eigenen Familienhistorie schreibt; soviel Kollektivschuld muss sein. [....] 

Die läuternde Kraft der retrospektiven Einkehr war gleichwohl gering: Wenn man beobachtet, wie sich die in „Zivilgesellschaft” umgetaufte Volksgemeinschaft gegen Falschmeiner zusammenrottet, wie die Nazimentalität heute eben gegen „rechts” kämpft, wie die deutschen Engagierten und Mitläufer wieder Nachbarn oder Kollegen denunzieren, Resolutionen unterzeichnen und Listen schreiben, um der Führung „entgegenzuarbeiten” (Ian Kershaw), wie sie das Recht und die geistige Freiheit über Bord werfen, um auf Linie zu sein, dann begreift man, dass sich durch diese ganze „Bewältigung” und „Auseinandersetzung mit der Vergangenheit” mental überhaupt nichts geändert hat.  [....]

Etwas anderes ist natürlich der Umgang mit der Shoa in Israel. Dort wirkt die Erinnerung identitätsstabilisierend, nicht ‑zerstörend. Dort gibt es keine erinnerungskulturelle Priesterkaste, die den Laien vorschreibt, was sie tun und denken sollen und Gedenksünder exkommuniziert. Aber wenn ich vorhin schrieb, dass israelische Jugendliche Auschwitz als Patrioten verlassen, muss hinzugefügt werden, dass die linken globalistischen Wortführer auch und gerade die Israelis auf die Liste der aussterbenswürdigen Völker gesetzt haben. In Deutschland wetteifern Rote und Grüne darin, Israel anzuprangern und zu boykottieren. Insbesondere Heiko Maas, der Chef der Anonymen Antisemiten oder was das Kürzel AA auch immer bedeutet, lässt seine Chargen in den UN-Gremien regelmäßig gegen Israel stimmen, während er zugleich seine Lippenbekenntnisse zum Holocaust absondert. So viel bewirkt „Erinnerungskultur”!    MK 

Erinnerungskultur in Deutschland ist wie Ritzen!

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