Stationen

Freitag, 17. Dezember 2021

Kaspar Hauser starb am 17. Dezember

1833 in Ansbach. Er selbst machte einen Attentäter dafür verantwortlich, der ihm drei Tage zuvor die tödlichen Stichverletzungen beigebracht haben soll. Dass er sich die Verletzungen (wie schon im Oktober 1829) selbst beigebracht haben könnte, wäre allerdings auch möglich. Erstaunlich, was man inzwischen über diese Angelegenheit alles weiß und was sich alles daran knüpfte! Zum Beispiel wusste ich nicht, dass als Vormund Kaspar Hausers nahe Verwandte so herausragender Persönlichkeiten fungierten: der Vater des Philosophen Feuerbach und der Schwager Hegels, Gottfried von Tucher (dieselbe Nürnberger Familie, die heute noch das Bier braut und deren einer Feinheimisch ins Leben rief).

Er wurde wohl 1812 geboren. Am 26. Mai 1828 tauchte er ca. 16-jährig mit deutlicher mentaler Retardierung plötzlich in Nürnberg auf. Auch wenn seine Erzählung, er sei, solange der denken könne, in einem dunklen Raum bei Wasser und Brot gehalten worden, deutlich Ausdruck einer Verwirrung war, erweckte sie doch internationales Interesse. Bald tauchte die Vermutung auf, es handle sich bei Hauser womöglich um den 1812 geborenen Erbprinzen von Baden, den man nach Austausch gegen einen sterbenden Säugling beiseite geschafft habe, um einer fürstlichen Nebenlinie zur Thronfolge zu verhelfen. Eine Gen-Analyse von 1996 widerlegte diese These, aber das konnten diejenigen, die am Tod des Erbprinzen Interesse hatten, ja nicht wissen. Die Überzeugung, dass er ermordet wurde, ist heute nach wie vor vorherrschend. Wichtig ist ja nicht, ob er wirklich der Badische Erbprinz war - wichtig ist, dass er dafür gehalten werden konnte und womöglich auch gehalten wurde. Dass Karlsruhe ihn beseitigen wollte und Ludwig I. in München (gegen dessen frustrierende Politik sich damals übrigens die Pfälzer gerade erhoben hatten) das auch als nötig ansah, ist nicht auszuschließen. Aber "wess mer's?" Nein, man weiß es nicht.
 
Abgesehen davon habe bisher nichts gefunden, was mir an diesem Ludwig gefällt. Was soll man auch von einem Menschen erwarten, der eine Kopie der Loggia dei Lanzi anfertigen lässt und als "Feldherrnhalle" in München aufstellt und der einen griechischen Tempel als Dependance von Disneyworld oberhalb der Donau bauen lässt und als Kwalhalla bezeichnet. Wenn es wenigstens irgendeine Affinität zwischen germanischen und griechischen Göttern gäbe, die über Krieg, Wetter und Erotik hinausginge (wobei es kühn ist, Freya mit Erotik in Zusammenhang zu bringen).

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