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Dienstag, 21. Mai 2024

Alexander Kähler ist die Schande Frankens

 Aber die Schande hat nun gewonnen. Krah hat sich aus allzu forscher Lust an Provokation, aus Gedankenlosigkeit, oder weil er für ein paar Sekunden geistesabwesend war, in ein Fettnäpfchen manövriert, aus dem er nie wieder herausfinden wird.

Nur dank Marco Gallina erfahre ich, dass Krah von La Repubblica gar nicht auf SS-Mitglieder angesprochen wurde, sondern auf die Offiziere! Selbst dem aufmerksamen Roger Köppel war dieses Detail entgangen.

Sofort sind Leute zur Stelle, die fragen, was denn SS-Offiziere wie Herbert Reinecker, Hans-Martin Scheyer und Joachim Fernau genau verbrochen hätten. Der Deutsche schafft es einfach nicht, seinen Kopf aus dem Sand zu ziehen. Karl Popper sagte einmal, wenn man mehr als ungefähr 300 Vertreter eines Terrorregimes bestraft, banalisiert man das Unrecht, weshalb man hier pragmatisch sein muss und davon absehen, alle Schuldigen zu betrafen. Genauso banalisiert man das Unrecht, wenn man unschuldige Führungspersönlichkeiten aufzählt, die es in solchen Situationen selbstverständlich auch immer gibt. Aber wenn ein intelligenter Mann das Selbstverständliche betont, dann macht er sich verdächtig, verliert seine Glaubwürdigkeit und schadet der Partei, die er vertritt. So einfach ist das manchmal in der Politik, wenn es um heikle Themen geht.

Ein Besuch Marzabottos war seit Jahrzehnten überfällig. Aber erst Gauck (ausgerechnet der unsägliche Gauck) besaß den Anstand, sich dort sehen zu lassen. Selbst Joschka Fischer vermied (in einer Zeit, in der Grüne noch gegenüber Konservativen opportunistisch sein mussten, um vorankommen zu können), dem Ort einen Staatsbesuch abzustatten; so gerne er das auch getan hätte! 

Nicht wie ein Kandidat etwas gemeint hat, zählt in der Politik, sondern wie es von der Mehrheit verstanden wird! Da können bei heiklen Themen wenige Sekunden genügen, um in einem Fettnäpfchen zu landen, aus dem man nie wieder herauskommt. Schade. Krah war einer der wenigen fähigen Männer, die es in der AfD gibt.

Auch worauf David Engels hinweist, ist bedenkenswert.

All dies ist beunruhigend. Denn statt aus der Trance zu erwachen, in die Merkel die Deutschen versetzt hatte, wird Deutschland immer weltfremder.

Das Problem ist ja nicht, dass Höcke "Alles für Deutschland" ruft. Das Problem ist, dass Höcke Deutschland als "total besiegtes Land" ansieht. Das ist wirklich gravierende Geschichtsblindheit. Obwohl die Angelsachsen nach 1945 Milde walten ließen (da man die BRD lieber als wirtschaftliche Speerspitze und später sogar als militärisches Glacis gegen die UdSSR einsetzen wollte) und die BRD nach nur 10 Jahren in die Gemeinschaft der Siegermächte aufnahmen (und Eisenhower einwilligte, die Frage der Begleichung deutscher Schulden auf nach Unterzeichnung eines Friedensvertrags zu vertagen... weshalb Kohl genau einen solchen Vertrag geschickt vermied zu unterzeichnen!), sieht Höcke nur ein "total besiegtes Land". 

Nach der Shoah wäre ja eigentlich ein Super-Versailles zu erwarten gewesen (weshalb viele Offiziere sagten: "Erst müssen wir den Krieg gewinnen, dann bringen wir Hitler um!" und sich weigerten an Stauffenbergs Attentat teilzunehmen). Statt dessen wurde Deutschland nach 1945 quasi für die Schmach von Versailles durch unverhoffte Milde entschädigt! Das wird Höcke wohl nie erkennen. Unterm Strich kann man fast sagen, der Krieg hatte sich für die Deutschen gelohnt bzw. sie wurden vom Schicksal dafür belohnt (wenn auch im Osten nur mit Plattenbau und Trabant). Denn es ging den Deutschen danach besser als je zuvor. Unter anderem, weil alle europäischen Völker nach dem Krieg so erschöpft waren, dass niemand Lust hatte, nochmal Krieg zu führen. 

Es war vor 25 Jahren alles viel zu schön, um wahr sein zu können bzw. um beständig dauern zu können. Der neue deutsche Größenwahn begann, als Joschka Fischer (während er sich um einen Sitz Deutschlands im UNO-Sicherheitsrat bemühte) verkündete: "Wir-sind-wieder-wer gibt's mit mir nicht". Dann kam der Wiedergutwerdungstaumel, die Trance, in die Merkel die Deutschen versetzte, dann der Schlamassel, mit dem sie uns infolgedessen beglückte und danach das Weiter-so, das durch Corona eine unvorhergesehene Intensivierung erfuhr. Inzwischen sind die Deutschen so sehr Harald Lesch und Eckart von Hirschhausen verfallen, dass per Gerichtsbeschluss das Weltklima gerettet werden muss und die WHO, wenn es nach den Deutschen ginge, uns wahrscheinlich noch mehr Vorschriften machen könnte als Brüssel. Deutschland wurde in einem Maße suizidär, das sich nicht einmal Sarrazin hätte träumen lassen. Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass dieser Mangel an Vitalität eine Spätfolge der Shoah ist. Man kann eben nicht Millionen von Familien mit industriellen Methoden ermorden, ohne den Verstand zu verlieren, sobald man sich dessen bewusst wird. Und dann wird die Sehnsucht nach Gerechtigkeit zur Todessehnsucht. Oder zur Anteilnahme am Schicksal der SS (die ja verhindert hat, dass Europa zu Stalins Beute wurde), wie bei Krah.

Jedenfalls wird Höckes optische Täuschung nicht an Phrasen wie "Wir brauchen eine 180°-Wendung" sichtbar, sondern an Kleinigkeiten wie dem "total besiegten Land".

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