Sie soll ein Appell sein, ein veritabler Mahnruf, ein „Ich klage an!“ und ein „Empört Euch!“ in einem, die „Erklärung der Vielen“.
Nachempfunden wohl den berühmten Empörungsschriften von Émile Zola oder
Stéphan Hessel, verkündet im Internet und später – einem Virus gleich –
in jedem Programmheft beteiligter Bühnen. Bejubelt natürlich, da sie
sich gegen „rechte Hetze“, den „Rechtsruck in Deutschland“ und die AfD
wendet. Daß diese demokratisch gewählt wird, immer mehr und
nachhaltiger, wird mit dem Hinweis auf die 1933er Analogie abgetan.
Doch diese „Erklärung“ ist ein aufgeblasenes Nichts. Wohlfeil und
voller Diffamierungen. Sie ist Ausdruck gedanklicher Gratis-Mentalität,
mit der man nur wie ein Schwamm aufsaugt, was der vermeintliche
Mainstream an Impulsen zum Besser-Fühlen zur Verfügung stellt. Ein
staatlich geförderter Verein verlegt regierungsamtliche Propaganda und
die Kulturszene – vorrangig die mit staatlichen Geldern alimentierte –
applaudiert eilfertig. Sie folgt bereitwillig der willkürlichen roten
Linie quer durch das gesellschaftliche Spektrum, gemäß der rechts von
ihr kein Diskurs mehr stattfinden soll. Was für eine billige Lösung!
Stil gleicht eher einer DDR-Ergebenheitsadresse
Das war noch anders bei Zola im 19. Jahrhundert. Der mußte noch von
Paris nach London fliehen, als seine Anklageschrift gegen die infame
Intrige um Albert Dreyfuss, ihm Prozeß und Haftstrafe bescherte. „Wo
Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, schreibt Hölderlin.
Bei Zola wuchs dadurch der Stil und „J’accuse“, seine Anklageschrift,
rettete sich in die Weltbedeutung. Dieses Schicksal wird der „Erklärung
der Vielen“ nicht zuteil werden. Aber es bestand ja auch keine Gefahr
für ihre Verfasser. Und es gab dazu keine Debatte. Im Gegenteil: Ihr
Stil gleicht eher einer DDR-Ergebenheitsadresse. „Wer ist hier nicht für
den Frieden? Na also!“ Belegschaften der Bühnen wurden oft nicht einmal
in Kenntnis gesetzt und erfuhren das Votum ihrer Intendanten aus dem
Spielplan.
Warum kommt es eigentlich den Orchester- und Theaterleuten nicht in
den Sinn, über ihre aktuelle Funktion zu sinnieren, „vorurteilsfrei“,
wie es Lessing anmahnte und im „Geist der Aufklärung“, der an „Kritik“
und „Vernunft“ appelliert? Warum fehlt die Kultur der Debatte, die
Kontroverse? Jedes Theaterstück, jede Sinfonie findet Normalität in
These und Antithese, in Einheit und Kampf der Gegensätze. Nur die
Gesellschaft duldet keinen Widerspruch, keine Alternative?
Wohlfeiler Jargon der Weltoffenheit
Man hat vielmehr den Eindruck, daß die Vertreter der Kunst, die sich
gern und oft als „Avantgarde“, als Kritiker von Obrigkeiten begreifen,
nun zu diesen überlaufen und – sich zum Herold einer alternativlosen
Illusionisten-Sicht machen wollen. Ganz freiwillig, und sogar ihren
sonst unentbehrlichen Pluralismus selbst zensierend.
Da wird der vermeintliche politische Gegner vom humanistischen
Grundkonsens verbannt, vom „Diesseits“, wie es heißt, anstatt dessen
Argumente genauso als Ausdruck humanitärer Verantwortung und
bürgerlicher Tugenden zu begreifen, vor allem für die eigenen Bürger,
aber natürlich auch für die Menschen, die bei uns Hilfe suchen.
Da werden Gerüchte verbreitet, unkritisch und im Konsens mit immer wieder voneinander abgeschriebenen Regierungsparolen.
Die helle Glocke der „Willkommenskultur“ läutet doch auch im
Kanzleramt längst nicht mehr, diese Positionen wurden auch von anderen
rationalen Entscheidern weitgehend geräumt. Der wohlfeile Jargon der
Weltoffenheit ist auf dem Wege in die nüchterne Realität. Die „Politik
der offenen Tür“, ein Zustand der Rechtlosigkeit, der Ignoranz und
Selbstzerstörung, wird nun sogar als Beginn größerer gesellschaftlicher
Neuordnungen, in vielen Ländern Europas übrigens, allgemein diskutiert.
Wo war die Avantgarde der Kunst in diesen Fragen?
Prothesen statt Thesen
In der „Erklärung der Vielen“ findet sich auch kein Wort darüber, daß
schon jetzt Konzerne viele Irrwege der vergangenen Jahre als Belebung
ihres Gewinns sehen, während die gigantischen Kosten die Aussichten für
Rente, Bildung, Infrastruktur und den Stand unseres Landes insgesamt
weiter eintrüben.
Es scheint, als habe ein Abfluß an Wissen, Einsicht und Empathie, an
Fähigkeit zur Differenzierung und zur Bestimmung der eigenen Aufgabe,
auch an den deutschen Bühnen und Orchestern eingesetzt. Denn dort lieben
sie offenbar nur noch die Wärme der Sonne statt den Wind der Kritik.
Gedankenverloren dienen sie sich der Obrigkeit an, haben sich
eingerichtet in einer wohlfeilen, kostenlosen, gefahrlosen
Gesinnungsethik ohne langfristige Verantwortung.
Prothesen statt Thesen, Propaganda statt Diskurs, Ausrufe und
Aussagen hallen schon – obwohl die Frage noch nicht zu Ende gestellt,
geschweige denn verstanden wurde. Das ist keine Kunst!
Die Sorgen haben ihre Berechtigung
Deutschland ist mit einer reichen Theaterlandschaft und unter anderem
drei der zehn weltbesten Orchester überaus reich an kulturellem Leben.
Aber es gibt viel zu tun. Vieles steht unter dem Vorbehalt der
Finanzierbarkeit, Reihen werden eingestellt, Festivals ohne Budget
ausgelobt, der ländliche Raum ist von dieser Lebendigkeit vielerorts
ganz abgeschnitten. Die Bürger „verstecken“ sich also nicht hinter der
„Maske der Sorge“, sondern sorgen sich mit großer Berechtigung.
Statt sich darüber zu empören, lohnte sich die Auslotung einer
künstlerischen Reflexion hierüber. Jede Kunst kann dazu einen wichtigen
und geschätzten Beitrag leisten. Propaganda wird keine Antwort sein.
„Wer die Wahrheit nicht kennt, ist nur ein Dummkopf. Wer sie aber kennt
und sie Lüge nennt, ist ein Verbrecher!“ (Bertolt Brecht) Weisheit ist
also keine Frage von Rechts oder Links!
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Matthias Moosdorf, geb. 1965 in Leipzig, Musiker
unter anderem im Leipziger Streichquartett, Konzerte in über 65
Ländern, mehr als 120 CD-Veröffentlichungen, 5 ECHO-Klassik Preise,
2008-2013 Gastprofessor an der Gedai-University of Arts, Tokyo, Gründung
mehrerer Kammermusik-Festivals, arbeitet für den AfD-Abgeordneten
Martin Hebner.
Eine Kampagne des Vereins DIE VIELEN e. V. hat bundesweit
Kultureinrichtungen dazu gebracht, so genannte „Erklärungen der Vielen“
zu unterzeichnen, worin die Verteidigung der Demokratie und der Freiheit
der Kunst gegen den „rechten Populismus“ proklamiert wird.
„Rechtspopulistische Gruppierungen“ würden Veranstaltungen stören, an
einer „Renationalisierung der Kultur“ arbeiten und einen „verächtlichen
Umgang mit Menschen auf der Flucht“ pflegen. Ihnen wird unterstellt, sie
würden „engagierte Kulturschaffende“ und Andersdenkende autoritär
unterdrücken, „sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten
verändern würden“.
In der Dresdner „Erklärung der Vielen“ wird mit „Pegida, Identitärer
Bewegung und AfD“ auch die Alternative für Deutschland explizit als
Feindbild der „Vielen“ benannt. Indem sich „die Vielen“ in ihrer
Erklärung „auf einem Boden stehend“ begreifen, „von dem aus die größten
Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden“, und indem
sie betonen, „in diesem Land [sei] schon einmal Kunst als entartet
diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht“
worden, insinuieren sie eine Verbindung zwischen der AfD und den
Nationalsozialisten und deren Verbrechen.
Die kulturpolitischen Sprecher der AfD-Landtagsfraktionen und der
kulturpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion weisen diese infame
Diffamierung auf das Entschiedenste zurück. Sie zeigen sich befremdet
darüber, dass zahlreiche Kulturschaffende in Deutschland sich dazu
bereitgefunden haben, eine Erklärung von derart simplifizierendem
Geschichtsbild und Schwarz-Weiß-Denken zu unterzeichnen. Die darin
behauptete Offenheit und Verteidigung der Pluralität wird durch die
aggressive Ausgrenzung aller, die etwa mit der Politik der
Masseneinwanderung nicht einverstanden sind oder generell ein
alternatives Kulturverständnis pflegen, unmittelbar Lügen gestraft.
Das Auftreten der „Vielen“ ist nicht pluralistisch und offen, sondern
monolithisch und autoritär. Wenn die Ausgrenzung einer Minderheit, der
„Wenigen“, durch die reklamierte Mehrheit, die „Vielen“, betrieben wird,
so manifestiert sich darin keine demokratische, sondern eine in
Ansätzen bereits totalitäre Gesinnung. Wer die Demokratie wirklich
verteidigen will, der sollte auch Minderheitenmeinungen zulassen, in den
Diskurs einbeziehen und den Dialog mit deren Vertretern suchen.
Die „Vielen“ wollen nach eigener Auskunft verhindern, dass die
„Rechtspopulisten“ kulturelle Veranstaltungen zu propagandistischen
Zwecken missbrauchen, bleiben aber jeden Nachweis schuldig, wo dies
jemals stattgefunden hätte. Die kulturpolitischen Sprecher der
AfD-Fraktionen stellen demgegenüber fest, dass von zahlreichen deutschen
Theaterbühnen herab und in diversen „Kunstaktionen“ unter dem
Deckmantel der Freiheit der Kunst gegen Funktionäre der AfD und dieser
nahestehende Personen gehetzt und agitiert worden ist. Erwähnt seien nur
das Stück „Fear“ an der Berliner Schaubühne, der Hakenkreuz-Vergleich
mit dem AfD-Logo am Theater Paderborn und Aktionen des „Zentrums für
politische Schönheit“. Regelmäßig werden zudem
Diskussionsveranstaltungen, an denen als „Rechtspopulisten“ diffamierte
Personen teilnehmen sollen, von Aktivisten der Kulturszene gestört und
verhindert.
Vor diesem Hintergrund kommen die kulturpolitischen Sprecher der
AfD-Fraktionen zu dem Ergebnis, dass die „Vielen“ einer klassischen
Projektion aufsitzen: Was sie einer imaginierten Minderheit ankreiden,
nämlich totalitär und unterdrückerisch zu agieren, dessen befleißigen
sie sich als selbsternannte und selbstgerechte Mehrheit selbst. Die
„Freiheit der Kunst“, die sie zu verteidigen vorgeben, untergraben sie
durch ihr eigenes Verhalten und vertiefen dadurch die Spaltung der
Gesellschaft. Welches Ensemblemitglied, welcher freischaffende Künstler
wagt es noch, sich gegen den Konformitätsdruck zu erheben, den die
„Vielen“ auf sie ausüben? Allen mutigen Künstlern und Kulturschaffenden,
die es trotzdem tun, gilt die Solidarität der Alternative für
Deutschland.
Nichtsdestoweniger laden die kulturpolitischen Sprecher der
AfD-Fraktionen alle Kulturschaffenden, die die „Erklärung der Vielen“
unterzeichnet haben, ein, mit ihnen in einen zivilisierten und
konstruktiven Dialog zu treten. Wir tun dies in der Überzeugung, dass
Kunst und Kultur frei bleiben sollen von ideologischer und politischer
Einflussnahme. Eine „aktivierende Kulturpolitik“ im Sinne einer
ideologischen Gängelung der Bevölkerung lehnen wir ab. Gerade darum hat
die „Freiheit der Kunst“ für uns oberste Priorität. Wem diese ein echtes
Anliegen ist, kann den Dialog mit uns nicht verweigern. AfD
Diese bekennenden Deppen sind ein ohne jede Hemmung um sich greifendes Vakuum. Kunst - und was dazu erklärt wurde und nun für Kunst gehalten wird - und die Kunstgeschichte und Kunstkritik und der ganze Markt, der sich in ihrem Umfeld entwickelt hat, sind das geworden, was früher einmal - als die Menschen noch glaubten und eigentlich viel mehr davon gehabt hätten, wenn der Gottesdienst in ihrer Volkssprache abgehalten worden wäre, als heute, wo es viel besser wäre, wenn er nur auf Latein abgehalten würde, weil diejenigen, die Religion in unserer Zeit noch zu begreifen in der Lage sind, ohnehin auch Gefallen am Latein haben, die meisten aber auf diese Weise nicht mit sperrigen Signifikaten belästigt würden und sich gleichzeitig am Klang und der Stimmung des Signifikanten erfreuen könnten - Kunst, Kunstgeschichte, Kunstkritik und Kunstmarkt, sagte ich, sind das geworden, was früher einmal die institutionalisierte Religion auf dem Höhepunkt ihrer weltlichen Macht geworden war: ein mystifizierendes Diskurshoheitsinstrument, das die Menschen verwirrt und ihrer kognitiven Fähigkeiten beraubt.
Halunken posieren heute als die angeblich "letzten Unschuldigen", die vorgeben, uns durch ihre bescheuerten Machwerke "zum Denken anregen" zu wollen und in Wahrheit ständig damit beschäftigt sind, jeden einzulullen, mit leeren Phrasen zu betäuben oder zu ächten, der wagt, einen eigenen Gedanken in ihr Territorium einzuschleusen. Ihre Sektiererei ist so verquast, verdreht, verkorkst und übergeschnappt wie die schlimmsten Manien mittelalterlicher Flagellanten. Und die Impfverweigerer und Bachblütenanbeter sind in dieser Sparte des Menschlich-allzumenschlich-Unmenschlichen entsprechend besonders hoch, vor allem, was die Gebildeteren unter den Verächtern des gesunden Menschenverstandes angeht. Es fehlen nur noch die Gewaltexzesse und die Blutbäder. Aber das kommt noch. Verlasst euch drauf.
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