Stationen

Dienstag, 26. März 2019

Erklärung der bekennenden Deppen

Sie soll ein Appell sein, ein veritabler Mahnruf, ein „Ich klage an!“ und ein „Empört Euch!“ in einem, die „Erklärung der Vielen“. Nachempfunden wohl den berühmten Empörungsschriften von Émile Zola oder Stéphan Hessel, verkündet im Internet und später – einem Virus gleich – in jedem Programmheft beteiligter Bühnen. Bejubelt natürlich, da sie sich gegen „rechte Hetze“, den „Rechtsruck in Deutschland“ und die AfD wendet. Daß diese demokratisch gewählt wird, immer mehr und nachhaltiger, wird mit dem Hinweis auf die 1933er Analogie abgetan.
Doch diese „Erklärung“ ist ein aufgeblasenes Nichts. Wohlfeil und voller Diffamierungen. Sie ist Ausdruck gedanklicher Gratis-Mentalität, mit der man nur wie ein Schwamm aufsaugt, was der vermeintliche Mainstream an Impulsen zum Besser-Fühlen zur Verfügung stellt. Ein staatlich geförderter Verein verlegt regierungsamtliche Propaganda und die Kulturszene – vorrangig die mit staatlichen Geldern alimentierte – applaudiert eilfertig. Sie folgt bereitwillig der willkürlichen roten Linie quer durch das gesellschaftliche Spektrum, gemäß der rechts von ihr kein Diskurs mehr stattfinden soll. Was für eine billige Lösung!
Stil gleicht eher einer DDR-Ergebenheitsadresse
Das war noch anders bei Zola im 19. Jahrhundert. Der mußte noch von Paris nach London fliehen, als seine Anklageschrift gegen die infame Intrige um Albert Dreyfuss, ihm Prozeß und Haftstrafe bescherte. „Wo Gefahr ist, wächst das Rettende auch“, schreibt Hölderlin.
Bei Zola wuchs dadurch der Stil und „J’accuse“, seine Anklageschrift, rettete sich in die Weltbedeutung. Dieses Schicksal wird der „Erklärung der Vielen“ nicht zuteil werden. Aber es bestand ja auch keine Gefahr für ihre Verfasser. Und es gab dazu keine Debatte. Im Gegenteil: Ihr Stil gleicht eher einer DDR-Ergebenheitsadresse. „Wer ist hier nicht für den Frieden? Na also!“ Belegschaften der Bühnen wurden oft nicht einmal in Kenntnis gesetzt und erfuhren das Votum ihrer Intendanten aus dem Spielplan.
Warum kommt es eigentlich den Orchester- und Theaterleuten nicht in den Sinn, über ihre aktuelle Funktion zu sinnieren, „vorurteilsfrei“, wie es Lessing anmahnte und im „Geist der Aufklärung“, der an „Kritik“ und „Vernunft“ appelliert? Warum fehlt die Kultur der Debatte, die Kontroverse? Jedes Theaterstück, jede Sinfonie findet Normalität in These und Antithese, in Einheit und Kampf der Gegensätze. Nur die Gesellschaft duldet keinen Widerspruch, keine Alternative?
Wohlfeiler Jargon der Weltoffenheit
Man hat vielmehr den Eindruck, daß die Vertreter der Kunst, die sich gern und oft als „Avantgarde“, als Kritiker von Obrigkeiten begreifen, nun zu diesen überlaufen und – sich zum Herold einer alternativlosen Illusionisten-Sicht machen wollen. Ganz freiwillig, und sogar ihren sonst unentbehrlichen Pluralismus selbst zensierend.
Da wird der vermeintliche politische Gegner vom humanistischen Grundkonsens verbannt, vom „Diesseits“, wie es heißt, anstatt dessen Argumente genauso als Ausdruck humanitärer Verantwortung und bürgerlicher Tugenden zu begreifen, vor allem für die eigenen Bürger, aber natürlich auch für die Menschen, die bei uns Hilfe suchen.
Da werden Gerüchte verbreitet, unkritisch und im Konsens mit immer wieder voneinander abgeschriebenen Regierungsparolen.
Die helle Glocke der „Willkommenskultur“ läutet doch auch im Kanzleramt längst nicht mehr, diese Positionen wurden auch von anderen rationalen Entscheidern weitgehend geräumt. Der wohlfeile Jargon der Weltoffenheit ist auf dem Wege in die nüchterne Realität. Die „Politik der offenen Tür“, ein Zustand der Rechtlosigkeit, der Ignoranz und Selbstzerstörung, wird nun sogar als Beginn größerer gesellschaftlicher Neuordnungen, in vielen Ländern Europas übrigens, allgemein diskutiert. Wo war die Avantgarde der Kunst in diesen Fragen?
Prothesen statt Thesen
In der „Erklärung der Vielen“ findet sich auch kein Wort darüber, daß schon jetzt Konzerne viele Irrwege der vergangenen Jahre als Belebung ihres Gewinns sehen, während die gigantischen Kosten die Aussichten für Rente, Bildung, Infrastruktur und den Stand unseres Landes insgesamt weiter eintrüben.
Es scheint, als habe ein Abfluß an Wissen, Einsicht und Empathie, an Fähigkeit zur Differenzierung und zur Bestimmung der eigenen Aufgabe, auch an den deutschen Bühnen und Orchestern eingesetzt. Denn dort lieben sie offenbar nur noch die Wärme der Sonne statt den Wind der Kritik. Gedankenverloren dienen sie sich der Obrigkeit an, haben sich eingerichtet in einer wohlfeilen, kostenlosen, gefahrlosen Gesinnungsethik ohne langfristige Verantwortung.
Prothesen statt Thesen, Propaganda statt Diskurs, Ausrufe und Aussagen hallen schon – obwohl die Frage noch nicht zu Ende gestellt, geschweige denn verstanden wurde. Das ist keine Kunst!
Die Sorgen haben ihre Berechtigung
Deutschland ist mit einer reichen Theaterlandschaft und unter anderem drei der zehn weltbesten Orchester überaus reich an kulturellem Leben. Aber es gibt viel zu tun. Vieles steht unter dem Vorbehalt der Finanzierbarkeit, Reihen werden eingestellt, Festivals ohne Budget ausgelobt, der ländliche Raum ist von dieser Lebendigkeit vielerorts ganz abgeschnitten. Die Bürger „verstecken“ sich also nicht hinter der „Maske der Sorge“, sondern sorgen sich mit großer Berechtigung.
Statt sich darüber zu empören, lohnte sich die Auslotung einer künstlerischen Reflexion hierüber. Jede Kunst kann dazu einen wichtigen und geschätzten Beitrag leisten. Propaganda wird keine Antwort sein. „Wer die Wahrheit nicht kennt, ist nur ein Dummkopf. Wer sie aber kennt und sie Lüge nennt, ist ein Verbrecher!“ (Bertolt Brecht) Weisheit ist also keine Frage von Rechts oder Links!
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Matthias Moosdorf, geb. 1965 in Leipzig, Musiker unter anderem im Leipziger Streichquartett, Konzerte in über 65 Ländern, mehr als 120 CD-Veröffentlichungen, 5 ECHO-Klassik Preise, 2008-2013 Gastprofessor an der Gedai-University of Arts, Tokyo, Gründung mehrerer Kammermusik-Festivals, arbeitet für den AfD-Abgeordneten Martin Hebner.


Eine Kampagne des Vereins DIE VIELEN e. V. hat bundesweit Kultureinrichtungen dazu gebracht, so genannte „Erklärungen der Vielen“ zu unterzeichnen, worin die Verteidigung der Demokratie und der Freiheit der Kunst gegen den „rechten Populismus“ proklamiert wird. „Rechtspopulistische Gruppierungen“ würden Veranstaltungen stören, an einer „Renationalisierung der Kultur“ arbeiten und einen „verächtlichen Umgang mit Menschen auf der Flucht“ pflegen. Ihnen wird unterstellt, sie würden „engagierte Kulturschaffende“ und Andersdenkende autoritär unterdrücken, „sobald sich die Machtverhältnisse zu ihren Gunsten verändern würden“.
In der Dresdner „Erklärung der Vielen“ wird mit „Pegida, Identitärer Bewegung und AfD“ auch die Alternative für Deutschland explizit als Feindbild der „Vielen“ benannt. Indem sich „die Vielen“ in ihrer Erklärung „auf einem Boden stehend“ begreifen, „von dem aus die größten Staatsverbrechen der Menschheitsgeschichte begangen wurden“, und indem sie betonen, „in diesem Land [sei] schon einmal Kunst als entartet diffamiert und Kultur flächendeckend zu Propagandazwecken missbraucht“ worden, insinuieren sie eine Verbindung zwischen der AfD und den Nationalsozialisten und deren Verbrechen.
Die kulturpolitischen Sprecher der AfD-Landtagsfraktionen und der kulturpolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion weisen diese infame Diffamierung auf das Entschiedenste zurück. Sie zeigen sich befremdet darüber, dass zahlreiche Kulturschaffende in Deutschland sich dazu bereitgefunden haben, eine Erklärung von derart simplifizierendem Geschichtsbild und Schwarz-Weiß-Denken zu unterzeichnen. Die darin behauptete Offenheit und Verteidigung der Pluralität wird durch die aggressive Ausgrenzung aller, die etwa mit der Politik der Masseneinwanderung nicht einverstanden sind oder generell ein alternatives Kulturverständnis pflegen, unmittelbar Lügen gestraft.
Das Auftreten der „Vielen“ ist nicht pluralistisch und offen, sondern monolithisch und autoritär. Wenn die Ausgrenzung einer Minderheit, der „Wenigen“, durch die reklamierte Mehrheit, die „Vielen“, betrieben wird, so manifestiert sich darin keine demokratische, sondern eine in Ansätzen bereits totalitäre Gesinnung. Wer die Demokratie wirklich verteidigen will, der sollte auch Minderheitenmeinungen zulassen, in den Diskurs einbeziehen und den Dialog mit deren Vertretern suchen.
Die „Vielen“ wollen nach eigener Auskunft verhindern, dass die „Rechtspopulisten“ kulturelle Veranstaltungen zu propagandistischen Zwecken missbrauchen, bleiben aber jeden Nachweis schuldig, wo dies jemals stattgefunden hätte. Die kulturpolitischen Sprecher der AfD-Fraktionen stellen demgegenüber fest, dass von zahlreichen deutschen Theaterbühnen herab und in diversen „Kunstaktionen“ unter dem Deckmantel der Freiheit der Kunst gegen Funktionäre der AfD und dieser nahestehende Personen gehetzt und agitiert worden ist. Erwähnt seien nur das Stück „Fear“ an der Berliner Schaubühne, der Hakenkreuz-Vergleich mit dem AfD-Logo am Theater Paderborn und Aktionen des „Zentrums für politische Schönheit“. Regelmäßig werden zudem Diskussionsveranstaltungen, an denen als „Rechtspopulisten“ diffamierte Personen teilnehmen sollen, von Aktivisten der Kulturszene gestört und verhindert.
Vor diesem Hintergrund kommen die kulturpolitischen Sprecher der AfD-Fraktionen zu dem Ergebnis, dass die „Vielen“ einer klassischen Projektion aufsitzen: Was sie einer imaginierten Minderheit ankreiden, nämlich totalitär und unterdrückerisch zu agieren, dessen befleißigen sie sich als selbsternannte und selbstgerechte Mehrheit selbst. Die „Freiheit der Kunst“, die sie zu verteidigen vorgeben, untergraben sie durch ihr eigenes Verhalten und vertiefen dadurch die Spaltung der Gesellschaft. Welches Ensemblemitglied, welcher freischaffende Künstler wagt es noch, sich gegen den Konformitätsdruck zu erheben, den die „Vielen“ auf sie ausüben? Allen mutigen Künstlern und Kulturschaffenden, die es trotzdem tun, gilt die Solidarität der Alternative für Deutschland.
Nichtsdestoweniger laden die kulturpolitischen Sprecher der AfD-Fraktionen alle Kulturschaffenden, die die „Erklärung der Vielen“ unterzeichnet haben, ein, mit ihnen in einen zivilisierten und konstruktiven Dialog zu treten. Wir tun dies in der Überzeugung, dass Kunst und Kultur frei bleiben sollen von ideologischer und politischer Einflussnahme. Eine „aktivierende Kulturpolitik“ im Sinne einer ideologischen Gängelung der Bevölkerung lehnen wir ab. Gerade darum hat die „Freiheit der Kunst“ für uns oberste Priorität. Wem diese ein echtes Anliegen ist, kann den Dialog mit uns nicht verweigern.   AfD


Diese bekennenden Deppen sind ein ohne jede Hemmung um sich greifendes Vakuum. Kunst - und was dazu erklärt wurde und nun für Kunst gehalten wird - und die Kunstgeschichte und Kunstkritik und der ganze Markt, der sich in ihrem Umfeld entwickelt hat, sind das geworden, was früher einmal - als die Menschen noch glaubten und eigentlich viel mehr davon gehabt hätten, wenn der Gottesdienst in ihrer Volkssprache abgehalten worden wäre, als heute, wo es viel besser wäre, wenn er nur auf Latein abgehalten würde, weil diejenigen, die Religion in unserer Zeit noch zu begreifen in der Lage sind, ohnehin auch Gefallen am Latein haben, die meisten aber auf diese Weise nicht mit sperrigen Signifikaten belästigt würden und sich gleichzeitig am Klang und der Stimmung des Signifikanten erfreuen könnten - Kunst, Kunstgeschichte, Kunstkritik und Kunstmarkt, sagte ich, sind das geworden, was früher einmal die institutionalisierte Religion auf dem Höhepunkt ihrer weltlichen Macht geworden war: ein mystifizierendes Diskurshoheitsinstrument, das die Menschen verwirrt und ihrer kognitiven Fähigkeiten beraubt.
Halunken posieren heute als die angeblich "letzten Unschuldigen", die vorgeben, uns durch ihre bescheuerten Machwerke "zum Denken anregen" zu wollen und in Wahrheit ständig damit beschäftigt sind, jeden einzulullen, mit leeren Phrasen zu betäuben oder zu ächten, der wagt, einen eigenen Gedanken in ihr Territorium einzuschleusen. Ihre Sektiererei ist so verquast, verdreht, verkorkst und übergeschnappt wie die schlimmsten Manien mittelalterlicher Flagellanten. Und die Impfverweigerer und Bachblütenanbeter sind in dieser Sparte des Menschlich-allzumenschlich-Unmenschlichen entsprechend besonders hoch, vor allem, was die Gebildeteren unter den Verächtern des gesunden Menschenverstandes angeht. Es fehlen nur noch die Gewaltexzesse und die Blutbäder. Aber das kommt noch. Verlasst euch drauf.

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