Dienstag, 26. März 2019
Umweltschutz und Kindergartenlogik
Die Stadt Berlin ist voller Menschen, die die Umwelt schützen wollen. Einige sind so engagiert, dass sie sich einen Bienenstock aufs Dach stellen und zu Hobbyimkern werden [...].
Aber wenn in Berlin noch mehr Honigbienen gehalten werden, dann nehmen sie bald den Wildbienen die Nahrung weg – dabei sind es in Wahrheit die Wildbienen, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten stehen.
Auch die Stadt Straßburg ist voller Menschen, die die Umwelt schützen wollen. 571 von ihnen haben im Europäischen Parlament dafür gestimmt, daß Strohhalme, Wattestäbchen und Einweggeschirr aus Plastik verboten werden [...].
Aber Europas Kunststoffmüll [...] wird meistens ordentlich entsorgt. Das Plastik im Meer stammt häufig aus Asien. Außerdem sind Alternativen aus Holz oder Bambus nicht unbedingt umweltfreundlicher: Sie brauchen Chemikalien zur Herstellung und mehr Energie beim Transport (um nur die größten Nachteile zu nennen).
Umweltverbände stellen ein – oft reales und bekämpfenswertes – Naturschutzproblem in den Mittelpunkt ihrer PR-Agenda. Wohlmeinende Bürger wollen dieses Problem lösen. Sie tun das Naheliegendste, was ihnen einfällt, und beruhigen so ihr Gewissen. Ein Verbot wird beschlossen, Politiker sammeln neue Stimmen, die Umweltverbände haben ihre Spenden gerechtfertigt.
Barbara Hendricks weiß all das. Sie gab sogar öffentlich zu, daß Papiertüten nicht umweltfreundlicher sind als Plastik. Trotzdem lobte sie Rewe – für das Signal, das von dem Supermarkt ausgehe.
Bäckereien wiederum verkaufen jetzt zu hohen Preisen Mehrwegbecher für den Mitnehm-Kaffee. Doch Herstellung und Spülen kosten Energie und Wasser, und zwar viel. Je nach Material müssen die Becher bis zu 3000 Mal genutzt werden, bevor sie so umweltfreundlich sind wie Pappbecher. Die meisten Mehrwegbecher dürften dann schon kaputt oder verloren sein. Patrick Bernau
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