Es kann sein, dass an diesem Wochenende die Gelbwestenproteste richtig
übel ausgehen. Der innenpolitisch auf dem letzten Loch pfeifende Macron
hat das Militär gegen die Protestler aufgeboten. Dieser Beau, der seinen
eigenen Laden nicht in Ordnung bringen kann, meldet die Führungsrolle
in der EU an, die er in einen von Frankreich geführten, von Deutschland
bezahlten und von ihm als Obergockel repräsentierten Bund umwandeln
will. Er hat zwar außer Merkel und dem Trinker keine Verbündeten mehr,
aber es verwundert schon, dass er auf der sogenannten europäischen Bühne
nicht ausgelacht wird.
Bis jetzt sind hunderte Menschen während
der Demonstrationen zum Teil schwer verletzt worden – fast ausnahmslos
Zivilisten –; über die Zahl der Todesopfer und den unmittelbaren
Zusammenhang mit Polizeigewalt herrscht Unklarheit – Fakt ist: Es hat
auch einige Tote gegeben –; und mehrere tausend Menschen sitzen im
Gefängnis. Augenzeugen behaupten, dass eine paramilitärische EU-Truppe
namens Eurogendfor zum
Einsatz kommt, von der niemand weiß, wem genau sie untersteht, für
deren Taten die Länder haften, in denen sie eingesetzt wird und die aus
ausländischen, vorwiegend osteuropäischen Söldnern besteht, deren
Solidarität mit den Ausländern, gegen die sie eingesetzt werden, gering
ist – ein Blick in die Zukunft eines Europa nach der Vorstellung von
Macron, Merkel e tutti quanti. Die Videos auf dieser Facebookseite vermitteln einen Eindruck davon, was im Nachbarland tatsächlich passiert.
Die
Drohung des Präsidenten mit der Armee scheint die Insurgenten freilich
nicht zu schrecken. Man vergleiche einmal die Bereitschaft unserer
Nachbarn zum Aufstand mit der rechtsrheinischen Schafsgeduld; behaupte
doch keiner, nationale Mentalitäten seien "Konstrukte".
Die Gelbwesten kommen aus der ausgeplünderten und täglich neu betrogenen Mittelschicht; es ist eine soziale Rebellion derer, die das Land mit ihrer Arbeit am Laufen halten
und am Monatsende immer weniger auf dem Konto haben, während der
Präsident Fotos aus dem Skiurlaub postet oder mit seinen Freunden auf
Oberschichtspartys den "demonstrativen Verbrauch" (Thorstein Veblen)
zelebriert. Die Proteste sind zuletzt immer gewalttätiger geworden, weil
sich Randalierer aus dem schwarzen Block unter die Demonstranten
gemischt haben, offenbar auch Muslime, wie der Philosoph Alain
Finkielkraut erfuhr, der am Rande einer Demonstration als Jude
beschimpft wurde, von Muslimen, wie er selber sagte, was die deutsche
Lückenpresse auf bewährte Weise verschwieg ("Die Gelbwesten scheinen in
ein linkes und ein rechtes Lager zu zerfallen. Beide rufen dem
Philosophen Alain Finkielkraut antisemitische Schimpfworte nach.
Mehrheits-Frankreich ist empört. Könnte dies das Ende der Bewegung
werden?", hub die entsprechende Relotiade bei Spiegel online wunschweltenwonnig an).
Der Chefredakteur des Pariser Nachrichtenportals Mediapart,
Edwy Plénel, der ein Buch über die Gelbwesten geschrieben hat, sagt,
Macron und seine Regierung "unternehmen alles, um die Bewegung zu
brutalisieren und zu kriminalisieren"; er spricht von einem regelrechten
"Sozialhass" der Pariser Eliten. Das legt natürlich den Gedanken nahe,
dass die vermummten Randalierer nicht ganz zufällig und nicht nur aus
eigener Entscheidung neuerdings die Proteste anheizen, denn wer
heutzutage eine Rebellion blutig beenden will, der muss sich erst einmal
durch Gewalt der Gegenseite die Legitimation dafür verschaffen. Weder
die Protestler noch die Polizei- oder Armeeangehörigen entstammen
Macrons Soziotop; Monsieur le Président könnte es gleichgültig sein,
wenn dieser Pöbel sich in der von ihm bereiteten Arena gegenseitig an
die Gurgel ginge. Hat er den Konflikt über Einflussagenten anheizen
lassen, um nun radikal gegen ihn vorgehen zu können (eventuell sogar
unter Einbeziehung von Teilen der Merkeljugend)?
Dagegen
spricht, dass die Herbeirufung des Militärs für die Niederschlagung der
Proteste ein gewisses Risiko auch für Macron selber bedeutet. Sollte die
Sache in einen veritablen Bürgerkrieg münden – und die Franzmänner
scheinen dazu eine gewisse periodische Neigung zu verspüren –, könnte
der Präsident selber aus dem Amt gejagt werden. Vor kurzem wurde der
Satz eines Offiziers der Fremdenlegion kolportiert, wenn die Regierung
das Militär gegen französische Bürger einsetze, werde das nicht das Ende
der Proteste, sondern das der Regierung sein.
Monsieur le Président
Je ne veux pas la faire
Je ne suis pas sur terre
Pour tuer des pauvres gens...
(hier)
Wie
auch immer das Wochenende verläuft – Napoleon III. 2.0 ist besonders
nervös, weil er sich mit dem chinesischen Staatschef Xi trifft, vor dem
er sich einerseits nicht blamieren will und den er andererseits gewiss
um seine Möglichkeiten der Oppositionsbekämpfung glühend beneidet –:
"Macron und Merkel werden fallen wie Kegel" (Steve Bannon), und was mich
betrifft, "ich freue mich darauf" (Katrin Göring-Eckhardt). MK
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