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Mittwoch, 25. März 2020

Dante-Tag



Nach einer der beiden plausiblen Thesen begann Dantes Jenseitsreise am 25. März. Und so wurde beschlossen, für die Einführung eines Dante-Tags den 25. März zu wählen. Heute wird er zum ersten Mal begangen.






Flache Erde - Dante beschrieb sogar, wie sich die Erdanziehung am Erdmittelpunkt umkehrt, als er dort mit Vergil hinabsteigt und dann, um weiterzukommen und ohne Richtungsänderung [!wenn Höcke das wüsste] wieder aufsteigen zu können, eine 180°-Drehung vollziehen muss. Dass Dante in Deutschland von kaum jemandem gelesen wird (was sich, seit Flasch die Commedia übersetzt hat, hoffentlich ändert), rächt sich: in Deutschland konnte sich der irrsinnige Glaube, man habe in Europa, bevor Kolumbus nach Amerika fuhr, geglaubt, die Erde sei eine Scheibe, ungehindert ausbreiten. Kein Geschichtslehrer, der nicht dazu beigetragen hätte, indem er sich über das Mittelalter lustig machte. Ja sogar an den Universitäten fand diese klugscheißerische Wahnvorstellung Verbreitung, und besonders die linken Professoren, die sich so viel auf ihren "kritischen Verstand" einbilden, rissen Witze darüber und belehrten die Studentierenden, die herrschende Klasse habe mit Hilfe der Pfaffen dem Volk, das einst Herr seiner Sinne war, Hören und Sehen vergehen lassen und ihm die Deutungshoheit von Kirche und Adel aufgezwungen: der Matrose traute angeblich seinen Augen nicht mehr, obwohl er sah, dass er die Aufbauten entfernter Schiff erkennen konnte, wenn er nur zur Mastspitze des eigenen Schiffes hinaufstieg. Im Fahrwasser dieser Schmähungen wurde auch die Kopernikanische Wende (die ausnahmsweise mal mit Erkenntnisgewinn zusammenhängt) zu einem Vorwand, um dem Vatikan Stumpfsinn zu unterstellen (Kopernicus wurde übrigens besonders von Luther und Melanchthon geschmäht, während Clemens VII. keine Einwände hatte). Aber auch in diesem Fall stellt sich, wenn man genauer hinsieht, heraus, dass sich Galileos Geschichte ganz anders abspielte, als Bert Brecht gern hätte.

Aber auch Karlheinz Weißmann, der sich immerhin zugute halten kann, so manchen historiographischen Unsinn entlarvt zu haben, erzählt in seinem Buch Deutsche Geschichte für junge Leser, das Märchen vom mittelalterlichen Denkmodell einer Flache Erde. Sehr ärgerlich, um so mehr, als es sich um eine an junge Leser gerichtete Orientierungshilfe im schwer durchdringbaren Lügenäther des Geschichtsunterrichts an deutschen Gymnasien handelt.
Eine in Zusammenarbeit mit dem Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung durchgeführte Studie, die deutsche und österreichische Geschichtsschulbücher aus dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts untersuchte (Stichjahr 2009), kam zu dem Ergebnis, dass in einem großen Teil der Lehrwerke bis heute die These des mittelalterlichen Glaubens an eine Erdscheibe verbreitet wird. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts sei demnach, so der Historiker Roland Bernhard, in den Schulbüchern der Umschwung zu immer fiktiveren, unter anderem in der Tradition von Washington Irvings Erzählungen stehenden Darstellungsweisen vollzogen worden.

Es ist eine bittere Einsicht, feststellen zu müssen, dass in einem Rechtsstaat wie Deutschland Schulbücher verwendet werden, die nicht nur die Wahrheit verschweigen (wie vor 17 Jahren, als Geschichtsschulbücher, die vom Genozid an den Armeniern berichteten, wieder eingestampft wurden, bloß weil die Türkei dagegen protestiert hatte - ein Vorfall, von dem im "nie vergessenden Netz" heute keine Spur mehr zu finden ist, selbst bei der WayBackMachine nicht: das ist Totalitarismus), sondern auch eklatante Unwahrheiten verbreiten. 
Vor 30 Jahren, als ich in Italien feststellen musste, dass den Deutschen sowohl die Bombardierung Montecassinos (durch die Alliierten) als auch die Ermordung der Italiener Istriens (durch Titos Widerstandskämpfer) in die Schuhe geschoben wurde, hätte ich nicht für möglich gehalten, dass es auch im deutschen Bildungssystem zu Verdrehungen dieser Art kommen könnte.

Von Ernst Ravenstein (1834–1913)/Digitalised: Universitätsbibliothek Freiburg i. Br. / J 4554,d - Ernst Ravenstein: Martin Behaim. His Life and his Globe. London 1908 http://digilib.ub.uni-freiburg.de/document/318545497/, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27439808

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