Erst vor kurzem hat das Land NRW eine eigene Vertretung in Tel Aviv
eröffnet. Das musste sein, obwohl in Israel neben der deutschen
Botschaft und dem Goethe-Institut alle Stftungen deutscher Parteien, von Konrad Adenauer bis Rosa Luxemburg, aktiv sind, um die Zivilgesellschaft in Israel und die Zwei-Staaten-Lösung voranzubringen. Hinzu kommen private deutsche Stiftungen, die diverse Projekte aus Forschung und Wissenschaft fördern.
Dann gibt es noch das deutsch-israelische Zukunftsforum, das deutsch-israelische Jugendwerk, die deutsch-israelische Industrie- und Handelskammer und
eine Reihe weiterer deutsch-israelischer Institutionen, die damit
besschäftigt sind, Brücken zwischen Deutschland und Israel zu bauen. Die
beiden Länder sind bestens verdrahtet und vernetzt, besser als Bayern
und Baden-Württemberg. Im Prinzip ist Israel längst ein deutsches
Bundesland mit einem Sonderstatus, der ihm eine weitgehende Autonomie
garantiert (bis jetzt hat die Bundeskanzlerin Israel jedenfalls noch nicht
aufgefordert, ein Wahlergebnis rückgängig zu machen).
So eine symbiotische Beziehung muss natürlich gepflegt werden.
Deswegen wurden der Kanzlerin so gut wie alle Auszeichnungen verliehen,
die von jüdischen Organisationen an Persönlichkeiten vergeben werden,
die sich um „das jüdische Leben“ verdient gemacht haben, wie auch immer.
Zuletzt war es der Theodor-Herzl-Preis des Jüdischen Weltkongresses, der ihr feierlich umgehängt wurde.
Dass ausgerechnet die Juden dieser Übergeschnappten Preise verleihen, zeigt, dass nicht nur Deutschland durch die Shoah einen Dachschaden davongetragen hat. Wie könnte es auch anders sein.
Es gibt inzwischen ein unlösbares Problem: nach zahllosen Preisen und 17
Ehrendoktorhüten, davon drei aus Israel, wird die One-Woman-Show
allmählich unübersehbar peinlich. Den Laudatoren gehen die Worte aus. Deswegen müssen
neue Preisträger her. Zum Beispiel Armin Laschet, der MP von NRW und
Anwärter auf den Job des Kanzlers.
Für sein Engagement für das Judentum bekam
er jetzt den Israel-Jacobson-Preis der Union progressiver Juden in
Deutschland. Sozusagen im Vorgriff auf die Kanzlerschaft.
Was bewegt diese Idioten, Laschet zu fördern???
Laschet bedankte sich mit einer Rede, in der er das sagte, was bei solchen Anlässen gesagt wird. Das
Judentum ist Teil Deutschlands, ist Teil der deutschen Kultur, hat die
deutsche Kultur mitgeprägt, die Literatur und die Musik und vieles
andere mehr.
Vielen dank, liebe Juden, danke Heinrich Heine, danke Alfred Ballin,
danke Hans Rosenthal, danke Lilli Palmer, danke Ilja Richter, dass ihr unsere Kultur mitgeprägt habt!
Laschet nutzte die Gelegenheit, um zweierlei festzuhalten. Erstens: Mancher
ist bei uns leicht bei der Hand, insbesondere auf der politischen
Rechten, der sagt, der Antisemitismus ist eingewandert. Er war aber
immer da. Zweitens: Linke vertreten vielleicht manche These, die ich nicht teile, aber sie ziehen nicht mordend durchs Land.
Laschet, Jahrgang 1961, ist eigentlich alt genug, um sich an die RAF
zu erinnern, die in den 70er und 80er Jahren mordend durchs Land zog.
Die Liste der RAF-Opfer
ist lang, einige der Morde sind bis heute nicht aufgeklärt. Macht
nichts, ein Politiker muss nicht alles wissen. Er muss auch nicht das
Buch "Die Bombe im jüdischen Gemeindehaus" von Wolfgang Kraushaar über linken Terror und linken Antisemitismus gelesen haben. Und bei „Entebbe"
nicht daran denken, dass es linke deutsche Revolutionäre waren, die
ihren arabischen Freunden halfen, Juden zu selektieren. Von Ulrike Meinhof
nicht zu reden, die das Olympia-Massaker von 1972 mit den Worten
kommentierte, die israelische Regierung habe ihre Sportler „verheizt,
wie die Nazis die Juden“.
Das alles ist an Laschet vorbeigerauscht, wie ein Schnellzug von Hamm nach Herne. Es reicht, dass er ein Pils von einem Alt
unterscheiden kann. Mehr muss der MP von NRW nicht können, nicht
einmal, wenn er Kanzler werden möchte.
Dieses Land ist hoffnungslos verblödet.
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