Stationen

Samstag, 7. März 2020

Mystiker Heisenberg



Der Großvater ein Schmied aus Osnabrück, der Vater August ein Byzantinist aus Würzburg.

Ein sehr schöner Film, abgesehen vom Ende, wo auf unzulässige Weise die für subatomare Teilchen geltenden Schlussfolgerungen auf die Soziologie in unserer makroskopischen Lebenswelt übertragen werden und so ein sektiererischer Relativismus angestoßen wird.
Leider wird auch verschwiegen, dass ausgerechnet Carl Friedrich von Weizsäcker während des Nationalsozialismus ein geheimes Patent für die Atombombe angemeldet hatte*, an deren Bau ihn nicht Heisenberg und sein eigenes Gewissen gehindert haben, sondern allein "göttliche Gnade", wie Weizsäcker es nannte, als er darauf angesprochen wurde. Er habe damals gedacht, den Führer führen zu können, wenn er ihm eine so mächtige Waffe angeboten hätte, sagte er.

Was im Film über die Amerikaner und Heisenberg behauptet wird, ist daher nicht besonders glaubwürdig. Umso glaubwürdiger ist somit, was die Amerikaner über ihn behauptet haben.
Für mich ein bitteres Fazit. Weizsäcker war das Idol meiner Jugendzeit. Auf Grass war ich nie reingefallen, aber als Weizsäckers einstiger Eifer ans Licht kam, musste ich einsehen, dass ich auf Weizsäcker komplett reingefallen war. Ich identifizierte mich vollständig mit ihm.
Immerhin ließ er schon im "Garten des Menschlichen" anklingen, dass er mit einem "unverdient sauberen Fragebogen" aus der NS-Herrschaft herauskam.
Was ist daraus zu lernen? Dass gerade so edle Wunderkinder wie Weizsäcker und Heisenberg unter Umständen besonders gefährlich werden können, wenn sie sich in schlechter Gesellschaft befinden. Letztlich ist das Gesellschaftssystem entscheidend! Helmut Kohl wurde einst durch Nazis von unerschütterlicher politischer Festigkeit aufgebaut. Aber im Rahmen eines stabilen Systems, das erst jetzt, durch Merkel, Antifa und das Delirium meiner Generation einer Belastung ausgesetzt ist, der es womöglich nicht standhält.

*Das ist ein bisschen ernster als die SS-Mitgliedschaft eines 17-jährigen. Anders als so viele, die sich von Grass abwandten, weil sie sich hintergangen fühlten, wurde er mir erst nach seinem Bekenntnis sympathisch und vor allem plausibel! Ich hatte immer gespürt, dass irgendetwas an ihm nicht stimmte, aber es war mir nie gelungen, mir einen Reim darauf zu machen. Plötzlich war alles klar. Der gekrümmte Raum seines Werks wie der seiner Ausstrahlung.

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