Sie setzt wieder auf ihre alte Methode: abwarten, beobachten, die Stimmung testen und dann häppchenweise Maßnahmen in Gang setzen. Das ist die "unaufgeregte Art", die Michael Spreng so sehr an ihr liebt. Und sie gibt Stellungnahmen ab, die so sibyllisch wie möglich sind. Halb Medusa, halb Sphinx.
In Italien gibt es in jedem Fernsehfilm werbespotartige Unterbrechungen, die die Menschen zu richtigem Verhalten anweisen:
- Oft Hände waschen.
- Distanz (2 Meter) zu Menschen halten, die an Infektionen der Atemwege leiden.
- Niemandem die Hand geben.
- Zu allen Menschen mindestens 1 Meter Abstand halten.
- Immer Taschentuch bereit halten, um ins Taschentuch zu niesen oder zu husten: Tröpfchenaerosol vermeiden. Kontakt der Atemsekretionen mit den Händen ebenso vermeiden.
- Keine Trinkgefäße mit anderen Menschen teilen.
- Augen, Nase und Mund nicht mit den Händen berühren.
- Oberflächen mit Desinfektionsmittel säubern, die Chlor oder Alkohol enthalten.
- Masken nur tragen, wenn man glaubt, krank zu sein oder Kranke pflegen muss.
- Menschenmengen vermeiden.
Das historische Beispiel von St. Louis zeigt, dass es der falsche Weg ist, die Entwicklung nur zu beobachten und erst dann von Region zu Region einzugreifen, wenn die Fallzahlen noch weiter nach oben gehen, sondern, dass es nur frühzeitig nützt, die Sozialkontakte auf ein Minimum zu reduzieren, besser heute als morgen, gerade dann, wenn es noch wenige Fälle gibt.
http://www.salute.gov.it/nuovocoronavirus
Der trotzige Johnson ist fatalistisch. Er setzt auf die natürliche Entstehung der Herdenimmunität. Offenbar schließt sein Berater jetzt schon aus, dass ein Impfstoff entwickelt werden kann, bevor sich die Herdenimmunität auf natürlichem Wege aufbaut.
Um die zu erreichen (falls sie überhaupt entsteht), müssen aber 60% der Bevölkerung (in Groß Britannien sind das 40 Millionen Menschen) angesteckt werden. Wenn ich recht informiert bin, bedeutet das, wenn 1% der Infizierten sterben, dass 400.000 Menschen tot sind, bevor die Herdenimmunität vorhanden ist. "As Mr Johnson concedes, many loved ones will die." Genau deshalb geht man in Italien einen anderen Weg. Aber Johnson geht davon aus, dass Italien deshalb im Herbst um so mehr leiden wird und GB dann das Schlimmste schon hinter sich hat. Typisch Johnson.
Besonders ärgerlich ist nebenbei, dass dieser Virus den status quo einfriert. Der CDU-Parteitag wurde schon verschoben. Merz scheitert womöglich an Söder, an Merkels Kumpan Sars-CoV-2, an Väterchen Zeit und an der Tatsache, dass kein Volk während einer Schlacht den Feldherrn wechselt, selbst einen schlechten nicht. Dafür braucht die CDU den Virus nicht einmal zu instrumentalisieren! Im Gegenteil, Merkel kann sich sogar zurücklehnen und anderen vorwerfen, sie instrumentalisierten ihn, sobald die auch nur versuchen, Kapital aus Merkels Phlegma zu ziehen. Irgendwann erholt sich die CDU womöglich von ihrem Umfragetief, weil Deutschland aus purer Trägheit in nordkoreanische Lethargie fällt, und Merkel wird nochmal gewählt. Man kommt auf die irrsinnigsten Gedanken, was Deutschland betrifft.
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