Während bei uns noch darüber diskutiert wird, ob es rechtens sei,
anonymisierte Daten für Bewegungsstromanalysen zu nutzen, ist Italien um
einiges weiter. Die „koreanische Methode“, die auch von der WHO
empfohlen wird, besteht darin, möglichst viele zu testen, die
Infizierten zu isolieren, sie zu behandet und ihre Kontakte zu
ermitteln. Auf diese Weise ist es in Südkorea gelungen, die
Infektionskurve deutlich abzusenken.
Der wichtigste Unterschied zu den europäischen Ländern besteht in der
wesentlich höheren Zahl der Virustests. Bis 23. März wurden 340.000 der
51 Millionen Südkoreaner auf Covid-19 getestet. In Italien (60
Millionen Einwohner) waren es 260.000, in Österreich (8,9 Millionen)
erst 24.000. Die Forderung von Pamela Rendi-Wagner, die Tests auf alle
Kontaktpersonen von Infizierten auszuweiten, ist absolut nicht
„populistisch“.
Der zweite Unterschied besteht in den Befugnissen der Behörden. In
Südkorea dürfen sie auf die Smartphone- und Kreditkartendaten der
positiv Getesteten zugreifen, um ihre Kontaktpersonen ermitteln, die
Infektionsketten aufdecken und die Krankheitsverläufe erfassen zu
können. In Singapur wird seit Freitag dazu die App „TraceTogether“
eingesetzt. Italien beginnt in Umbrien einen entsprechenden Pilotversuch
zur Erprobung der App „StopCovid19“.
Es liegt auf der Hand, dass die Nutzung von Standortdaten ein
besonders gefährlicher Eingriff in die Freiheit darstellt. Bisher wurde
noch jede Krise zur Ausweitung staatlicher Kontrollen genützt, warum sollte das diesmal anders sein? Doch können wir es uns noch leisten, aus
Rücksicht auf den Datenschutz und das Recht auf Privatsphäre auf die
digitale Überwachung zu verzichten, wenn sie zur Bekämpfung der Seuche
nötig ist? Rezza antwortete darauf: „Wir sind im Krieg und wir müssen
alle Waffen einsetzen, die wir haben.“ Kein Land wird den Notbetrieb auf
Dauer durchhalten. Sobald sich das Leben wieder normalisiert – bei uns
hoffentlich am 13. April –, werden genaue Informationen über die
Verbreitung des Virus erst recht gebraucht werden. Karl-Peter Schwarz
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