Ich bin ein Junge und heiße jetzt Paul.“ Mit dieser oder ähnlichen Erklärungen seitens ihrer Tochter beginnt für eine wachsende Zahl von Eltern ein neues Kapitel im Familienleben. Soziale Medien und Sendungen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ermutigen Jugendliche dazu, den Weg ins andere Geschlecht zu wagen. „Trans“ ist „hip“. Die amerikanische Gynäkologin und Forscherin Lisa Littmann hat den Begriff der „Rapid Onset Gender Dysphoria (ROGD)“ geprägt. Eine plötzlich auftauchende Geschlechtsdysphorie gerade bei jungen Mädchen im Jugendalter (ROGD) beruht laut Littmann oft auf dem Phänomen der „sozialen Ansteckung“, das zu einer statistisch unwahrscheinlichen Häufung von Fällen in ein und demselben sozialen Umfeld verantwortlich ist.
Eltern werden vom Transitionswunsch überrascht
„Viele Eltern werden überrascht, dass sie plötzlich von ihrem eigenen Kind zu hören oder zu lesen bekommen, es wolle jetzt ab sofort ins andere Geschlecht wechseln“, sagt Hedwig von Beverfoerde, die Koordinatorin des Aktionsbündnisses „Demo Für Alle“ im Gespräch mit der „Tagespost“. Die „Demo Für Alle“ hat vor kurzem ein zweiminütiges Aufklärungsvideo veröffentlicht. Über Soziale Medien oder andere Wege werde zunehmend gerade den Mädchen suggeriert, man könne sein Geschlecht wechseln. Tatsächlich könne das Geschlecht aber nicht gewechselt werden, „man muss das immer in Anführungsstriche setzen“, betont Beverfoerde.
Das Video informiert über langfristige Risiken und Gefahren von medizinischen Maßnahmen. „Was passiert, wenn ich mein Geschlecht „wechseln“ möchte, wenn ich dann zum Beispiel Pubertätsblocker oder sogar gegengeschlechtliche Hormone nehme, womöglich operative Eingriffe wie das Abnehmen der Brüste vornehmen lasse?“ stellt Beverfoerde in den Raum. Die Reaktionen auf den kurzen Clip seien durchweg positiv, wie die Koordinatorin der „Demo Für Alle“ erfreut schildert: „Wir haben viel Bestätigung erhalten. Uns wurde auch von Gruppen außerhalb unseres unmittelbaren Spektrums gesagt, dass das Video gut gemacht ist. Bis jetzt gab es wenig Widerspruch.“ Jüngst habe eine Transperson geschrieben: „Das ist genauso, wie ihr es in dem Video beschreibt. Es ist gefährlich, wenn das jetzt eine Mode wird.“
Viele Therapeuten hinterfragen Transitionswunsch nicht
Annette Koch, Helga Deinert und Anne Wagner (Namen geändert) kennen die Problematik aus eigener Erfahrung. Sie haben sich bereit erklärt, mit der „Tagespost“ über ihre familiäre Situation zu sprechen. Die siebzehnjährige Tochter von Annette Koch identifiziert sich seit zweieinhalb Jahren als Trans-Junge. Die Eltern versuchen „so gut es geht, damit klar zu kommen, den Kontakt nicht zu verlieren.“ Ihre Tochter nennen sie mit ihrem männlichen Wunschnamen, in dem sie auch eine weibliche Abkürzung ihres Rufnamens sehen können.
Außerdem vermeiden die Kochs in ihrer Anwesenheit weibliche Pronomen, verwenden viel den Namen und haben ihrer Tochter klar gemacht, „dass sie nicht unser Sohn ist“. Zu irreversiblen Maßnahmen wie Mastektomie (Abnahme der weiblichen Brust) oder Hormonbehandlungen, die ihre Tochter vehement forderte und weiterhin anstrebt, gaben die Kochs keine Zustimmung. Sie sehen das Warten auf den 18. Geburtstag als eine wertvolle Zeit, die Pubertierende zur Reifung benötigen. Schnell merkte die Familie, dass bei Beratungsstellen und Therapeuten der „transaffirmative“ Ansatz weit verbreitet ist, bei dem Jugendliche, die ihr Geschlecht ändern wollen, einseitig in ihrer Ansicht bestärkt werden.
Suizid wird instrumentalisiert
Nach mehreren Anläufen haben die Kochs nun eine Therapeutin gefunden, die ihre Tochter zumindest ergebnisoffen behandelt und es wichtig findet, alles gut zu überprüfen. Bei der Frage nach möglichen Ursachen berichtet Annette Koch, dass ihre Tochter anders als andere Mädchen sei und oft die Erfahrung gemacht habe, nicht so richtig dazuzugehören. So übte sie Hobbies wie Boxen oder Parcours aus oder spielt in der Öffentlichkeit Gitarre. Der Beginn der Pubertät sei schwer gewesen, da sich Kochs Tochter nicht für „Jungs, Schminke und all das“ interessierte. Die Corona-Pandemie mit Schulschließungen, mangelnden sozialen Kontakten und vermehrter Nutzung von Internet und Social Media habe sie immer mehr in Richtung Transgender geführt, schließlich auch zu einem LGBT-Jugendzentrum vor Ort.
Dort traf die Tochter auf Menschen, die „genauso cool oder genauso
verrückt wie sie“ waren, so drückt es Annette Koch aus. Nun bestehe der
Freundeskreis fast nur noch aus biologischen Mädchen, die ebenso nicht
wüssten, wer sie seien, binäre Geschlechter ablehnten und für Geschlechtsvielfalt kämpften.
Frühere Kontakte aus der Schule seien nicht mehr so „close“, wie es die
Tochter nenne. „Sie sucht, sie hat mehrere Gruppen, alle nicht konform –
keine Normalos“, sagt Koch. „Unser Kind war nie suizidal, aber dort
lernen sie, wie man Eltern triggert.“
Auch Helga Deinerts sechzehnjährige Tochter möchte als Erwachsene Testosteron nehmen und sich einer Mastektomie unterziehen.
Auf Outing und Transition folgen Konflikte
Darüber sind die Eltern sehr beunruhigt. Von Seiten der Therapeuten erlebten sie ausschließlich Affirmation: „Es wurde immer von unserem Sohn gesprochen, und wir Eltern wurden ermahnt, wenn wir dies nicht taten“, schildert Deinert. Die schlimmste Situation war während einer Online-Sitzung zu Corona-Zeiten, in der die Eltern während eines 50minütigen Gesprächs sechsmal mit dem Thema Suizid konfrontiert wurden. „Ich wurde aufgefordert, endlich mit in das Boot zu steigen, aufzuhören mit meinen Bedenken und was ich tun wolle, wenn mein Sohn sich in einem Monat das Leben nehmen würde. Das war wirklich furchtbar.“ Eine Suizidgefahr habe nicht ernsthaft bestanden. Helga Deinert meint, von Seiten ihres Kindes könne sie noch verstehen, wenn es versuche, Druck aufzubauen, aber Therapeuten sollten deeskalieren.
Anne Wagners Tochter ist heute über 20 und hat eine Geschlechtsangleichung“ von Frau zu Mann gemacht. Auf ihr „Outing“ als transsexuell mit 17 folgten als Erwachsene die rechtliche „Transition“ sowie mehrere Operationen. Aus ethisch-moralischen Gründen unterstützen die Eltern keinen der Transitionsschritte, weil sie nie davon überzeugt waren, dass ihr Kind tatsächlich transsexuell ist und sie die Standard-Behandlung von Geschlechtsdysphorie mit Pubertätsblockern und Hormonen nicht nachvollziehen können. Die Konflikte mit der Tochter waren heftig, und auch jetzt sei die Beziehung noch belastet. Nur in einer Caritas-Familientherapie wurde „uns Eltern immerhin das Recht auf eine eigene Meinung eingeräumt und wir konnten formulieren, dass wir uns erpresst fühlen“.
Im Rückblick sieht Wagner einen großen Einfluss des LGBT-Jugendzentrums, zu dem ihr Kind mit siebzehn Jahren auf der Suche nach einer „Selbsthilfegruppe“ gefunden habe. Eines Tages hätten sie von der Leiterin des Jugendzentrums einen gemeinsam mit dem Kind verfassten Brief erhalten, dem eine Kassette mit einem amerikanischen Video über den Suizid eines homosexuellen Jugendlichen beigelegen habe. Als Ursache für den Suizid war angeben, dass ihn die Eltern nicht unterstützt hätten. Anne Wagner sagt dazu: „Unser Kind war nie wirklich suizidal oder depressiv, aber dort lernen sie, wie man Eltern versucht zu triggern.“
Eltern, die akut betroffen sind, raten die drei Mütter, ihrem Kind reichlich Aufmerksamkeit zu schenken, es aber nicht dazu anzuregen, über Genderthemen zu sprechen. Das passe besser in eine moderierte Familientherapie, wo man auch eine vernünftige Kommunikation üben könne. Die systemische Familientherapie für Erwachsene wird seit 2020 von den Krankenkassen bezahlt, für Kinder und Jugendliche prüft der Gemeinsame Bundesausschuss derzeit eine Aufnahme in den Leistungskatalog. Am wichtigsten finden Koch, Deinert und Wagner, Kontakt, Bindung und Kommunikation mit dem Kind so lange wie möglich aufrechtzuerhalten und immer wieder neu zu initiieren. Es sei wichtig, den Leidensdruck zu verstehen und Streit zum Beispiel durch Vertagen zu deeskalieren. Die Infragestellung der Identität sei ein ernstzunehmender drastischer Pubertätskonflikt, bei dem es unter anderem auch um Grenzüberschreitungen und Provokation gehe.
Wichtig ist ein stabiles Vertrauensverhältnis zwischen Eltern und Kind
Auch die Broschüre „Transgender-Hype“ der Elternaktion (www.elternaktion.com) hebt die Bedeutung einer guten Kommunikation und eines stabilen Vertrauensverhältnisses zwischen Eltern und Kind hervor. Sie bietet einen kompakten Überblick über die verschiedenen Aspekte der komplexen Thematik. Im Netz stellt die Interessengemeinschaft „TransTeensSorgeBerechtigt“ (www.transteens-sorge-berechtigt.net), die sich als Lobby für Eltern versteht, eine Fülle von weiterführenden Informationen und konkreten Tipps für Eltern zur Verfügung. Die Initiative „Parents of ROGD Kids“ (www.parentsofrogdkids.com) vermittelt Selbsthilfegruppen. Für Kinder und Jugendliche plant die „DemoFürAlle“ eine eigene Informationsplattform, die im Herbst fertig sein soll.Das von der Ampelkoalition angestrebte Selbstbestimmungsgesetz will
es in Zukunft Minderjährigen leichter machen, auch ohne die Zustimmung
ihrer Eltern Pubertätsblocker und Hormone zu erhalten. „Breite
Information ist jetzt wichtig. Wir können die Kinder und Jugendlichen
nicht ins Messer laufen lassen“, zeigt sich Beverfoerde für die Zukunft
besorgt. Eindringlich weist Beverfoerde auf eine Vielzahl an massiven
körperlichen Beschwerden, irreversiblen Konsequenzen und Gefahren durch
die Hormongaben wie dauerhafte Unfruchtbarkeit und Leberschäden hin.
„Es ist unverantwortlich, wenn die Politik unserer Regierung sogar
Kinder in diese Richtung gehen lässt und alle Hürden beseitigt, die
ihnen Zeit verschaffen würden, die nötige Reife zu erhalten, um
langfristige Folgen bei der Entscheidung bedenken zu können.“ Tagespost
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