Fabelhafte Formulierung von Norbert Bolz: "Darwinismus des
Konformismus". Der Medienphilosoph beschreibt die
konformitätsförderlichen Mechanismen hinter den Talkshow-Einladungen, um
begreiflich zu machen, warum fast nie einer der Teilnehmer (mit
Ausnahme der AfD-Tschandalas) den Korridor des Genehmen und Gewünschten
verlässt.
Es finden nämlich vorher regelrechte Castings statt, jeder
potentielle Gast wird penibel befragt, was er zu dieser oder jener Frage
antworten würde (das Thema steht ja vorher fest), was ich bestätigen
kann, denn ich wurde einmal selber gecastet (wobei ich einen guten
Aufschlag hatte, denn das Fräulein, das mich anrief, stellte sich als
"Sowieso sowieso, Hart aber fair" vor, und ich versetzte: "Klonovsky,
hart", was ihr ein spontanes Kichern entlockte); es ging damals um "den
Islam", und sie befragte mich ausführlichst, aber am Ende machte eine
Islamkennerin namens Lisa Fitz statt meiner das Rennen. – Bisweilen
bietet der Sendervertreter auch "Deals" an.
Da nahezu jeder, also auch
ehrenwerte Professoren wie Bolz aus Eitelkeits- und Popularitätsgründen
ins TV wollen, lassen sich viele auf solche "Deals" ein (bzw. äußern
schon von Hause aus das Gewünschte). Und diesen Kampf um die limitierten
Plätze nennt Bolz trefflich: "Darwinismus des Konformismus" (hier, ab 9,00). Erinnert ein bisserl an die Spiegel online-Kolumnisten,
die auch allesamt immer dieselbe Meinung vertreten und sich dann
gegenseitig mit immer schrilleren Formulierungen, Invektiven und
Forderungen überbieten müssen.
***
Der deutsche Außenminister Heiko Maas sitzt wegen eines Defekts an seiner Regierungsmaschine in Mali fest.
"In den vergangenen Monaten war es immer wieder zu Pannen bei der
Flugbereitschaft gekommen. Bundeskanzlerin Angela Merkel kam deswegen
Ende November zu spät zum G20-Gipfel in Buenos Aires.
Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) blieb im Januar für längere Zeit
in Sambia hängen, musste sogar einen Besuch in Namibia absagen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier steckte im November wegen eines
Triebwerksdefekts stundenlang in Südafrika fest und wenig später dann
noch einmal in Äthiopien."
Ich halte diese Meldungen für
symptomatisch. Ich werte sie als Meilensteine bei der Transformation
eines Landes der Techniker und Ingenieure in eine von Genderbeauftragten
und Politologen geprägte Bananenrepublik. Wenn die Deutschen technisch
erst einmal auf einem vergleichbaren Niveau angekommen sind wie es,
sagen wir, die grüne Bundestagsfraktion intellektuell vorlebt, wird
zusammenwachsen, was zusammengehört (sofern es nicht vorher abgestürzt
ist).
Dazu drei weiterführende Links. "'Ich gebe nur noch gute
Noten'. Ist es gerecht, Schülern die Zukunft zu verbauen, weil Lehrer
ihnen schlechte Noten geben? Das hat sich eine Lehrerin gefragt – und
entschieden: Bei ihr besteht jeder das Abitur" (hier); "Den Begriff 'dividieren' versteht kaum noch ein Schüler" (hier); "Grüne setzen sich mit Forderung durch: Hessische Schulen dürfen künftig auf Noten verzichten" (hier).
***
Jordan Petersons Buch "12 Rules For Life" beginnt mit einem
inzwischen beinahe klassischen Hummer-Gleichnis, also der Beschreibung
des Revierverhaltens der Großkrebse als eine Art Präludium zur
Betrachtung des zwar unendlich komplexeren, aber immer noch verwandten
menschlichen Territorialverhaltens. Hummer haben ein ausgeprägtes
Bedürfnis nach einem eigenen Stück Meeresboden, sie vertreiben alle
Artgenossen aus ihrer Nähe, was, wenn zwei das Gleiche tun, zu
Auseinandersetzungen verschiedenen Härtegrades führt, an deren Ende es
immer einen Sieger und einen Vertriebenen gibt. Die Aggressionslevel
stuft Peterson von I bis IV, wobei die Entscheidung über Sieg und
Rückzug auf dem ersten Level noch ohne Körperkontakt fällt, während auf
dem vierten eine richtige Schlacht stattfindet, bei welcher Gliedmaßen,
Augen oder Fühler abgezwickt werden und bleibende Schäden zurückbleiben
können. Und dann geschieht das Frappierende:
"In the aftermath of a
losing battle, regardless of how aggressively a lobster has behaved, it
becomes unwilling to fight further, even against another, previously
defeated opponent. ... If a dominant lobster ist badly defeated, its
brain basically dissolves. Then it grows a new, subordinate’s brain."
Und zwar nicht bei denen, die schon auf dem Level 1 den Rückzug
antraten, sondern bei den wirklich schwer Geschlagenen.
Warum musste ich bloß spontan an Deutschland denken...? MK
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