Wären sie es, dann müssten sie sich im Sinne des Grundgesetzes eingestehen: Eine Parlamentsfraktion kann nicht mehr oder weniger Rechte als die andere haben. Wenn allen Fraktionen ein Vizepräsident des Bundestages zusteht, dann sollte diese Regel auch für sämtliche Fraktionen gelten, gleichgültig, ob sie einem politisch behagen.
423 Abgeordnete haben den Bundestag heute nicht zum Ort wohlüberlegter Parlamentsregeln gemacht, sondern letztlich zu einer Tenne, auf der die Parteien ihre Dreschflegel schwingen. Damit mögen sie zwar in ihrer Selbstachtung wachsen, gleichzeitig aber spielen sie der AfD in die Hände. Es stimmt, was der amerikanische Historiker Richard Hofstadter schon vor Jahrzehnten schrieb: Populisten pflegen grundsätzlich einen paranoiden politischen Stil. Diesen Hang zur Verschwörungstheorie hat die Mehrheit des Bundestages nun noch befeuert.
Man
muss die Politik der AfD nicht teilen, auch muss man feststellen, dass
einige ihrer Strömungen die Verfassungsordnung so nicht akzeptieren oder
sogar in grundlegenden Punkten revidieren wollen und sich auf die
gegebene Ordnung nur taktisch einlassen, von den völkischen
Ausdünstungen abgesehen, die sie mitunter absondern, dennoch gilt auch:
Seit die AfD im Bundestag ist, ist das Parlament wieder ein Marktplatz
der Meinungen und ein genaueres Spiegelbild der Gesellschaft.
Allein der Einzug der AfD in den Bundestag hat den Mehltau beseitigt, den die große Koalition über das Hohe Haus an der Spree
gegossen hatte. In dieser Legislaturperiode geht es dank der AfD
lebhafter und damit auch demokratischer zu. Sieht man von diesem
Donnerstag ab. Jacques Schuster
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