Unter dem Motto "Contemporary Muslim Fashions" (zu deutsch: "Das hat
nichts mit dem Islam zu tun") widmet sich das Frankfurter Museum
Angewandte Kunst "explizit" und "als erstes Museum in Europa" dem
"Phänomen aktueller muslimischer Mode im deutschsprachigen Raum". Was ja
auch mal Zeit wurde.
Am besten gefällt mir in der Ankündigung der Schau der Passus:
"Durch
die Ausstellung hinweg ist eine Auswahl von Werken von Künstler*innen
verteilt, die sich kritisch mit Bekleidungsvorschriften, patriarchalen
Strukturen, Fremdbestimmung und -zuschreibungen auseinandersetzen. Auf
den drei Fotografien der Serie Al-Kouture (2017) von Wesaam Al-Badry
(geb. 1984) sieht man Frauen, die einen Nikab (Gesichtsschleier) tragen,
die jeweils aus Seidentüchern der ikonischen Highendmarken Chanel,
Valentino und Gucci gefertigt sind" (die, nebenbei, ikonische
Highendmarken wie Andreas Pavias, Theophanes oder Andrej Rubljow längst
vollumfänglich ersetzt haben). "Für den im Irak geborenen Künstler, der
in den 1990er Jahren in den mittleren Westen der USA umsiedelte,
offenbart die Serie ein Spannungsverhältnis zwischen okzidentaler und
Arabisch-islamischer Ideologie, das durch die westliche Konsumkultur
geprägt wird und Einfluss auf die traditionelle muslimische Kultur
nimmt." Indem er den Mädels einen Lappen von Gucci vors Gesicht hängt,
offenbart er das Spannungsverhältnis der Orientalen zur westlichen
Konsumkultur – das intellektuelle Highend-Phänomen "Greta" beschränkt
sich keineswegs auf die nämliche. (Wo, nochmals nebenbei, bleibt die
Prada-Burka? Wenn das Teil so richtig innovativ sein soll, könnten die
Desiger am Rücken ein paar elastische Metallstreben elegant integrieren,
die wären bei Auspeitschungen sehr hilfreich.)
"Die
Kombination aus stilvollen Entwürfen und unterschiedlichen Graden von
Bedeckung hat in den letzten Jahren in der westlichen Modewelt
eindrückliche Spuren hinterlassen." Und nicht nur in der Modewelt! MK
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.