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Mittwoch, 17. April 2019

De gustibus

Damals verteidigte der zuständige Minister den Philosophen als weltweite Autorität auf dem Gebiet der Ästhetik und bedauerte, dass Scruton, der sich so energisch für die freie Rede eingesetzt habe, „derart falsch informierter und unbedachter persönlicher Angriffe“ ausgesetzt sei.
Jetzt haben Scrutons Feinde ihre Trophäe bekommen, allerdings mit gezinkten Karten. Der stellvertretende Chefredakteur des renommierten linksliberalen Wochenmagazins „New Statesman“ hat Scruton interviewt. Auf Twitter und in der gedruckten Fassung sind dessen Äußerungen über den Streit zwischen dem Milliardär George Soros und Viktor Orbán, über China, über die muslimische Einwanderung und über den Begriff Islamophobie, den Scruton als Propagandawort der Muslimbruderschaft ablehnt, durch Manipulation entstellt worden.
Vier Stunden, nachdem der Journalist mit frisierten Zitaten für seinen Text auf Twitter geworben hatte, wurde Scruton wegen seiner „zutiefst anstößigen und völlig unannehmbaren Kommentaren“ von seinem unbezahlten Beraterposten entlassen. Der Journalist triumphierte auf Twitter mit einem inzwischen entfernten Bild, auf dem er Champagner aus der Flasche trinkt. Darunter beschwor er „das Gefühl, wenn man die Entlassung des rechten Rassisten und homophoben Roger Scruton als Tory-Regierungsberater bewirkt“. Der Journalist streute auf Twitter auch den Satzfetzen, „jeder Chinese ist eine Art Replikat des nächsten, und das ist sehr beängstigend“.


Tatsächlich hatte Scruton dieser Bemerkung eine Kritik an der chinesischen Regierung vorangestellt, die „Roboter aus ihrem eigenen Volk macht, indem sie einschränkt, was getan werden kann.“ In der Druckfassung wurde dieser Satz durch die Auslassung des Hinweises auf die Einschränkung der Freiheit in China komprimiert. Dies sei aus Platzgründen erfolgt, so der Journalist. In den achtziger Jahren hat Scruton Kopf und Kragen riskiert, um Dissidenten im totalitären Ostblock zu helfen. Jetzt wird er in der freien Welt zum Opfer von Denkpolizisten, die den zivilisierten Diskurs unterbinden, weil sie abweichende Meinungen nicht tolerieren können.   Gina Thomas


Die Niedertracht geht um in Europa. Zumindest in Nordeuropa. In Italien war die Ächtung in den letzten 50 Jahren nie gefährlich, da es grundsätzlich ein freimütigeres Land ist. Und der Linkskonformismus, von dem Deutschland heute beherrscht ist, herrschte in Italien vor allem vor 94. Seit 94 breitete sich langsam immer mehr frische Luft aus.

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