Wir lesen immer wieder von Geschlechtsumwandlungen, aber nie ist die
Rede davon, jemand habe sich weder zur Frau noch zum Mann, sondern zu
einem der zahllosen anderen Geschlechter ummodeln lassen. Gerade
diejenigen, die sich im falschen Körper wähnen, bezeugen also die schöne
Geltung der Zweigeschlechtlichkeit; sie sind Märtyrer der
Heteronormativität.
PS: Leser ***, "aktives AfD-Mitglied" merkt dazu an:
"Ich
bin selbst transsexuell (Mann zu Frau), und ich habe (wie übrigens
heute sehr viele Betroffene) genau das getan: mich zu 'einem der
zahllosen anderen Geschlechter ummodeln lassen'. Konkret: ich habe mir –
nach jahrelanger, nahezu ergebnisloser Östrogentherapie – schon vor 20
Jahren chirurgisch die Brust aufbauen lassen; den Unterleib habe ich
gelassen, wie er war, und im öffentlichen Alltag lebe ich trotzdem nach
wie vor als Mann. Als Ziel der 'Umwandlung' habe ich also tatsächlich
eine Art Zwitterwesen gewählt – ein 'drittes Geschlecht'.
Gesellschaftspolitisch
ist das deshalb von Bedeutung, weil ich mit diesem Behandlungsziel in
den 90er Jahren noch eine große Ausnahme war. Mit der dazu nötigen
Pionierarbeit trug ich damals nicht unerheblich dazu bei, den Begriff
eines 'dritten Geschlechts' überhaupt erst in die Öffentlichkeit zu
tragen.
Für ein tieferes Verständnis wichtig ist dabei aber, dass
dieses 'dritte Geschlecht' KEIN eigenständiges Geschlechtsbild ist,
sondern nur ein operativer Kompromiss zwischen den ZWEI natürlichen
Geschlechtern. Man kann – leider – das Geschlecht nicht wirklich
wechseln, sondern nur (mit mehr oder weniger Erfolg – meist weniger) die
äußere Erscheinung.
Dass ich für mich diesen Zwischenweg gewählt habe
(erfolgreich übrigens: seitdem hat sich mein Leben dauerhaft sehr zum
Positiven entwickelt), ist der Begrenztheit medizinischer Möglichkeiten
geschuldet; das Kosten/Nutzen-Verhältnis einer 'kompletten'
Geschlechtsumwandlung wäre für mich einfach zu schlecht, weil mich mehr
als die Hälfte der Leute selbst dann immer noch spontan als Mann
identifizieren würden. Um einen praktisch lebbaren Kompromiss zu
ermöglichen und dabei der gesellschaftlichen Kategorisierung als
wahlweise 'pervers' oder 'mißgebildet' zu entgehen, haben wir damals das
Konzept eines 'dritten Geschlechts' etabliert.
Wenn Sie
schreiben: 'Gerade diejenigen, die sich im falschen Körper wähnen,
bezeugen also die schöne Geltung der Zweigeschlechtlichkeit; sie sind
Märtyrer der Heteronormativität', ist das im Grunde richtig – aber dann doch
auf einen SEHR kurzen Nenner gebracht, mit der Gefahr von
Missverständnissen.
Wiederum wichtig für das Verständnis ist
hier, dass es nicht nur ein körperliches, sondern auch ein psychisches
Geschlecht gibt. Die menschliche Psyche ist – im Wesentlichen auf
emotionaler Ebene – großenteils geschlechtsspezifisch als Teil der
sekundären, (Gehirn-)physiologischen Geschlechtsmerkmale. Das ist
angeboren – also nix mit 'tabula rasa'. Erziehung kann daran nichts
ändern.
Da aber die psychischen Geschlechtsunterschiede SEKUNDÄRE Geschlechtsmerkmale
sind, sind sie NICHT streng dual: ihre Entstehung wird hormonell
vermittelt und kann somit in einem Kontinuum zwischen den Polen
'männlich' und 'weiblich' beliebige Zwischenpositionen (als
gehirnphysiologisch vorgegebene, durch Erziehung später nicht mehr
änderbare Fixpunkte!) einnehmen – im Einzelfall sogar konträr zum
sonstigen, körperlichen Phänotypus, wie es eben bei uns Transsexuellen
der Fall ist.
Die Gender-Ideologie präsentiert uns Transsexuelle
gerne als angeblichen Beweis für geschlechtliche Beliebigkeit. Genau
das sind wir nicht, im Gegenteil: obwohl die Gesellschaft nun wirklich
alles tut, um uns schon von klein auf auch psychisch heteronormativ zu
formen, misslingt das bei Transsexuellen regelmäßig. Wir sind somit der
lebende Beweis GEGEN die 'tabula rasa'.
Ich hoffe, damit ein wenig zum Verständnis beigetragen zu haben." bei MK
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