Auch die Grauen Wölfe waren damals, vor 30 Jahren, in Köln schon sehr stark vertreten. Es war abzusehen, was sich da entwickelt. Wir hatten türkische Freunde, die das auch alles mit Sorge sahen. Ich arbeitete in der Kölner Südstadt. Meine jüngere Tochter, die erst an der Grundschule war, ging später auf das Musikgymnasium, auch in der Kölner Südstadt, 2.000 Schüler aus allen möglichen Ländern. Keine Probleme, tolle Atmosphäre.
Geboren wurde ich 1949 im Rheinland. Mein Großvater väterlicherseits saß 1933 wegen angeblichen Hochverrates – er war in einer Widerstandsgruppe im Rheinland – in einem Gestapo-Gefängnis. Unter den Folgen hat er lange Jahre gelitten, er bekam nach dem Krieg eine VVN-Rente. Unsere ganze Familie war dementsprechend eingestellt. So bin ich auch erzogen worden. Von klein auf atheistisch und liberal. Die ganze Familie war links. Meine Eltern gingen aus Überzeugung kurz vor dem Mauerbau 1961 vom Rheinland in die DDR, da war ich knapp 12 Jahre alt. Mein Vater hat schnell gemerkt, dass das ein großer Irrtum war, aber man ließ uns nicht mehr gehen. Also lebte ich bis Anfang 1986 in der DDR und konnte dann, nach vielen Querelen mit der Stasi und Berufsverbot, mit zwei Kindern, einem Kater und einer Zeichenmappe ausreisen. Dieses System dort habe ich bis ins Kleinste kennengelernt.
Was mich damals schon auf die Palme gebracht hat...
Im Gegensatz zur Südstadt, in der ich auch arbeitete, war unser Wohnviertel auf der rechten Rheinseite alles andere als angenehm, auch die Grundschule war schon damals ziemlich problematisch. In unserem Viertel lebten sehr viele strenggläubige Muslime, die mir gegenüber – ich war alleinerziehend mit zwei Töchtern, blond und blauäugig – äußerst respektlos, beleidigend – rassistisch – waren. Das ging bis zu Bedrohungen. Zum Beispiel spuckte ein Jugendlicher aus einer Gruppe neben mir auf den Sitz im Bus mit einer entsprechenden Bemerkung. Ein anderer Jugendlicher aus der Gruppe wischte das dann weg und entschuldigte sich. Den fand ich sehr mutig – das gab es natürlich auch.Überhaupt waren bestimmte Leute damals schon rotzfrech, intolerant und rassistisch uns Deutschen gegenüber. Da wurde man von kleinen Jungs in der U-Bahn schon mit entsprechenden Wörtern angemacht und beleidigt. Auch junge Mädchen, die dort standen, die fingen dann schockiert an zu weinen. Diese Leute konnten alle kaum Deutsch, aber die übelsten, frauenfeindlichsten Schimpfwörter hatten selbst die kleinen Jungs schon drauf. Da klappte einem der Unterkiefer ab… Und sie konnten das Wort „Nazi“ und „ausländerfeindlich“. Das hat mich schon damals auf die Palme gebracht.
Meine ältere Tochter, die damals dort noch zur Schule ging, erlebte immer wieder, dass türkische Mädchen aus ihrer Klasse nach den Sommerferien nicht mehr kamen. Sie wurden verheiratet. Andere Familien waren ganz offen und tolerant, auch mit ihren Töchtern.
Wir fuhren ja jeden Morgen mit der S-Bahn von der rechten auf die linke Rheinseite, und einige Mitfahrer kannte man im Laufe der Zeit vom Sehen. Es saßen immer zwei fröhliche türkische junge Mädchen in der Bahn. Eines Morgens stürmten zwei dicke Frauen mit Kopftüchern in die Bahn, gingen auf die Mädchen zu und ohrfeigten und beschimpften sie. Wir haben natürlich nichts verstanden, waren allerdings geschockt. Am nächsten Morgen sahen wir die Mädchen wieder in der Bahn, beide hatten Kopftücher auf und waren nicht mehr so locker drauf. Schon damals konnte man in Köln in bestimmten Ecken in der Richtung einiges erleben. Anstatt daraus zu lernen und klare Regeln vorzugeben, macht man dieselben Fehler wieder.
Die Probleme sind nicht neu
Es war auch nicht ohne, dort nachts mit der Bahn nach Hause zu fahren. Aus unserem Nebenhaus wurde eine junge Frau an unserer S-Bahn-Station abgestochen, von zwei türkischen Jugendlichen, die wahrscheinlich nur Langeweile hatten. Sie überlebte gerade so. Also diese Probleme sind nicht neu. Es gab mit türkischen und libanesischen Jungs in der Grundschule Probleme. Weil sie meine Tochter auf dem Schulweg bösartig piesackten, sprach ich sie an, und das hatte zur Folge, dass eine Gruppe Männer dann bei mir klingelte und mich bedrohte und beleidigte, weil ich ihren „Prinzen“ zurechtgewiesen hatte.Die Lehrerin der Grundschule, in der meine Tochter zuerst war, entschuldigte sich bei mir und meinte: Es tut ihr so leid, aber in dieser Klasse – 12 Schüler, davon 6 türkische Jungs, die kaum Deutsch konnten und den Unterricht massiv störten – könne sie einfach keinen normalen Unterricht abhalten. Das war eine Peter-Peterson-Schule, die schon kleine Klassen hatte und eigentlich o.k. war. Meine Tochter wechselte also an die zweite Grundschule, auch da war es nicht viel besser. Die Lehrerin hatte mir das hinter vorgehaltener Hand gesagt, denn schon damals galt man als „rechts“, wenn man den Mund gegen Missstände aufmachte. Zum Glück konnte meine jüngere Tochter dann an das Musikgymnasium wechseln. Die linke Rheinseite war natürlich eine andere Welt.
Nur eine Wohnung gab es dort nicht, wir mussten weiterhin in dieser Gegend wohnen, daraus wurden sechs Jahre. Das war nicht lustig. Darüber könnte man einen Roman schreiben. Meine ältere Tochter verliebte sich dann in einen Kurden, der einige Jahre älter war, sie hatten sich beim Judo kennengelernt. Er kam heimlich, das heißt, sie durfte ihn auch nicht zu Hause anrufen, seine Familie durfte nicht wissen, dass er eine Deutsche zur Freundin hatte, eine „Ungläubige“. Seine Eltern, seine Sippe, strenggläubige Muslime, lebten schon über 20 Jahre in Köln.
Er kam, und da kein Mann bei uns im Haus war, war er der „Macker“. Er war nicht unfreundlich, er war nur so erzogen, dass er in einem Frauenhaushalt nun der Chef war. Ich fand das nicht so lustig und habe dann mein Revier verteidigt. Meine Tochter hielt natürlich zu ihm, probierte Kopftücher auf, las im Koran, kaute türkischen Kaugummi. Sie wollte natürlich von der Familie akzeptiert werden. Ich stellte ihn zur Rede und meinte: Wenn er das mit seinen Eltern geklärt hat, könnte er weiter kommen, sonst nicht. Meine türkischen Freunde hatten uns gewarnt und meinten, wenn die Eltern praktizierende Muslime sind – Finger davon! Ich wusste erst gar nicht, was die meinten, ich kannte mich mit diesen Dingen gar nicht aus. Ich war atheistisch erzogen worden, Religion war für mich kein Thema. Also warum sollte so was wichtig sein? Und meine frischverliebte Tochter mit ihren 18 Jahren verstand noch viel weniger.
Und dann kamen Anrufe seiner Mutter
Er kam immer noch heimlich. Und dann kamen Anrufe seiner Mutter: „Deutsche Mädchen nix gut für meine Sohn, deutsche Mädchen meine Sohn spielen, nix heiraten.“ Diese Anrufe kamen immer häufiger, es riefen auch irgendwelche männlichen Personen an. Dann wieder diese Mutter. Ich meinte dann ziemlich sauer zu ihr, warum sie denn in Deutschland wären, wenn sie so denken würden? „Deutsche nix gut, deutsche Geld gut!“ Das hat mich schon sehr geärgert. Die konnte nach über 20 Jahren in Deutschland nichts weiter als diese blödsinnigen Sätze sagen. Ich habe ihm verboten, zu kommen, aber er kam trotzdem, und einige Zeit später dann ein Anruf, als die beiden wieder mal bei einem Freund waren, „deutsche Mädchen tot, meine Sohn tot, nix deutsche Mädchen heiraten!“ Ich dachte, ich bin im falschen Film. Ich hatte dann natürlich auch Angst.Bei der nächsten Gelegenheit habe ich ihn dann rausgeschmissen, es gab noch eine Rangelei, ich habe mich aber dann durchgesetzt. Er ging dann und entschuldigte sich. Meine Tochter war natürlich aufgelöst, und sie dachte, nun sucht er eine Wohnung für beide. Aber er hat sich dann zu Hause gefügt, er war ja schon als Kind verlobt worden mit einem Mädchen aus dem tiefsten Anatolien. Auch Jungs werden zwangsverheiratet. Er hing zwischen den Kulturen. Später sahen wir ihn noch mal wieder. Er meinte, er hätte zwar alles – Haus, zwei Söhne, eine Frau, aber glücklich wäre er nicht. Und auf meine Frage, ob die Familie die Drohung, sie beide umzubringen, wahrgemacht hätte, meinte er: Er glaubt schon!
Meine ältere Tochter hat sich dann später in Berlin mit den „Prinzen“ der Clans rumärgern müssen. Sie dealten unterhalb ihres Balkons, und sie drohten ihr, falls sie ihren Balkon nochmal betreten würde, ihr die Kehle durchschneiden. Diese halbwüchsigen Kotzbrocken fuhren mit dicken teuren Autos vor mit ihren Kampfhunden und vertickten harte Drogen. Das ist jetzt auch schon 15 Jahre oder länger her, heute sind das die Clanchefs, gegen die keiner mehr ankommt. Damals war an diesen jugendlichen Libanesen und Türken Frau Heisig dran, die hat das mit ihrem Leben bezahlt (glaube ich). Warnungen wurden in den Wind geschossen – alles bäh! Alles Nazi!
Vor ein paar Jahren bin ich in Rente gegangen. Da ich freiberuflich bei den Medien tätig war und nicht so viele Festanstellungen hatte und dank meiner DDR-Vergangenheit, habe ich eine kleine Rente. Ich hatte Glück: ich bekam drei Jahre lang (von Anfang 2015 bis Ende 2017) einen Job in der Flüchtlingsarbeit. Ursprünglich habe ich neben einzelnen jungen Frauen in Flüchtlingsheimen mit Kindern gezeichnet und dabei Deutsch mit ihnen gelernt. Über die Kinder an der Schule bin ich dann an die Eltern gekommen, weil ich dachte: ich schaue mir mal die dazugehörigen Eltern an. So kam ich zu den Frauen, mit denen ich Deutsch geübt habe.
Ein gezeichnetes Schweinchen sorgt für Aufregung
Ich bin also in verschiedene Heime gegangen, unter anderem habe ich gezielt nach einer Mutter eines kleinen Mädchens gesucht, das ich in der Schule hatte. Eine kleine Kurdin, die sehr fröhlich war und schnell sprechen lernte. Die Mutter war Analphabetin. Ich habe das Mädchen dann ab und zu mal mit zu mir nach Hause genommen, damit es mal aus diesen schrecklichen Verhältnissen – sie lebten mit 14 oder noch mehr Personen in einem Zimmer – herauskommt. Die Kinder waren unglaublich zutraulich und wollten alle mitgehen. Das ging natürlich nicht. Als ich dann später mit der Mutter dort in einem Raum saß, kamen gleich mehrere Männer und Frauen und guckten neugierig durch die Tür. Das Mädchen hatte in der Schule ein von mir gezeichnetes Schweinchen (ich hatte Bauernhoftiere gezeichnet) hellbegeistert mit ins Heim gebracht, und das hatte schon die Runde unter den Muslimen gemacht, die nun diese „Ungläubige“ sehen wollten.Es gab auch Kinder in der Schule, die sich weigerten, ein Buch über einen Bauernhof anzuschauen, weil eben dort Schweine abgebildet waren. Und Kinder, die nichts durften, die ganz streng den Ramadan einhielten, was zum Teil für alle in der Schule sehr anstrengend war. Und das gezeichnete Schwein sorgte natürlich nun für Aufregung. Verständigt haben wir uns eigentlich nur auf eine Art – sprechen ging ja nicht: ich habe alles schnell gezeichnet, so wussten sie, was ich meine. Und deshalb war es relativ locker. Die Leute waren zumindest neugierig und offen zu der Zeit, sie wollten Deutsch lernen, sich verständigen können, am Anfang war das ja noch alles sehr schwer. Bis auf einige, die ich auch gleich richtig einschätzte. Es waren einige Männer dabei, die sich eher „feindlich“ verhielten, aber trotz des Schweinchens kam ich mit den meisten ganz gut klar, wenn ich dort hinging.
Wenn ich über den Gang lief, standen die Türen alle offen, und in jedem Zimmer lagen die Männer in den Betten und starrten die Decken an oder standen im Türrahmen. Ich dachte: Meine Güte, die Leute brauchen eine sinnvolle Beschäftigung, das geht doch nicht. Das sind kräftige junge Männer, die keine sinnvolle Ablenkung haben – das kann nicht gutgehen. Ich hatte so die verrückte Vorstellung: Warum nutzt man als Staat nicht dieses Potenzial und macht ein Aufbauprogramm für den öffentlichen Nahverkehr. Diese Männer hätten im ganzen Land Schienen für Straßenbahnen usw. legen können. Wir hätten gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen können – wir hätten ernsthaft etwas für die Umwelt getan und die hätten Arbeit gehabt und vielleicht ein Einkommen statt Sozialhilfe.
Ein Familienvater einer muslimische Familie, bei der ich dann auch öfters zu Hause war (in ihrem Zimmer im Heim), hatte sich einen Job als Hausmeister im Heim organisiert. Er fragte mich (mit Händen und Füßen), wie das sein kann, er würde nur einen Euro pro Stunde verdienen. Das muss man erst mal schaffen, das jemandem aus Syrien zu verklickern, warum man, wenn man doch Arbeit hat, weiter so eine Art Sozialhilfe kriegt und nur einen Euro verdienen kann. Das versteht ja hier auch kein Mensch! Dieser Mann hat mir letztens übrigens nach mehr als drei Jahren wieder per Whatsapp schöne Ostern gewünscht!
„Das ist eben wirklich noch eine andere Welt“
Ich habe so verschiedenste Erfahrungen mit vielen Leuten dort gemacht. Ich habe mir die Leute ja selbst ausgesucht. Und die Leute waren alle in Ordnung – und die hatten auch alle ihre Papiere. Die Frauen kamen zu mir nach Hause zum Lernen, die brachten ihre Kinder mit, sonst hätten die gar nicht lernen können.Ich hatte diese kurdische Analphabetin mit den drei Kindern, die happy war, lesen und schreiben zu lernen, sie brachte dann nach und nach auch andere Frauen mit zu mir. Ihr Vater hatte ihr im Irak verboten, zur Schule zu gehen. Sie war dort nie außerhalb des Hauses gewesen. Sie hat in der Familie viele Peschmerga-Frauen, die im Kampf gegen den IS gefallen sind. Ich habe sie soweit fit gemacht, dass sie die Voraussetzung hatte, dann einen Deutschkurs zu besuchen. Ihr Mann hat uns mal seine Familie auf dem Handy gezeigt: Auch Peschmergas. Sein Vater hat drei Frauen, er weiß nicht genau, wer seine Mutter ist, er hat drei Mütter, und er hat noch 23 Geschwister. Mit allen ihren Kindern ist das ein großes Dorf dort im Irak. Und dieses Ehepaar mit den Kindern ist nun hier und sie sollen sich allein zurechtfinden beziehungsweise glauben wir, das ist alles so locker!
Als wir mal zum Essen eingeladen waren, wunderten wir uns, wo denn die junge Kurdin, also die Frau des Hauses, ist. Sie aß mit den Kindern allein in der Küche. Der Mann aß mit uns, den Gästen. Und sie muss auch den Mann bedienen, wenn er Freunde zu Besuch hat. Das ist eben wirklich noch eine andere Welt. Aber nun macht sie auch noch den Dreck der ganzen alleinstehenden Männer, die inzwischen auf der Etage wohnen, in der gemeinsamen Küche mit weg. Das ist einfach unmöglich! Aber sie ist happy, weil sie allein in die Stadt gehen und lesen und schreiben kann.
Ich habe auch die Bekanntschaft mit einer syrischen christlichen Familie gemacht, Aramäer, vier Personen, eine Mutter mit drei Kindern – der erwachsene Sohn ist homosexuell. Der Vater und der andere Sohn waren noch in Syrien. Die Bedingungen in dem Heim waren für die Leute furchtbar. Zwei Jahre lang zu viert in einem Zimmer. Das Schlimmste war aber: Sie wurden von einigen muslimischen Familien (nicht alle waren so) gemobbt, beschimpft, beleidigt, bedroht. Die Mutter und das Mädchen, die wunderschöne lange Haare hatten, wurden als Schlampen beschimpft, der Sohn lebte gefährlich. Man verlangte von der Mutter, dass sie ihr kleines Kreuz an der Kette abnimmt, das wäre eine Zumutung für die Muslime.
Unbegreiflich, wie naiv die Behörden sind
Die Lage spitzte sich dermaßen zu, die Mutter wurde tätlich angegriffen und wir schalteten die Stadt ein. Die auch schnell handelte und die Familie mit Taxi in ein anderes Heim brachte. Das Familienoberhaupt der Familie, die am schlimmsten den christlichen Syrern gegenüber war, war ein strenggläubiger Moslem, der sich damit brüstete, Kontakte zum IS zu haben oder selbst dabei war. Er drohte der Familie oft, sie umzubringen. Die Sozialarbeiter in dem Heim hatten Angst vor den Typen, und den Mund aufmachen wollten sie auch nicht, sie wollten „ihren Job behalten“. Wenn es „Konflikte“ gab, stand man nicht zu den Christen, sondern zu den anderen, die waren ja auch die Mehrzahl, und die haben auch entsprechend gejammert und Theater gespielt.Der ältere Sohn fragte uns mal: wo sind denn all die Christen, die geflüchtet sind? Es sind doch kaum welche in den Heimen? Man muss sich das vorstellen: Die Menschen flüchten vor dem IS und auch vor bestimmten Muslimen, und dann sind die hier in den Heimen genau diesen Leuten wieder ausgesetzt. Das ist einfach der Wahnsinn. Die Stadt hatte zwar gehandelt, aber die Leute kamen vom Regen in die Traufe. Neben ihnen eine Familie mit einem „Oberhaupt“, den wir nach drei Sekunden richtig eingeschätzt hatten: Salafist (Tschetschene oder aus dem Kosovo). Der war gefährlich, er war rotzfrech uns gegenüber. Dieser Sozialarbeiter in diesem Heim nun hatte mit diesen „netten Menschen“ vorher gesprochen, dass eine christliche Familie kommt, um die er sich ja ein bisschen kümmern könnte. Er meinte ernsthaft zu meiner Tochter, die inzwischen da involviert war, das wäre so ein netter Mensch.
Die Syrer waren fertig mit den Nerven und vor Angst. Da konnten die nicht bleiben. Also nahmen wir sie mit nach Hause und sie campierten in unserem Wohnzimmer. Wir haben der Stadt gesagt, dass das mit dieser Nachbarschaft in dem Heim unmöglich geht, und man wollte sich kümmern, dass sie woanders unterkommen. Unbegreiflich, wie naiv die Behörden sind. Ich fragte noch den Mann von dem Amt, warum man denn diese Leute nicht von vornherein getrennt unterbringt. Die Antwort: Ja, die sollen sich doch aneinander gewöhnen und lernen, miteinander klarzukommen, das wäre von oben so gewollt.
Also, die Christen werden in Syrien und in anderen islamischen Ländern ermordet wegen ihres Glaubens und Homosexuelle sowieso, und hier meint man, man kann die so mir nichts, dir nichts aneinander gewöhnen, weil wir als „Auserwählte“ die Gabe haben, die Welt zu retten und alles zu befrieden? Witz Ende! Dass in den Ländern ethnisch-religiöse Kriege stattfinden, scheint hier noch nicht angekommen zu sein.
Christliche Syrer von Muslimen verfolgt
Ich hatte auch, als sie noch den Stress in dem anderen Heim hatten, die Antidiskriminierungsstelle angerufen, was man denn da machen könnte. Da meinte dieser Mensch dort zu mir: „dass die Christen verfolgt werden, ist ihm ganz neu, er kennt es nur, dass die Muslime bedroht und diskriminiert werden“. Ich habe mit einem evangelischen Pfarrer gesprochen, der dort in der Nähe wohnt und diese Leute aus den Heimen dort zum Teil betreut hat, er wusste, wovon ich rede, und auch der Weiße Ring in Stuttgart wusste Bescheid.Jedenfalls zogen die Leute nach 10 Tagen bei uns wieder aus. Sie hatten große Angst vor dem Heim, aber man gab ihnen einen anderen Platz. Dieser Salafist flog kurze Zeit später raus – wo er ist, wissen wir nicht. Er hat ziemlich üble Sachen gemacht, wie wir hörten. Inzwischen durfte auch der Vater und der andere Sohn der syrischen Familie einreisen. Diese Familie ist gebildet, der Vater ist Architekt, die Kinder besuchten eine Privatschule. Und dann kommen solche Leute nach Deutschland in dem Glauben, sie finden hier Schutz und sind dann solchen Zuständen ausgesetzt. Ein iranischer Freund meiner Tochter, der nun einige Jahre hier ist, hatte ähnliche Erfahrungen damals vor Jahren im Heim gemacht.
Ein anderer Mann, den ich auch sofort als sehr problematisch eingeschätzt hatte, stach dann mit dem Messer auf andere ein. Mit ihm gab es ständig Ärger. Als ich mit den Frauen im Heim Deutsch übte, ganz am Anfang, guckte er ziemlich finster durch die Tür. Seine Frau war andauernd schwanger, die Kinder litten alle und die anderen Heimbewohner auch. Den habe ich dem kurzen Moment gesehen und ich wusste, wie der drauf ist. Man entwickelt mit der Zeit seine Instinkte für Gefahren, wenn man unter bestimmten Bedingungen leben muss, zum Beispiel in einem Wohngebiet mit solchen Leuten.
Eine Afghanin, die mit der Kurdin zu mir kam, zog sich bei mir aus und zeigte mir ihre Misshandlungen: Brandwunden am ganzen Körper, sie war mit einem Taliban verheiratet worden und vor ihm geflüchtet. Andere Frauen aus dem Iran haben sich sofort vom Islam losgesagt und sich hier taufen lassen, die eine heimlich, der Vater durfte das nicht wissen. Eine Yesidin, mit der ich auch Deutsch geübt habe, durfte endlich nach Köln zu ihrer Mutter und zu ihrem Bruder umziehen mit ihren kleinen Kindern. Das ist ja auch der Irrsinn, dass man Familien nicht von Anfang an zusammengebracht hat, das war ja so schon für die Leute schlimm genug. Ihr Mann war in Bulgarien von ihr getrennt worden und musste zurück in den Irak. Es gibt schon schreckliche Schicksale. Man kann gar nicht viel helfen. Wir haben so viele Briefe an die Behörden geschrieben, ganze Nächte saßen wir daran.
Ein Büchlein über Schiller für einen Syrer
Die Frauen waren happy, wenn sie bei mir waren, Kaffeetrinken in einem gemütlichen Umfeld und Kontakt mit Deutschen, mal raus aus dem Heim, und das mehrmals die Woche. Ich habe mit ihnen Ausflüge gemacht und ihnen die Stadt und die Gegend gezeigt und alles erklärt. Einige können sich heute ganz gut allein zurechtfinden. Und darum geht es. Diese Integrationskurse sind ein Witz. Wen interessiert es, wie viele Brötchensorten in Deutschland hergestellt werden? Und lauter solche dämlichen Fragen, was Staatsbürgerkunde und deutsche Geschichte angeht. Die Deutsch-Prüfungen sind viel zu schwer. Die müssen erst einmal im Alltag kommunizieren können. Alles andere kommt später.Und nach den Unterrichtsbüchern zu gehen, besteht die deutsche Kultur nur aus Schlager und Fußball. Ich habe dem jungen christlichen Syrier ein Büchlein über Schiller geschenkt, der wollte was über deutsche Kultur wissen und nicht so einen Blödsinn. In Gesprächen kam immer wieder zum Ausdruck, dass sie lieber mit Deutschen zusammenwohnen würden, um die Sprache und alles Weitere zu lernen. Ich verstehe auch nicht, warum man neue teure Heime baut, wo die unter sich sind, wo die sich gegenseitig kontrollieren, ob ja keiner aus dem ganzen muslimischen Milieu ausschert. Und da sind dann wirkliche Opfer, wirkliche Flüchtlinge, mit Tätern, Mördern – womöglich auf einer Etage. Und dieser Wahnsinn macht einen fassungslos.
Ich habe einige Leute kennengelernt, die vom IS, vom Krieg, traumatisiert sind, zum Beispiel ein syrisches Mädchen, das aus den Trümmern gezogen wurde. Die bekommen hier gar nicht die Betreuung, die sie wirklich brauchen. Ein anderes Beispiel: Ein syrischer Junge, den ich betreut habe, der ohne Eltern kam, nur mit seiner Tante und deren Kindern, in der Hoffnung, dass sie auch bald alle kommen können, wenn die Familie den jüngsten Sohn mitgibt. Er hat ständig mit seiner Mutter telefoniert, und anscheinend ging es ihnen dort ganz gut. Natürlich tat er mir leid, jahrelang ohne Eltern und Geschwister. Wir haben uns gut verstanden, ich war am Anfang die Einzige, die an ihn heran kam, weil ich mit ihm gezeichnet habe, da sind Kinder immer zugänglicher.
"Die wirklichen Opfer sind oft still und bescheiden“
Aber er fragte mich auch immer, ob ich Moslem bin, er hat es dann akzeptiert, dass ich keiner bin, wir mochten uns trotzdem. Leider tat er sich furchtbar schwer mit Deutsch lernen und wie ich hörte, hat er keinen guten Umgang inzwischen. Diejenigen, die wirklich alle Hilfe bräuchten, lässt man links liegen, und andere, die sich prima als Opfer darstellen und laut schreien und heulen können, kriegen alles. Dabei sind oft die wirklichen Opfer ganz still und bescheiden.Ich habe meine Arbeit gerne gemacht – und fast alle, mit denen ich geübt habe, machen ihr Ding inzwischen. Sie gehen zur Schule, oder lernen Berufe oder studieren. Ich habe ein bisschen geholfen, ihre Situation zu verbessern. Mehr kann ich nicht tun.
Viele Kinder in den Schulen fragten gleich: Bist Du Moslem? Wenn man konsequent wäre und eine klare, sichere Haltung hätte, wäre das Problem nicht so riesig. Nein, habe ich gesagt, das ist unwichtig. Du glaubst das und ich glaub was anderes, na und!? Ich bin von niemandem deshalb angefeindet worden. Die brauchen eine klare Ansage und man muss authentisch sein, aber hier sind alle unsicher. Und was mich wirklich gestört hat: Wie sollen denn solche Leute Sozialarbeiter-„Mausis“ ernst nehmen, die mit Trägerhemdchen und Blüschen mit tiefen Ausschnitt und ganz kurzem Röckchen vor diesen Männern sitzen? Da ist man keine Autorität, die diese Leute brauchen! Und solche „sanften“ Sozialarbeiter – diese Männer lachen sich darüber kaputt.
Ich hatte sehr viele verschiedene Leute, zu einigen habe ich noch ein gutes Verhältnis, und das bleibt sicher auch so, als Freundschaft darf man das nicht bezeichnen. Mein Job war nach drei Jahren zu Ende. Zum Schluss hin, durch dieses ganze Theater mit der syrischen Familie, bekam ich eine schwere Gürtelrose und dann habe ich mich von dem Ganzen verabschiedet. An dieser dämlichen Politik, an diesen weltfremden Besserwissern kann man ja auch verzweifeln.
Glaubt man nicht an Allah, ist man nichts wert
Es ist nicht gut, dass die Leute alles umsonst bekommen, einige wissen das nicht zu schätzen. Das sieht man an den Sachbeschädigungen in den Heimen, und Pünktlichkeit ist ein Problem. Dadurch, dass wir in Köln so einige Erfahrungen gemacht haben (6 Jahre in diesem problematischen Viertel), da braucht es keine Wissenschaftler, die mir sagen, was da so los ist – bin ich bzw. meine ältere Tochter nicht so mit einer rosaroten Brille an diese Dinge herangegangen. Wir haben bis vor 1,5 Jahren einige Jahre in Freiburg in einem Viertel gewohnt, in dem natürlich keine wohlsituierten Moralisch-Hochwertigeren leben müssen. Dort konnte man sich auch mit Türken und Libanesen rumärgern. Wir sind dann weggezogen.Ich habe auch nicht gejubelt, als diese Massen kamen, ich wusste, da kommen viele Probleme. Es sind ja auch nicht alles wirklich Verfolgte, und das ist das Schlimme, dass man hier Nichtsnutze und Kriminelle mit durchfüttert. Hier hungern Rentner, die immer gearbeitet haben und man päppelt diese Typen hier mit durch? Das versteht kein normaler Mensch mehr. Ich hätte nicht ehrenamtlich gearbeitet. Wer die Leute hierher kommen lässt, muss sich auch darum kümmern. Alle, die das wollen, sollen Leute zu Hause aufnehmen und finanzieren und sich um alles kümmern. Der Staat hat entschieden, dass Tausende kommen können, also ist der Staat, die Politik, dafür verantwortlich und nicht die einfache Bevölkerung, die ihre eigenen Probleme hat. Es gibt hier genug Probleme – zum Beispiel Altersarmut und Kinderarmut –, das interessiert niemanden.
Es gibt Menschen, die wirklich vor dem IS, vor dem Krieg geflohen sind, und denen sollte man helfen. Es kann aber nicht sein, dass die hierher kommen und von Imamen gegen uns aufgehetzt werden. Bei einem syrischen Jungen zu Hause auf dem Riesenfernseher liefen Programme mit arabischen Imamen, viele Sender mit diesen vorsintflutlichen Männern, die die Menschen hier beeinflussen, dann eben auch noch die Moscheen. Leute, die anfangs offen waren für alles Neue hier, machen dann irgendwann die Klappe runter, da weiß man, wie sie beeinflusst werden. Das darf nicht sein! Ich habe in der Schule mitbekommen, wie fanatisch schon Erstklässler sind. Glaubt man nicht an Allah, ist man nichts wert. Ich bin der Meinung, man muss überhaupt nicht auf so eine rückschrittliche Religion hier Rücksicht nehmen. Religionsfreiheit heißt für mich, frei von Religion in Ruhe leben zu können. Jeder soll glauben, was er will, so lange er friedlich ist und andere damit nicht belästigt. Religionsfreiheit heißt nicht Narrenfreiheit und Extra-Würste für eine bestimmte Religion. Man hat hier jahrelang Hassprediger machen lassen, was sie wollten und es hat sich daran nichts geändert.
Nur eine Frage der Zeit...
Da ist ein Hass auf Juden und Homosexuelle, auf „Ungläubige“, auf Frauen. Ein Junge in der Schule, mit dem ich gebastelt habe, sollte mit mir zusammen die Schnipsel vom Boden aufheben. Er weigerte sich, ich sollte das machen. Ich fragte, warum? Weil ich die Frau wäre. Ich habe ihn ziemlich angefahren und ihm gesagt, dass er wohl einen Knall hätte, dann hat er alles allein aufheben müssen. Er war in der 2. Klasse – da geht das noch, wehe, wenn die älter werden.Solche Auswüchse sind nicht neu, umso mehr hätte man ab 2015 gegensteuern müssen. Nichts ist passiert. Und jetzt päppelt man auch noch IS-Verbrecher hier mit auf. Sind alle übergeschnappt? Und ein Herr Maas nimmt das Wort “Christ” nicht mehr in den Mund. Was ist los in den Hirnen dieser Leute?
Ich komme nun wirklich aus dem linken Spektrum, wenn ich aber sehe, wie mit dicken Problemen umgegangen wird, die man nicht laut benennen darf, dann packt mich ehrlich die Wut. Nun haben wir wieder das Zeitalter der Denunzianten und Eiferer und Feiglinge! Das erinnerte mich an etwas...
Ein Bekannter meiner älteren Tochter, ein Staatsanwalt aus Hamburg, meinte mal: Es ist nur eine Frage der Zeit und der Menge, bis auch die glühenden Befürworter der Migration ihre Erfahrungen machen, und die machen dann eine Wendung um 180 Grad.
Ulrike Bause ist Teil der Initiative an der Basis und hat mehrere Jahre in Unterkünften und Schulen mit Flüchtlingen Deutsch geübt. Die Initiative besteht aus Lehrkräften, Erziehern, Ehrenamtlichen, Sozialarbeitern, BAMF-Übersetzern und Dolmetschern, Justizangestellten, Psychologen, Ärzten, Polizisten sowie säkular und kritisch eingestellte Geflüchteten und Migranten. Sie alle sind Engagierte, die haupt- oder ehrenamtlich mit Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund arbeiten und haben teilweise selber einen Migrationshintergrund. Sie erleben aufgrund ihrer Arbeit an der Basis bzw. ihren eigenen Erfahrungen täglich die Auswirkungen der Asyl-/Migrationspolitik sowie der fehlenden politischen Unterstützung, werden regelmäßig mit Problemen und Missständen konfrontiert, die bislang in der öffentlichen Debatte zum Thema „Migration und Flucht“ als Einzelfälle oder gar Ausnahmen deklariert werden. Dabei handelt es sich laut der Basisgruppe eben nicht um Ausnahmen, „weshalb es uns allen ein dringendes Anliegen ist, unsere gesammelten Erfahrungen an die Öffentlichkeit zu bringen. Um Probleme anzugehen, ist es erforderlich, diese offen und ehrlich zu benennen, um dann eine sachliche Debatte darüber zu führen, wie diese – vor allem auch auf politischer Ebene – gelöst werden können.“
Die Autorin spricht im Namen „von uns allen“, so die Initiative, deren Forderungskatalog hier zu finden ist. Achgut.com dokumentiert Ulrike Bauses Geschichte. Es sind noch viele mehr zu erzählen.
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