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Mittwoch, 15. Mai 2019

Mai 1945 - die Verratenen von Jalta

In Osttirol und Unterkärnten übergaben die Briten entgegen der Genfer Konvention Kriegsgefangene und Zivilisten dem NKWD und den jugoslawischen Partisanen.
Im Mai und Juni lieferten die Briten in Österreich Zehntausende Kosaken, sowjetische und südslawische Kriegsgefangene und Zivilisten an die Sowjetunion und Jugoslawien aus. Alexander Solschenizyn, der als Gulag-Häftling einige von ihnen kennenlernte, nannte es das „letzte Geheimnis des Zweiten Weltkrieges“. Eine größere Öffentlichkeit erfuhr von diesem Verbrechen erst, als der russisch-englische Historiker Nikolai Tolstoy 1977 sein Buch „Die Verratenen von Jalta. Englands Schuld vor der Geschichte“ veröffentlichte.
Auf der Grundlage des Rückführungsabkommens, das Churchill, Roosevelt und Stalin am 11. Februar 1945 in Jalta beschlossen hatten, deportierten Briten und Amerikaner entgegen den Bestimmungen der Genfer Konvention zwischen Mai 1945 und Februar 1946 rund 4,2 Millionen Sowjetbürger, unter ihnen Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und Flüchtlinge. Die britischen und amerikanischen Offiziere standen vor dem Dilemma, Befehle ausführen zu müssen, die dem Kriegsrecht widersprachen.

Eines der schlimmsten Kapitel war die Auslieferung von rund 25 000 Kosaken und deren Familien aus Osttirol. In der Hoffnung, bald mit den Westmächten gegen Stalins Sowjetunion zu kämpfen, hatten sie ihre Waffen den Briten übergeben. Arglos bestiegen ihre Offiziere am 28. Mai die Lastwagen, die sie angeblich zu einem Treffen mit Feldmarschall Harold Alexander bringen sollten. Wenige Kilometer nach Lienz hielt die Kolonne an. Schwer bewaffnete Soldaten stiegen zu, Panzerwagen stießen zum Geleit. Einige Offiziere witterten rechtzeitig den Verrat, sprangen aus dem Konvoi und flüchteten auf die Berge, einige begingen Selbstmord. Alle anderen wurden in Judenburg dem NKWD übergeben.
Die im Lienzer Lager verbliebenen Kosaken waren entsetzt über die Nachricht vom Verrat der Briten. Einige Tausend versammelten sich in den frühen Morgenstunden des 1. Juni, rückten eng aneinander, beteten und sangen. Die britischen Soldaten hatten den Befehl, passiven Widerstand mit allen Mitteln zu brechen. Manche hatten Tränen in die Augen, als sie Zivilisten und unbewaffnete Männer mit Gewalt auf die Lastwagen hievten. Mütter sprangen mit ihren Kindern in die reißende Drau und ertranken, Männer flüchteten im Kugelhagel in die Wälder. Bis heute ließ sich nicht feststellen, wie viele ums Leben kamen; es könnten Hunderte gewesen sein.

Zuvor schon waren südslawische Antikommunisten vor den vorrückenden Partisanen über die Berge nach Kärnten geflüchtet. Die britische Armee registrierte 200.000 Kroaten und Bosniaken, 13.000 Slowenen sowie einige Tausend Serben und Montenegriner, die sich ihren Schutz erhofften. In Unterkärnten standen südlich der Drau bereits Partisanen. Auf dem Bleiburger Feld hatten sie kroatische Soldaten und Zivilflüchtlinge eingekreist. Die Briten drohten den Schutzsuchenden mit Waffengewalt, sollten sie sich ihren Stellungen nähern. Als sich die Kroaten weigerten, ihnen ihre Waffen zu übergeben, eröffneten die Partisanen das Feuer. Die Überlebenden wurden in Todesmärschen entlang der Drau nach Marburg (Maribor) getrieben.
Nach den Kroaten wurden die slowenischen Domobranzen sowie die serbischen und montenegrinischen Antikommunisten ausgeliefert, die sich den Briten bereits ergeben hatten. Weil man ihnen versprach, sie nach Italien in Sicherheit zu bringen, leisteten sie keinen Widerstand. Noch auf österreichischem Gebiet, am Bahnhof Rosenbach, warteten die Partisanen auf sie und pferchten sie in Viehwaggons. In Slowenien wurden 600 Massengräber mit Zehntausenden Opfern der Massaker entdeckt. Hunderte weitere Massengräber werden in Kroatien vermutet.
Zum Gedenken an diese Ereignisse versammeln sich am Samstag wie jedes Jahr Tausende Kroaten in Bleiburg, um eine Messe zu feiern. Peter Pilz und andere „Antifaschisten“ sprechen vom „größten Nazitreffen in Europa“.   Karl-Peter Schwarz

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