In Osttirol und Unterkärnten übergaben die Briten entgegen der
Genfer Konvention Kriegsgefangene und Zivilisten dem NKWD und den
jugoslawischen Partisanen.
Im Mai und Juni lieferten die Briten
in Österreich Zehntausende Kosaken, sowjetische und südslawische
Kriegsgefangene und Zivilisten an die Sowjetunion und Jugoslawien aus.
Alexander Solschenizyn, der als Gulag-Häftling einige von ihnen
kennenlernte, nannte es das „letzte Geheimnis des Zweiten Weltkrieges“.
Eine größere Öffentlichkeit erfuhr von diesem Verbrechen erst, als der
russisch-englische Historiker Nikolai Tolstoy 1977 sein Buch „Die Verratenen von Jalta. Englands Schuld vor der Geschichte“
veröffentlichte.
Auf der Grundlage des Rückführungsabkommens, das
Churchill, Roosevelt und Stalin am 11. Februar 1945 in Jalta beschlossen
hatten, deportierten Briten und Amerikaner entgegen den Bestimmungen
der Genfer Konvention zwischen Mai 1945 und Februar 1946 rund 4,2
Millionen Sowjetbürger, unter ihnen Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und
Flüchtlinge. Die britischen und amerikanischen Offiziere standen vor dem
Dilemma, Befehle ausführen zu müssen, die dem Kriegsrecht
widersprachen.
Eines der schlimmsten Kapitel war die Auslieferung
von rund 25 000 Kosaken und deren Familien aus Osttirol. In der
Hoffnung, bald mit den Westmächten gegen Stalins Sowjetunion zu kämpfen,
hatten sie ihre Waffen den Briten übergeben. Arglos bestiegen ihre
Offiziere am 28. Mai die Lastwagen, die sie angeblich zu einem Treffen
mit Feldmarschall Harold Alexander bringen sollten. Wenige Kilometer
nach Lienz hielt die Kolonne an. Schwer bewaffnete Soldaten stiegen zu,
Panzerwagen stießen zum Geleit. Einige Offiziere witterten rechtzeitig
den Verrat, sprangen aus dem Konvoi und flüchteten auf die Berge, einige
begingen Selbstmord. Alle anderen wurden in Judenburg dem NKWD
übergeben.
Die im Lienzer Lager verbliebenen Kosaken waren entsetzt
über die Nachricht vom Verrat der Briten. Einige Tausend versammelten
sich in den frühen Morgenstunden des 1. Juni, rückten eng aneinander,
beteten und sangen. Die britischen Soldaten hatten den Befehl, passiven
Widerstand mit allen Mitteln zu brechen. Manche hatten Tränen in die
Augen, als sie Zivilisten und unbewaffnete Männer mit Gewalt auf die
Lastwagen hievten. Mütter sprangen mit ihren Kindern in die reißende
Drau und ertranken, Männer flüchteten im Kugelhagel in die Wälder. Bis
heute ließ sich nicht feststellen, wie viele ums Leben kamen; es könnten
Hunderte gewesen sein.
Zuvor schon waren südslawische
Antikommunisten vor den vorrückenden Partisanen über die Berge nach
Kärnten geflüchtet. Die britische Armee registrierte 200.000 Kroaten und
Bosniaken, 13.000 Slowenen sowie einige Tausend Serben und
Montenegriner, die sich ihren Schutz erhofften. In Unterkärnten standen
südlich der Drau bereits Partisanen. Auf dem Bleiburger Feld hatten sie
kroatische Soldaten und Zivilflüchtlinge eingekreist. Die Briten drohten
den Schutzsuchenden mit Waffengewalt, sollten sie sich ihren Stellungen
nähern. Als sich die Kroaten weigerten, ihnen ihre Waffen zu übergeben,
eröffneten die Partisanen das Feuer. Die Überlebenden wurden in
Todesmärschen entlang der Drau nach Marburg (Maribor) getrieben.
Nach den Kroaten wurden die slowenischen Domobranzen sowie die
serbischen und montenegrinischen Antikommunisten ausgeliefert, die sich
den Briten bereits ergeben hatten. Weil man ihnen versprach, sie nach
Italien in Sicherheit zu bringen, leisteten sie keinen Widerstand. Noch
auf österreichischem Gebiet, am Bahnhof Rosenbach, warteten die
Partisanen auf sie und pferchten sie in Viehwaggons. In Slowenien wurden
600 Massengräber mit Zehntausenden Opfern der Massaker entdeckt.
Hunderte weitere Massengräber werden in Kroatien vermutet.
Zum
Gedenken an diese Ereignisse versammeln sich am Samstag wie jedes Jahr
Tausende Kroaten in Bleiburg, um eine Messe zu feiern. Peter Pilz und
andere „Antifaschisten“ sprechen vom „größten Nazitreffen in Europa“. Karl-Peter Schwarz
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