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Mittwoch, 1. Dezember 2021

Klaus Rainer Röhl

Ein Kind des Krieges, der Nachkriegszeit, des Kalten Krieges, ein Querkopf, der eine Zeitschrift machte für Querköpfe: Klaus Rainer Röhl, Verleger, Herausgeber, damals Sozialist, der in die KPD eintrat, als sie verboten wurde, aus Protest gegen das Parteiverbot.

Sein Magazin „Konkret“ wurde heimlich von der DDR mitfinanziert, bis er sich mit dem Arbeiter- und Bauernstaat anlegte und dieser daraufhin den Geldhahn zudrehte. Hart an der Pleite vorbei, machte er sich selbstständig mit der Monatszeitschrift und schaffte es, sie zur Zeit der Studentenbewegung in den Sechziger-Jahren zum einflussreichsten linken Magazin dieser Zeit zu entwickeln. 

Später trat er in die FDP ein, bezeichnete sich als Nationalliberalen und promovierte bei Ernst Nolte, aus Protest gegen die Anschuldigungen, die Nolte auf Grund des Hysterikerstreits über sich ergehen lassen musste. 

Ich habe eine gewisse Sympathie für ihn, weil er sich wie kein Zweiter in Deutschland gegen die Ächtung Andersdenkender gestemmt hat, gegen das Grundübel, das Hauptlaster der deutschen Politik: die antipluralistische Konformitätssucht. Thomas Mann sagte einmal: "Ich bin ein Mensch des Gleichgewichts. Wenn das Boot nach links zu kentern droht, lehne ich mich automatisch nach rechts. Und umgekehrt."

Seine einstige Frau Ulrike Meinhof sagte irgendwann über Klaus Rainer Röhl: "Raus, kleiner Röhl!", aber sie war es, die später ausstieg und ausflippte.

Jetzt ist er gestorben, einen Tag vor seinem 93. Geburtstag. Fast wäre es ihm gelungen, was einem anderen Preußen - Ernst Niekisch - gelang: am gleichen Tag zu sterben, an dem er geboren wurde.

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