Was die zum Teil schäumende Kritik gewisser Leute gegen die Aktion
„Schluss mit dem Gender-Unfug!“ betrifft, so gilt wohl die alte
Redensart: Es ist zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von allen.
Und was wurde denn wirklich kritisches „gesagt“ bzw. geschrieben?
Nichts! Kein Sachargument, sondern nur bewusst und gezielt
Diskreditierendes: Die Aktion bediene den Rechtspopulismus, sei von
älteren Herrschaften inszeniert, sei zukunfts- und frauenfeindlich – die
üblichen Plattitüden (was wörtlich und sprachgeschichtlich korrekt mit
„Wortfladen“ zu übersetzen wäre). Wir haben bei TE auszugsweise darüber berichtet.
Dass sich nun auch Spiegel-online anschließt? Geschenkt, die
Schreiberin hat in den Lesereinträgen wenigstens ordentlich Widerworte
bekommen.
Von einem „Dunstkreis der AfD“, in den sich die Aktion
angeblich begeben habe, war bei manch obermotivierten Schreibern die
Rede. Reiner Kunze, einer der namhaften Erstunterzeichner der Aktion hat
darauf nun folgendes gesagt: „Ich las, ich hätte mich in den Dunstkreis
der AfD begeben. Ich fühle mich tatsächlich in einer Art Dunstkreis –
es ist der Dunstkreis einer mehr und mehr zurückkehrenden DDR, als dort
die gleichen Methoden politischer Denunziation angewandt wurden.“
Reiner Kunze, ein ganz Großer der deutschen Sprache und Literatur,
weiß, wovon er redet. Er musste 1977 zwangsweise aus der DDR in die
Bundesrepublik übersiedeln. Zig Stasi-Leute waren auf ihn angesetzt
gewesen. Viel Aktenmaterial der Stasi wurde 1990 verbrannt. Aber es fand
sich die vollständige Originalakte von zwölf versiegelten Bänden mit
insgesamt 3.491 Blatt. Kleine Auszüge daraus hat Reiner Kunze 1990
veröffentlicht – und zwar unter dem Namen, dem ihm die Stasi verpasst
hatte: Deckname „Lyrik“. Das wäre doch mal eine Lektüre für gewisse
Leute aus taz, SüZ, SPon usw.
Reiner Kunze und Viele, die in der DDR leben mussten, haben aus
leidvoller Erfahrung ein waches Sensorium dafür, wenn politisch oder
journalistisch manipuliert und indoktriniert wird. Und sie sind zurecht
in großer Sorge, ob das aktuelle Diskursklima in Deutschland nicht mehr
und mehr Züge einer DDR 2.0 annimmt. Und das von manchen öffentlich
Wirksamen auch noch freiwillig! TE
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