Die Fraktionsvorsitzende der Grünen, die einst vorübergehend Theologie studierte, hat gerade gesagt: „Wir kümmern uns hier um die Menschlichkeit. Der barmherzige Samariter hat auch seinen Mantel geteilt und hat nicht gewartet bis jemand kommt und sagt, ich wäre auch noch bereit.“
Aber derjenige, der seinen Mantel teilte, war erstens nicht der barmherzige Samariter, sondern der 300 Jahre später lebende römische Offizier Martin von Tour. Und zweitens teilte er seinen eigenen Mantel, statt andere zu zwingen, ein Stück von ihrer Kleidung abzuschneiden. Ihm wäre es auch nicht eingefallen, zu diesem Zweck 13000 symbolische Schwerter und Scheren vor dem Reichstag aufzustellen. Auch der barmherzige Samariter, den Göring-Eckardt etwas verschwommen im Gedächtnis ihres Herzens trägt, half mit eigenen Mitteln einem Einzelnen, der unter Räuber gefallen war:
„Ein Mann ging von
Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie
plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und
ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg
herab; er sah ihn und ging vorüber. Ebenso kam auch ein Levit zu der
Stelle; er sah ihn und ging vorüber. Ein Samariter aber, der auf der
Reise war, kam zu ihm; er sah ihn und hatte Mitleid, ging zu ihm hin,
goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf
sein eigenes Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn.
Und
am nächsten Tag holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und
sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es
dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.“
Er drängte also nicht den Wirt, die Rechnung zu übernehmen, sondern zahlte selbst. Darin liegt eine Lehre, die von der moralischen Höhe der Solidaritätsdiktatoren aus meist übersehen wird: Wer seine eigenen Mittel verwendet, wägt ab, wie weit seine Hilfsleistung zu seinen Möglichkeiten passt. Der Samariter gibt zwei Denare, stellt noch einen oder zwei in Aussicht, falls es nötig sein sollte, aber er geht keine unbegrenzte Zahlungsverpflichtung ein. In wenigen Tagen sollte der Überfallene wieder auf den Beinen sein. Dann enden Hilfsbedürftigkeit und Hilfe.
Woran liegt es, dass Deutschland so sehr verblödet ist, dass KGE und AM uns eine Eselei nach der anderen auftischen darf? Die willfährige Presse, hinter die Merkel ihren Schlitten geschnallt hat, kann das nicht restlos erklären. Es gibt in Deutschland offenbar eine zutiefste irrationale Sehnsucht, der ganzen Welt zu zeigen, wie selbstlos, großherzig und gutwillig Deutschland ist.
Und wenn die Deutschen irgendwann spüren, dass ihnen das niemand abnimmt (und dass die deutschen Erlösungssehnsüchte nach Befreiung von all den Gewissensbissen außerhalb Deutschlands niemanden interessieren), wird dieser von Sehnsucht erfüllte Trancezustand in Hass umschlagen.
Bereits ein einmal durchschnittenes Mantelstück erfüllt nicht mehr so recht die Funktion eines Mantels, sondern lässt ähnlich viel Blöße unbedeckt wie ein Vierteltheologiestudium. Dem heiligen Martin dürfte auch klar gewesen sein, dass eine Mantelteilung nicht die Herstellung von Mänteln ersetzt. Aber, gut, das ist eine Übertreibung, wie sie zur Veranschaulichung des Außergewöhnlichen, in der volkstümlichen Kunst vorkommt. Es geht ja um Symbolik. Die soll sich einprägen, und deshalb wird in dieser Legende überzeichnet, was mitgeteilt werden will. Der arme Bettler war gewiss nicht nackt. Aber er fror und war bedürftig. Die Übertreibung schuf ein einprägsames, 17 Jahrhunderte lang verständliches Bild.
Wer so wie Katrin Göring-Eckardt aus der Bibel argumentiert, nicht ganz
textsicher, aber ganz selbsterfüllt, der sollte in dieser Manier auch
praktisch weitermachen und sich den Samariter wie den heiligen Martin
zum unmittelbaren Vorbild nehmen. Das beginnt mit dem eigenen Geld. Wendt
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.