Stationen

Donnerstag, 25. Mai 2017

L'abolition en marche

Der Militärische Abschirmdienst (MAD) der Bundeswehr ermittelt gegen einen Stabsoffizier wegen möglicher umstürzlerischen Bestrebungen, berichten mehrere Medien. Es besteht aber keinerlei Anlass zum Optimismus; der Mann hatte während eines Lehrgangs im Ausbildungszentrum Hammelburg bloß gesagt: "Ich habe es so satt, dass 200.000 Soldaten unter Generalverdacht gestellt werden wegen zwei Verrückten. Die Ministerin ist bei mir unten durch, das muss man ansprechen oder putschen."

Andere Bürger in Uniform informierten hurtig den Disziplinarvorgesetzten über die Äußerung, der wiederum den MAD einschaltete. Nun ermittelt der Bundeswehr-Geheimdienst wegen möglicher "Bestrebungen, die gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung, den Bestand oder die Sicherheit des Landes gerichtet sind". Gegen wen der MAD in diesem Punkte eigentlich ermitteln müsste, liegt zwar auf der Hand, aber wenn ein Land auf gewissermaßen demokratischem Wege beschlossen hat, den Hochverrat zur Staatsräson zu erheben, wäre es gerade von den Diensten zuviel verlangt, dagegen vorzugehen.
Anfang dieses Monats hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen 100 Führungskräfte der Bundeswehr in den Bendlerblock geladen, wo sich der arme Graf Stauffenberg für jenes Deutschland hat erschießen lassen, dessen Verteidigung seit 2015 offiziell beendet ist, und zwar zu einem "Krisentreffen" (die Krise selber kam nicht zur Sprache, aber das ist ja längst Brauch in der DDR 2.0). Dieses Treffen wird in die Annalen der deutschen Armee womöglich als der symbolische Termin ihrer Abschaffung eingehen. Die Generäle, Admirale und Ministerialdirigenten wurden am Eingang des Konferenzsaales vom MAD in Empfang genommen und gefilzt. Sie mussten ihre Mobiltelefone und Laptops abgeben. "Nicht einmal Smartwatches am Handgelenk wurden geduldet", notierte die Welt. Offiziell geschah das, um "eine möglichst offene interne Diskussion unter den Anwesenden zu befördern". Gürtel, Strickzeug und Handtäschchen durften die Herren immerhin behalten. – Keiner dieser Ehrenhainzypressendarsteller protestierte gegen eine solche Ehrabschneidung, keiner dieser Helden reiste wegen einer solchen Demütigung ab oder reichte seinen Rücktritt ein.




So sieht die militärische Führungsspitze einer Gesellschaft aus, die ihren Altvorderen vorwirft, sich nicht gegen die NS-Diktatur gewehrt zu haben. Es ist echt gemein, gegen einen Angehörigen dieser Molluskenschar unter dem Vorwand zu ermitteln, es bestünde der Verdacht, er besäße ein Rückgrat.


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Aus Plauen schreibt Leser ***: "Ich möchte hiermit Ihren vorgestrigen Text zur 'Verbuntung' des Ostens noch ergänzen, denn nicht nur in Dresden, Pirna oder Chemnitz geht diese rasant voran, sondern auch im bis vor anderthalb Jahren sehr beschaulichen Plauen: Hier wurde jetzt die Disko, die alljährlich zum Stadtfest auf dem Innenhof des Rathauses stattfand, aus Sicherheitsgründen für künftige Feste abgeschafft. Die 'Sicherheitsgründe' können Sie hier nachlesen. Im Übrigen fällt mir seit langem auf, dass vor allem Menschen mit Migrationshintergrund in unserer Stadt diese Entwicklung mit Sorge sehen und dies auch offen ansprechen. Dies schließt meine asiatische Frau ebenso ein wie unseren türkischen Dönermann, meinen syrischen Kollegen, meinen indischen Geschäftspartner oder unsere brasilianischen Freunde. Die Vertreter der Willkommenskultur für jedermann scheinen stets diejenigen zu sein, deren multikulturelle Erfahrungen sich auf das Döner-Essen oder die letzte Mallorca-Reise beschränken."


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Tatsächlich besteht im Osten, wie ein Qualitätsjournalist formulieren würde, "Nachholbedarf". Etwa für die Presse, wenn sie über das Plauener Stadtfest schreibt, es sei dort "brutal" zugegangen. Nein, brutal geht so: "Nurettin B. schlug zunächst mit den Fäusten auf Kader K. ein und griff dann zu einem Messer. Mit der 14 cm langen Klinge stach er auf sie ein. Zwei Stiche verletzten sie schwer. Einer verfehlte das Herz nur um Haaresbreite. Anschließend griff Nurettin B. zu einer Axt, schlug mit der stumpfen Seite auf ihren Kopf und Oberkörper ein. Zeugen sahen ihn dann ein Seil aus dem Auto holen. Sie versuchten noch ihn davon abzuhalten. Nurettin B. reagierte nicht auf ihre Schreie. Stattdessen macht er an jedem Seilende eine Schlaufe. Ein Ende befestigt er an seinem Wagen. Das andere legte er Kader K. um den Hals. (...) Zeugen berichten, dass er dann mit einem Ruck losgefahren sei. Die leblose Frau zog er hinter sich her. Ein anderer Zeuge sah Kader K. durch die Luft fliegen, als sich das Seil löste. Röchelnd blieb sie am Straßenrand liegen. Nurettin B. aber raste weiter. Unklar bliebt hierbei, ob er überhaupt realisierte, dass sich das Seil gelöst hatte" (hier). Passiert aber in deutschen Familien auch öfter bzw. jetzt eben zunehmend.


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Wo immer man die Zeitungen aufschlägt, begegnen einem die Einzelfälle, wurde in der jeweiligen Kommune in der vergangenen Nacht/am vergangenen Wochenende geraubt, geschlagen, getreten, gemessert, vergewaltigt, einzeln und in fröhlichen Gruppen. Eine beispiellose Welle mutwillig importierter Gewalt schwappt über dieses Land, und bevor die Täter nicht eingebürgert sind, wird man Ausländer oder gar Flüchtlinge dafür verantwortlich machen. Wie reagieren die Herrschenden? Aus einem gewissen Blickwinkel durchaus angemessen.

Sie schließen die Grenzen keineswegs, verschärfen aber das Waffenrecht für legale Besitzer (= Einheimische), zerstören die Armee, während sie gleichzeitig die Marine aussenden, um den Schleppern zu helfen; in der Rechtsprechung herrschen längst Verhältnisse, wie sie linke Historiker gern der Weimarer Republik zuschreiben, die Justiz urteilt auffällig mit zweierlei Maß, ausländische Gewalttäter werden gern nach Jugendstrafrecht am Ohrläppchen gezogen, auf Bewährung verurteilt oder ganz freigesprochen, weil sie erkannt haben, dass sich deutsche Gerichte durch eine simple Omertà austricksen lassen – die frappierende richterliche und ermittlungsbehördliche Milde gegen ausländische kriminelle Großclans führen wir mal auf den Satz "Wir wissen, wo du wohnst und wo deine Kinder zur Schule gehen!" zurück –, während ein Eingeborener für eine vergleichbare Tat lange Jahre in den Knast wandert (ein Schicksal, welches Linksextremisten nie droht, so viele Beamte oder "Nazis" sie auch verletzen mögen). Im Ausgleich werden die Steuern trotz staatlicher Rekordbeute keineswegs gesenkt; vielmehr hat man sich als Besteuerter, während das eigene Geld in den künftigen molekularen Bürgerkrieg gegen die eigenen Kinder investiert wird, auch noch von den Schäubles verhöhnen zu lassen ("Geld ist nicht alles"; hier). Und im Internet sorgt die Masi dafür, dass bald niemand mehr ungestraft seinem Ärger Luft macht.

Aber wie die Wahlergebnisse zeigen, ist der gute Deutsche anno 2017 mit seiner Situation ungefähr genauso einverstanden, wie es der brave Deutsche um 1937 war. Eine spezifische Kultur mag nicht mehr zu erkennen sein, eine spezifische Mentalität indes schon. Karthago musste zu seinem welthistorischen "Wir schaffen das" schließlich auch dreimal Anlauf nehmen.

PS zum ersten: "Sehr geehrter Herr Klonovsky, ich erlaube eine kleine Korrektur: Sie schreiben, der durchschnittliche Deutsche fühle sich heute genau so wohl, wie der Zeitgenosse anno 1937. Wenn man die Wahlergebnisse betrachtet, ist es aber wohl eher so, dass der durchschnittliche Deutsche durch die grundstürzenden Ereignisse, die Merkel uns eingebrockt hat und die von den Medien eisern mitgetragen werden, dermaßen verschüchtert und blockiert ist, dass er nur so reagieren kann, wie es viele Deutsche im finalen Bombenkrieg der letzten Kriegsmonate getan haben, wo man bis zur Hissung der roten Fahne auf dem Brandenburger Tor auf die Wunderwaffen gewartet hat."

PS zum zweiten: "Zu Ihrer Sottise zum Untergang Karthagos erlaube ich mir eine Bemerkung: Die Vernichtung der Punierstadt wurde, wenn man der Überlieferung Glauben schenken mag, wenigstens nicht von einem Karthager, sondern vom Römer Cato mit widerlicher Penetranz eingefordert. Die Karthager haben nach Plutarch ihre Stadt ja mit verzweifelter Entschlossenheit verteidigt. Ich hingegen vernehme ständig das ceterum censeo geäußert von Deutschen über Deutschland. Das scheint mir sogar noch etwas widerlicher als der Vernichtungswille des unsympathischen Römers." 
   
PPS: Ich habe als Kind mit der mir eigenen Sympathie für Kämpfer gegen Übermächte begeistert von den Karthagerinnen gelesen, die sich die Haare abschnitten, auf dass man Bogensehnen für die Verteidigung ihrer Stadt daraus flechte. Doch wieder einmal hat die Pointe gesiegt...

PPPS: Aus dem Vorwort zum ersten Band der Acta diurna vom Januar 2015:


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 Freund *** trifft eine plausible Prognose zur Zukunft der deutschen Sozialdemokratie. Die SPD werde sich in den nächsten Jahren als die Partei der Migranten anbieten und ihre bisherige Klientel mit der Verheißung von Steuergeschenken, dem Verzicht auf übermäßige Integrationsleistungen und der Hege einer speziellen Religion allmählich gegen die eingewanderte austauschen. Nur so könne sie sich, da ihr ja die deutsche Steuerzahlerpopulation ohnehin sukzessive abhanden komme – teils auf biologischen Wege, teils durch deren Wechsel v.a. zur AfD –, irgendwann zur Kanzlerpartei emporarbeiten. Der Bevölkerungsaustausch finde dann seinen Niederschlag im Bäumchen-wechsle-dich-Spiel einer Partei, die das personell ja schon da und dort vorexerziere, beispielsweise mit einer Bundesintegrationsbeauftragten, die sich recht unverhohlen als türkische Statthalterin aufspiele. Kein Sozialdemokrat werde in 20 Jahren noch verstehen können oder wollen, warum man jemals Anstoß an kopftuchtragenden Lehrerinnen oder Richterinnen nahm. Am Ende werde aus der SPD die IPD. Was dabei alles auf der Strecke bleibe, könne sich jeder an den Fingern abzählen.


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Was der Vormarsch der sogenannten Identity Politics in den USA wirklich zeigt: Die Hautfarbe darf so lange keine Rolle spielen, bis die Weißen in ihren Ländern zur Minderheit geworden sind; dann kann man sie anklagen, abmelken, herabwürdigen und zuletzt wahrscheinlich schlachten.

"Der Farbige durchschaut den Weißen, wenn er von 'Menschheit' und ewigem Frieden redet. Er wittert die Unfähigkeit und den fehlenden Willen, sich zu verteidigen.
(...) Sie haben den Weißen einst gefürchtet, sie verachten ihn nun. (...) Einst packte sie Entsetzen vor unserer Macht – wie die Germanen vor den ersten römischen Legionen. Heute, wo sie selbst eine Macht sind, reckt sich ihre geheimnisvolle Seele auf, die wir nie verstehen werden, und sieht auf den Weißen herab wie auf etwas Gestriges. Aber die größte Gefahr ist noch gar nicht genannt worden: Wie, wenn sich eines Tages Klassenkampf und Rassenkampf zusammenschließen, um mit der weißen Welt ein Ende zu machen?" (Oswald Spengler, "Jahre der Entscheidung", 1933)


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Freund Alexander Wendt las im thüringischen Wöhlsdorf nahe Saalfeld aus seinem Buch "Der grüne Blackout. Warum die Energiewende nicht funktionieren kann". Auf die Frage aus dem Publikum, wie er es mit dem Klimawandel halte, erwiderte Wendt, der Klimawandel sei eine Naturkonstante, das Klima habe sich zu allen Zeiten gewandelt und werde es auch künftig tun. Die Ostthüringer Zeitung überschreibt ihren Artikel über die Veranstaltung mit der Schlagzeile: "Von einem der auszog, den Klimawandel zu leugnen" (hier). Das erinnert an eine Überschrift in der Welt: "Fremdenfeindlichkeit macht Ostdeutschland zum Risiko-Standort", der im Text die Information folgte: "Ob die Pegida-Märsche und Meldungen über fremdenfeindliche Übergriffe die Konjunktur im Osten schädigen, lässt sich an den offiziellen Zahlen nicht festmachen." Aber die Richtung hat doch gestimmt!

Während der Lesung gönnte sich Wendt das Vergnügen, eine Collation falscher Vorhersagen zur sogenannten Energiewende vorzutragen, etwa Frau Merkels immer noch viel zu selten zitierte Prognose vom Juni 2011, die EEG-Umlage solle nicht über die damals aktuelle Größenordnung von ca. 3,5 Cent pro Kilowattstunde steigen. Heute sind es 6,88 Cent. In den Worten der Ostthüringer Zeitung: "Der Autor prügelt von weit Rechtsaußen auf alle ein, die sich an erneuerbaren Energien erwärmen."   MK am 23. 5. 2017



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