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Freitag, 5. Mai 2017

Auch mal Stasi sein dürfen

Der SWR hat die Echtheit einer Handlungsempfehlung zum Umgang mit Fremdenfeindlichkeit am Arbeitsplatz im Intranet des Senders bestätigt. In dem Artikel „Dein Kollege ­– ein Rassist?“ wird dazu aufgerufen, Kollegen der Personalabteilung zu melden und einen Kündigungsgrund zu liefern, die am Arbeitsplatz „fremdenfeindliche Propaganda“ verbreiten oder im Internet „fremdenfeindliche Äußerungen“ posteten.

Überschrieben ist der Text mit „Der Personalrat Stuttgart und die Integrationsbeauftragte informieren.“
Gegenüber der JUNGEN FREIHEIT stellte der Sender klar: „Es handelt sich bei dem Artikel nicht um eine Anordnung der Geschäftsleitung des SWR, sondern um einen SWR-internen Meinungsaustausch innerhalb der Belegschaft.“ Zudem stamme der fragliche Text bereits aus dem März 2016.
Die derzeitige Integrationsbeauftragte des Senders ist Anna Koktsidou. Sie achtet laut SWR-Angaben darauf, „daß Vielfalt und Toleranz fester Bestandteil der Unternehmenskultur des SWR sind und kontinuierlich gepflegt und ausgebaut werden“. Zudem ist sie Ansprechpartnerin für Redaktion, Technik und Verwaltung im Sender.
Als Beispiel für eine ins Fremdenfeindliche abdriftende Diskussion wird in dem von ihr mitverantworteten Text die Frage „Hast du auch Angst, Deine Frau abends noch U-Bahn fahren zu lassen“ genannt. „Mit solchen oder ähnlichen Fragen fange es „oft scheinbar harmlos an“.



In dem Artikel wird eine Checkliste in Form von gelben und roten Karten empfohlen. Eine gelbe Karte (den Kollegen zur Rede stellen) soll es etwa bei falschen Verdächtigungen und pauschalen Beschuldigungen geben. „Für „fremdenfeindliche Propaganda“ und „Aufrufe zur Gewalt“ sei eine rote Karte angezeigt, was eine Information an die Personalabteilung zum Ergebnis haben soll.
Dies soll allerdings offenbar nur für die interne Kommunikation gelten. So soll es nach dem Willen von Personalrat und der Integrationsbeauftragten für im Internet geäußerte falsche Verdächtigungen und pauschale Beschuldigungen sofort die „rote Karte“ geben. Mitarbeiter wurden angehalten, einen Screenshot zu erstellen und ihn an die Personalabteilung zu schicken.



Nach der Publikation des Artikels sei es im Intranet „zu einer vielschichtigen und kontroversen Diskussion des Artikels“ gekommen, teilte der SWR mit. Screenshots des Intranetartikels waren zuerst auf Facebook aufgetaucht.  JF

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