Das
gesamte politische Establishment in Paris wie in Berlin und bei der EU
hat sich parteiübergreifend hinter den siegreichen
Präsidentschaftskandidaten Emmanuel Macron gestellt. Das macht eine
grundlegende Veränderung in der politischen Landschaft Europas sichtbar.
Hier wurde die Zerstörung des seit dem Weltkrieg geltenden
politischen Koordinatensystems offenkundig. Das alte Trio
Konservativ-Liberal-Sozialdemokratisch verschwindet.
Daher trug die
Macron-„Begeisterung“ der Etablierten denn auch sichtlich Züge der
Verzweiflung. Sie erschien wie das letzte Aufbäumen eines Kartells, das
bislang alles unter sich aufteilen konnte und nun erleben muss, wie neue
Kräfte und Konstellationen mit Wucht in die Gefilde der bislang sicher
geglaubten Macht eindringen. Es ist nochmal „gut gegangen“, aber für wie
lange noch?
Macrons Präsidentschaft steckt von Beginn an zwischen
Baum und Borke. Und er wird seine deutschen Partner in eine ähnlich
prekäre Lage manövrieren− ja, aus Selbsterhaltungstrieb sogar
manövrieren müssen.
Der Neue im Elysée hat „Reformen“ angekündigt,
die im Vergleich zu jenen Gerhard Schröders bestenfalls als
homöopathisch zu bezeichnen sind. Doch selbst dafür schlug ihm schon am
Tag nach der Wahl der erbitterte Widerstand einer radikalen Linken
entgegen, die sich nach den fast 20 Prozent ihres Kandidaten beim
ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahlen zu Recht stark fühlt.
Als
Zuckerstück für die reformunwilligen Franzosen betreibt Macron die
Vergemeinschaftung der Schulden der EU-Staaten und fordert ein
EU-Finanzministerium sowie eine gemeinsame EU-Arbeitslosenversicherung.
Das heißt: Vor allem die Deutschen sollen dafür zahlen, dass in
Frankreich mit seiner 35-Stunden-Woche, seinem Sozialstaat, seiner
Schuldenpolitik und seiner vergleichsweise weniger wettbewerbsfähigen
Wirtschaft möglichst wenig verändert werden muss.
Die derart zur
Kasse gebetenen Deutschen werden ihre Politik bald fragen, warum sie die
Last der Hartz-Reformen ertragen und dem Wegschmelzen ihrer Ersparnisse
zugunsten der Staatskasse per Nullzins zugesehen haben, wenn die
Früchte ihrer Entbehrungen nun über den Rhein getragen werden. Der
Appell an ihre „europäische Solidarität“ muss da wie Hohn klingen, der
Hinweis, sie profitierten ja in Wahrheit am meisten, wie eine dreiste
Lüge.
Die Politik der Einheitswährung und der sinnlosen
„Umverteilung“ in Europa, die erst zu dem heftigen Aufeinanderprallen
der so unterschiedlichen Volkswirtschaften geführt hat, ächzt immer
vernehmlicher unter den eigenen Widersprüchen. Der „Europäer“ Macron
könnte es sein, der das morsche Gebälk an seine Belastungsgrenze führt. Hans Heckel
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