Die Marionetten wappnen sich zum Geplänkel: Am Montag lud Mannheims
Oberbürgermeister die "Söhne Mannheims" um den Sänger Xavier Naidoo,
Mitautor des "umstrittenen" (= feindlich-negativen = auf den Index
gehörende) Lieds "Marionetten", zu einem allen Ernstes so genannten
"Krisentreffen" mehr vor denn ein und verlangte Aufklärung über die
"antistaatlichen Aussagen" in dem Titel. Drei Stunden habe das Gespräch
gedauert, teilte ein Behördensprecher später mit. Die Kommune, hieß es
weiter, wolle trotz des Streits nicht vergessen, was die Mannheimer
Stadtmusikanten für die schnuckelige Metropole an Rhein und Neckar
geleistet hätten. Soll heißen: Über Selbstkritik und Abbitte führt ein
Weg zurück in die Herde der Anständigen und an die städtischen Zitzen.
Spiegel online
meldete: "Der Song hat den Söhnen Mannheims weitreichende Missbilligung
eingebracht. Kritiker geißeln das Lied als mindestens
rechtspopulistisch. Die Gruppe hatte die schweren Anschuldigungen
zurückgewiesen."
Mindestens (!) rechtspopulistisch, das gilt als
eine schwere, des Feigenblattes der künstlerischen Freiheit unwürdige
Schuld in der DDR 2.0, in welcher bekanntlich jeder Analphabet und
Strauchdieb willkommen ist, der Rechtspopulist aber keineswegs. Deswegen
kann sich eine Claudia Roth über Naidoo mokieren – "plumper,
gewaltverherrlichender Pegida-Sprech"; auch diese welke Maid weiß
anscheinend nicht, was ein Pleonasmus ist –, dieselbe C. Roth, die
ehedem als sogenannte Managerin der Band "Ton Steine Scherben" dem Herrn
die Zeit stahl, welche wiederum, also die Band, nicht die Roth, im Lied
"Keine Macht für Niemand" Folgendes ins Land tirilierte:
"Ich bin nicht frei und kann nur wählen
Welche Diebe mich bestehlen, welche Mörder mir befehlen
(...)
In Augsburg, in München, Frankfurt, Saarbrücken
Es sind überall dieselben, die uns unterdrücken
In jeder Stadt und in jedem Land
Mach ne Faust aus deiner Hand
Keine Macht für Niemand".
Während
der sogenannte Justizminister Heiko Maas vor nicht allzu langer Zeit
via Twitter eine Combo für ihr Engagement gegen "rechts" pries, die
nicht nur SPD-Folklore wie "Deutschland verrecke" singt (im
allerweitesten Sinne "singt", ich höre gerade Carlo Bergonzi), sondern
auch, ohne je eine Ladung von den Wismarer, Rostocker oder Greifswalder
Stadtvögten erhalten zu haben, Texte darbietet wie diesen:
"Wir stellen unseren eigenen Trupp zusammen
Und schicken den Mob dann auf euch rauf
Die Bullenhelme - sie sollen fliegen
Eure Knüppel kriegt ihr in die Fresse rein
Und danach schicken wir euch nach Bayern
denn die Ostsee soll frei von Bullen sein."
("Feine Sahne Fischfilet": "Staatsgewalt").
Mehrere
Leser haben mich zudem auf einen Song des Bob Dylan aufmerksam gemacht,
der unlängst aufgrund einer weiteren launigen Entscheidung des
"Stockholmer Elferrates" (Eckhard Henscheid) den Literaturnobelpreis
erringen durfte.
Dylan sang 1936, quatsch 1963:
"And I hope that you die
And your death will come soon
I’ll follow your casket
On a pale afternoon
I’ll watch while you’re lowered
Down to your deathbed
And I’ll stand over your grave
‚Til I’m sure that you’re dead"
("Masters of War")
Das
ging aber nicht gegen Frau Merkel und Herrn Gauck, die sangen weiland
noch die originalen DDR-Lieder, sondern gegen den Kalten Krieg, also
gegen Chruschtschow und Kennedy gleichermaßen, und Letzerer bekam ja
wenige Monate darauf die Quittung in den Hinterkopf. Dass der Präsident
den Nobelpreisträger in statu nascendi damals zu einem klärenden Gespräch eingeladen hat, ist nicht überliefert, gilt aber als unwahrscheinlich.
***
Jemand
sagte: "Die Umwandlung des Bundestags in die neue Volkskammer ist eine
geniale Operation gewesen. Ich erinnere mich noch an die großen
Auseinandersetzungen im Bundestag, etwa die Redeschlachten um die
Ostpolitik. Und heute? Völlig geräuschlos hat man hinter einer
parlamentarischen Fassade die Gleichschaltung vollzogen. In der Ostzone
brauchte man dafür noch die SMAD (Sowjetische Militäradministration –
M.K.) mit ihren Folterkellern und Schweigelagern. Eine bewundernswerte
Aktion, durchgeführt wie ein perfekter Bankraub."
***
Jetzt,
endlich, sind es drei verdächtige Rechtsextremisten in der Bundeswehr
geworden, und das Establishment darf, endlich, verzückt eine
"Terrorzelle" vermelden. Daraus folge, meint Kamerad ***, dass es sich
bei den unlängst enttarnten ca. 20 islamischen Radikalen in der
Bundeswehr um sechs bis sieben Terrorzellen gehandelt habe.
***
Ein
Wort in die Runde: Nach meiner Kenntnis lesen auch viele Anwälte diese
Seite. Ich habe eine Frage zur Anwendbarkeit eines steuerrechtlichen
EuGH-Urteils auf die Bundesrepublik. Wer sich dazu befähigt und bemüßigt
fühlt, sende bitte eine kurze Mail an: info@michael-klonovsky.de
Als
Appendix zu meinen Einträgen über den neuen Volks- und Staatsfeind Nr.
2, Xavier Naidoo, macht mich Leser *** auf den Song "Kill the white
man" aufmerksam, "den die amerikanische Punkrockband NOFX auf dem
'Chiemsee-Summer'-Festival 2016 zum Besten gab und der soeben im
Nachtprogramm des Bayerischen Fernsehens, wohl wegen des unbestreitbar
hohen künstlerischen Werts, wiederholt wird". Und der geht so:
The white man call himself civilized
Cause he know how to take over
The white man come to pillage my village
Now he tell me I have to bend over
Oh yeah, kill all the white man
No I don't like the white man up in me
He rape all my people as he rape my country
Everything I love and cherish, he try to take away
We will be rid of him, soon come the day
Oh yeah, kill all the white man
Oh yeah, kill all the white man
Oh yeah, kill all the white man
Oh yeah, kill all the white man
Bemerkenswert,
fährt *** fort, sei die "Selbstachtung des ausschließlich weißen
Publikums: Der Kameraschwenk zeigt schon länger hier weilende Menschen,
die den Refrain begeistert mitgrölen", und empfiehlt: "Vielleicht können
Sie ja im Diarium eine feste Rubrik mit nicht-staatsgefährdenden
Songtexten einrichten."
Ein Anfang ist ja schon gemacht, vielleicht wohnt ihm gar ein Zauber inne.
***
Je
älter Zeitungen werden, desto interessanter werden sie zugleich.
Parallelen treten zutage, die dem Zeitzeugen naturgemäß verborgen
blieben, und auf manches sinistere Gelichter fällt in der Rückschau ein
überdeutlich grelles Licht.
"Links von der Mitte des politischen
Spektrums der Bundesrepublik machen sich seit Wochen Aversionen gegen
die Zuzügler breit", meldete der Spiegel am 23. Oktober 1989.
"Die Front der Flüchtlingsfeinde reicht von kommunistischen Sektierern
über alternative Abgeordnete bis hin zu strammen SPD-Linken. Am
feindseligsten gebärden sich Radikale, etwa aus dem Kommunistischen Bund
(KB). DDR-Übersiedler, heißt es im KB-Sprachrohr Arbeiterkampf, seien
'Spießerschrott', dem es nur um die schnelle Westmark gehe. Den
'Zoni-Zombies' wurden zur Abschreckung Schläge angedroht: 'Euch hätten
wir gleich auf dem Bahnsteig gern die Fresse poliert.'
(...)
Die
Ressentiments gegen Übersiedler erhalten beinahe täglich Nahrung durch
neue Reizbilder in den Medien. Wenn die Ankömmlinge im Westfernsehen
aufgekratzt Deutschland-Fähnchen schwenken, ihre DDR-Kennzeichen am
Wartburg bis aufs bloße 'D' durchstreichen und die neuerworbenen
Bundespässe voller Nationalstolz in die Kamera halten, graust es vielen
Grünen, die sich auf ihre internationalistische Gesinnung viel zugute
halten. 'Die Zonis küssen ja den BRD-Boden wie der Papst', beobachtete
entgeistert ein Mitglied der Hamburger Grün-Alternativen Liste.
Weil
Zehntausende von DDR-Bürgern ganz offensichtlich das kapitalistische
System einem sozialistischen vorziehen, flüchten sich viele Westlinke in
Sarkasmus. So feierte die alternative Tageszeitung die Mauer kürzlich als 'Berlins nützlichstes Bauwerk' (...)
Schwierigkeiten
im Umgang mit den SED-Flüchtlingen haben westdeutsche Linke auch
deshalb, weil der Massenansturm Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot weiter
verschärft. Heimische Zukurzgekommene fühlen sich durch die Neubürger
zusätzlich benachteiligt.
Der nordrhein-westfälische
Arbeitsminister Hermann Heinemann (SPD) sah sich letzte Woche genötigt,
vor einer 'Verhätschelung' der DDR-Übersiedler zu warnen: Hiesige
Arbeitslose müßten 'mit Bitterkeit' registrieren, daß den Zuwanderern
Arbeitsplätze 'auf dem goldenen Tablett' serviert würden. In
West-Berlin, wo das Gerangel um Arbeitsplätze und Wohnungen besonders
heftig ist, haben grüne Politiker bereits eine Zuzugsbegrenzung für
DDR-Übersiedler ins Gespräch gebracht.
(...)
Einzelnen
SPD-Politikern kommt die Massenflucht mittlerweile ebenfalls ungelegen.
Mit Hinweis darauf, daß die DDR nicht ausbluten dürfe, forderte der
West-Berliner Abgeordnete Ehrhart Körting, die Übersiedlung per Gesetz
zu erschweren, etwa durch eine Abschaffung der Rentenberechtigung. Wer
die DDR verändern wolle, müsse sicherstellen, argumentiert Körting, daß
die kritischen Bürger auch dortblieben."
Der komplette Text findet sich hier. (Ich danke Leser *** für den Hinweis.)
***
Eine
CDU-Landtagsabgeordnete erzählt in kleiner Runde, Unions-Fraktionschef
Kauder habe auf einer Strategie-Versammlung seiner Partei die Direktive
ausgegeben, man müsse dafür sorgen, dass Migration und Kriminalität in
der öffentlichen Wahrnehmung voneinander getrennt werden.
Die
Idee, der Bevölkerung vorzuschreiben, was sie auf welche Weise und in
welchen Zusammenhängen wahrzunehmen habe, erinnert an Vorgaben des
Reichspropagandaministeriums oder der Agitationskommission der SED und
erfreut all diejenigen, die auf Konstanten im deutschen
Nationalcharakter vertrauen. Auch die dahinterstehende Gewissheit, die
Medien so weit unter Kontrolle zu haben, dass man dergleichen ganz
unbefangen anweisen könne – es geht immerhin gegen die Alltagserfahrung
von mittlerweile Hunderttausenden wenn nicht bereits Millionen
Staatsbürgern –, atmet den noblen Geist großer deutscher Volkserzieher
aus noch größeren Zeiten.
***
Von
2015 auf 2016 gab es nach Angaben des BKA bei den Vergewaltigungen
durch Gruppen ("Männer") gemäß §§ 177 /2 StGB eine Zunahme um 106,3
Prozent von 254 auf 524 Fälle resp. Einzelfälle. Dieses klassische
Haushaltsdelikt der deutschen Leitkultur – Vater und seine Kumpels gehen
nach dem Volksfestbesuch bierselig Mutter an die Wäsche – entfaltet
nunmehr seine integrative Kraft. Auf, Brüder, ins Land of Rape and Honey!
***
Im
Gespräch sagt Jörg Friedrich einen Satz von so weiser Bescheidenheit
und großer Einsicht, dass man ihn, vielleicht etwas ins
Allgemeinverständliche modifiziert, über die Portale sämtlicher sozialen
Schwätzwerke einmeißeln sollte, den Daumenhebern und vor allem -senkern
zur Rechtleitung. Nämlich: "Unter den Komponisten, mit denen ich nichts
anzufangen weiß, steht Max Reger ganz an der Spitze. Das hat mit Reger
allerdings nicht das Geringste zu tun und liegt ausschließlich an mir."
MK am 11.
Zu Claudia Roths aktuellstem Triumphzug siehe auch dieses Interview
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