Die Philosophische Fakultät der Hebräischen Universität Jerusalem
wird bei ihrer Abschlußfeier am Donnerstag auf das Abspielen der
Nationalhymne verzichten. Grund sei „Rücksichtnahme auf die andere
Seite“, also auf arabische Studenten, wie eine Sprecherin der Fakultät
dem Armeeradiosender Galei Tzahal mitteilte.
Ein Sprecher der
Universität betonte, daß keine Richtlinie das Abspielen der Hymne
verlange.
In der israelischen Nationalhymne Hatikva (Die Hoffnung) wird die
2000 Jahre alte Sehnsucht des jüdischen Volks besungen, als freies Volk
im Lande Zion zu leben. Die meisten Araber mit israelischem Paß können
sich mit der Hymne nicht identifizieren.
In einer Videobotschaft nannte Israels Premierminister Benjamin
Netanjahu (Likud) die Entscheidung „schändlich“. Sie sei der „Gipfel der
Unterwürfigkeit und das Gegenteil von nationalem Stolz“, kritisierte
er. „Wir sind stolz auf unser Land, unsere Flagge und unsere
Nationalhymne.“
Netanjahu nutzte den Vorfall, um Werbung für ein von seiner Partei in
die Knesset eingebrachtes Gesetz zu machen, das Israel als „nationale
Heimstätte des jüdischen Volkes“ definiert. Damit sollen „die nationalen
Symbole, die uns so sehr am Herzen liegen, in Gesetz gegossen“ werden,
so Netanjahu. Teil des Pakets ist auch eine Herabstufung der arabischen
Sprache, die derzeit zusammen mit Hebräisch offizielle Amtssprache ist.
Bildungsminister Naftali Bennett (Jüdisches Haus) stellte in einem
Telefonat mit dem Präsidenten der Universität klar, daß die
Entscheidung, ob die Nationalhymne gesungen werde, nicht davon abhängen
dürfe, ob damit Gefühle verletzt werden. „Die Universität ist eine
staatliche Institution, keine private“, stellte Bennett klar. Eine
öffentliche Einrichtung müsse Respekt vor dem Staat zeigen, der hinter
ihr stehe. „Akademische Freiheit beinhaltet nicht, die Werte des Staates
herabzuwürdigen.“ JF
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