Im Zuge der derzeit laufenden Säuberungen aller
Bundeswehr-Krabbelgruppen von "Wehrmachts-Devotionalien" hat die
Bundeswehruniversität Hamburg, die den Namen Helmut Schmidts trägt, ein
Foto entfernt, das den späteren Kanzer als jungen Offizier der Luftwaffe
im Jahr 1940 zeigt. Indem sie dieses Bild abhängt, demonstriert die
Universität eine ungebrochene Kontunität zu jenem Regime, von dem sie
sich angeblich distanzieren will. Die Nazi-Mentalität in unserem
traurigen Land scheint unausrottbar zu sein. Und was den Kasper in der Bild-Zeitung
angeht, der diese Aktion weisungsgemäß "richtig" findet: Vielleicht
sollte er sich in ein tibetanisches Kloster zurückziehen und vier Wochen
über die Gnade der späten Geburt meditieren. MK am 12. 5. 2017
Die Filzung sämtlicher Bundeswehrkasernen nach Wehrmachtsrückständen
kommt einer flächendeckenden polizeilichen Hausdurchsuchung gleich. Auf
die Betroffenen wirkt sie demütigend und demoralisierend und führt zu
internen Spannungen.
Wenn das Verteidigungsministerium „ein höheres Meldeaufkommen als in
der Normalität“ feststellt und hinzufügt, daß dies zwar nichts über die
Qualität der Meldungen aussage, aber darüber, wie Vorgesetzte und
Untergebene solche Dinge wahrnehmen, kann man davon ausgehen, daß
Rechnungen beglichen werden und Schnüffelei und Anschwärzerei als
anerkannte soldatische Tugenden in die Kasernen Einzug halten.
Nach außen bedeutet die Maßnahme eine öffentliche Bloßstellung der
Bundeswehr. Wie immer solche Aktionen auch ausgehen, stets bleibt ein
Stigma zurück. Die neue Qualität in der Entfremdung von Armee und
Gesellschaft besteht darin, daß die Ministerin als oberste Dienstherrin
höchstpersönlich ihre Unterstellten als Zielobjekt für den schizophrenen
„Kampf gegen Rechts“ freigegeben hat. Das wirft ein Schlaglicht auf die
Abgründe und Psychopathologien einer fehlkonditionierten Politik.
Zuerst handelt es sich um ein Ablenkungsmanöver vom Skandal, daß der
aktive Oberleutnant Franco A. sich ohne überzeugende Sprach- und
Ortskenntnisse als syrischer Flüchtling ausgeben konnte. Die tiefere
Ursache dafür liegt im staatsgefährdenden Versagen der Politik, die
während der sogenannten Flüchtlingskrise eine unbekannte Anzahl
potentieller Terroristen ins Land strömen ließ.
Der terrorverdächtige und mutmaßlich rechtsextremistische Franco A.
bietet die Gelegenheit, die islamische Terrordrohung als ein zumindest
teilweise „rechtes“ Problem zu suggerieren, das auf NS-Spurenelemente
zurückgeht. Politik und Medien befinden sich damit auf vertrautem
Gelände und können sich im symbolträchtigen wie sinnfreien Aktionismus
ergehen.
Mit der Aussage, bis auf „einige herausragende Einzeltaten im
Widerstand“ hätte die Wehrmacht nichts mit der Bundeswehr gemein“, gibt
von der Leyen sich als fachlich inkompetent und als brave
Geschichtslegasthenikerin zu erkennen. Vermutlich ist ihr nicht einmal
der Unterschied zwischen Wehrmachts- und NS-Devotionalien bewußt.
Das Dritte Reich war ein totalitärer Staat, der seine Tentakeln in
alle Bereiche der Gesellschaft ausstreckte: in Apothekervereine, in die
Schornsteinfegerinnung, in die Wehrmacht. Das bedeutet nicht, daß die
Tätigkeit der Apotheker, Schornsteinfeger, Soldaten und Generäle die
pure Umsetzung der NS-Ideologie war. Zwischen dem Verbrecher-Schwarz und
dem Weiß des 20. Juli gab es unendlich viele Grautöne.
Feldmarschall Erwin Rommel war ein hervorragender Heerführer – und
eine Ikone der NS-Propaganda. Doch Befehle, die gegen das Kriegsrecht
verstießen, warf er in den Papierkorb. Britische Kriegsveteranen rühmten
noch nach Jahrzehnten die Ritterlichkeit ihres härtesten Gegners in
Afrika. Er näherte sich dem Widerstand an und wurde von den Nazis zum
Selbstmord gezwungen. Für Amerikaner und Israelis steht außer Frage, daß
die Wehrmacht die beste Armee der Welt war.
Darauf glaubt von der Leyen pauschal verzichten zu können. Doch
Disziplin, Korpsgeist, Kameradschaft, Ge- und Entschlossenheit sichern
nun mal die Schlagkraft einer Armee und im Ernstfall diese das Überleben
ihrer Soldaten. Was wäre denn die Alternative?
Als Oberst Klein 2009 im afghanischen Kundus einen Luftangriff
befahl, um zu verhindern, daß die Taliban einen gestohlenen
Tanklastwagen als Waffe einsetzten, und dabei tragischerweise 91
Afghanen ums Leben kamen, brach in Deutschland ein Empörungssturm los.
Offenbar hätten Politiker und Journalisten lieber eine gleiche Anzahl
deutscher Soldaten auf dem Altar ihrer pazifistischen Hypermoral
geopfert.
Lange durften die Bundeswehrsoldaten, die in Afghanistan gefallen
waren, gar keine „Gefallenen“ sein, obwohl darin die besondere, die
soldatische Würde ihres Todes lag. Aus der Damnatio memoriae der
gefallenen Großväter und Urgroßväter folgte das verweigerte Gedenken für
die gefallenen Enkel und Urenkel.
Militärpolitik ist Politik in höchster Konzentration, weil sie die
staatliche Existenz schlechthin sichert. Sie ist zu ernst und zu
wichtig, um einer sachfremden, hoffnungslos überforderten Ministerin als
Spielwiese und Karrieresprungsbrett zu dienen. Junge Offiziere und
Soldaten der Bundeswehr lernt man oft als idealistische, kluge,
verantwortungsbewußte, professionelle und tapfere Menschen kennen.
Vergleicht man ihr Niveau mit dem der militärpolitischen Debatten und
Entscheidungsfindungen in Deutschland, kommt man zu dem Schluß, daß der
Staat ihre Opferbereitschaft überhaupt nicht wert ist.
Zum Schluß darf geträumt werden: Die Brigade für den nächsten
Auslandseinsatz im Tschad, in Südsudan oder sonstwo rekrutiert sich aus
Journalisten, Juso-Funktionären, Grünen- und Linkspolitikern,
GenderexpertInnen, Kämpfern gegen Rechts und ähnlichen Heroen des
Alltags. Sie führen uns vor, wie man einen Krieg demokratisch,
umweltfreundlich, gleichgestellt, gewalt-, diskriminierungs- und
herrschaftsfrei und in jedem Fall politisch korrekt gestaltet.
Die Waschungen der Unterhosen, die nach Granateinschlägen und
Minenexplosionen regelmäßig fällig werden, erfolgen vor laufender Kamera
selbständig durch die Betroffenen und werden deutschlandweit
übertragen. Das homerische Gelächter, das daraufhin zu Hause ausbricht,
erweist sich als kollektive Katharsis. Mit ihr beginnt die Rückkehr zu
politischer und historischer Vernunft. Thorsten Hinz
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.