Tierisch ernst: 30-Stundenwoche, Enteignungen, Sozialismus
Kevin
Kühnert, Julia Herr und Andreas Schieder meinen, es wäre an der Zeit,
den Kapitalismus durch den echten, den „demokratischen Sozialismus“
abzulösen.
Unsinn gibt es in jedem Wahlkampf, manches ist bald
vergessen, einiges aber bleibt. Noch harmlos, weil hoffentlich
folgenlos, ist der Populismus, der sich an die Mitbürger mit dem IQ
eines Feuerlöschers wendet. In diese Kategorie gehört die Forderung nach
zwei zusätzlichen Feiertagen und einer 30-Stunden-Woche, mit der sich
SP-Spitzenkandidat Andreas Schieder bei denen einwamperln will, die er
für Proletarier hält. Aber warum nicht 28 Stunden und drei Feiertage?
Ein staatlich garantiertes Gratisfrühstück mit Milchkaffee und zwei
glutenfreien Bio-Kipferln an jedem Arbeitstag wäre auch nicht schlecht.
Etwas ernster wird es, wenn Andreas Schieder gemeinsam mit der
SJ-Chefin Julia Herr durchsetzt, dass die SPÖ folgende Forderung in ihr
Wahlprogramm („Mensch statt Konzern“) aufnimmt: „Wer arbeiten kann und
möchte, der bekommt einen unbefristeten Arbeitsplatz zu einem Lohn von
1.700 Euro im Monat mit voller Sozialversicherung zur Verfügung
gestellt." Wer stellt da wo welche Arbeitsplätze zur Verfügung? Der
öffentliche Dienst? Die Gemeinde Wien? Und was wird mit denen, die
eigentlich eher nicht arbeiten möchten?
Solche Rezepte waren schon
immer kontraproduktiv, aber sie gehören halt zum Repertoire der
europäischen Sozialdemokraten, die den Kapitalismus nicht abschaffen
wollen, sondern es sich in ihm möglichst gemütlich einrichten möchten.
Wehe, da spricht einer von sozialem Parasitentum! Tierische Vergleich
sind streng verboten, außer es geht um „Heuschrecken“,
„Spekulantenschweine“ und ähnliche Monster der Marktwirtschaft und der
finstersten Reaktion.
Neu aber ist, und das sollte eigentlich alle
Alarmglocken schrillen lassen, dass zum ersten Mal seit langem wieder
offensiv für Enteignungen geworben wird. Der Kapitalismus soll nicht
mehr „verbessert“ und „gezähmt“, sondern „überwunden“, die Gans, die
goldene Eier legt, geschlachtet werden. Kevin Kühnert, der deutsche
Juso-Boss, will BMW kollektivieren, vermutlich weil die
Arbeiterselbstverwaltung in Jugoslawien so gut funktioniert hat. „Für
Arbeiter deutscher Unternehmen ist diese SPD nicht mehr wählbar“,
konterte der BMW-Betriebsratschef. In einer Umfrage verlor die SPD
daraufhin gleich zwei weitere Prozentpunkte.
Kevin ist nicht allein
im Hause. Es jubelt Die Linke, unter dem Namen SED einst Staatspartei
der DDR. In Österreich freut sich die SJ. Julia Herr will auch
verstaatlichen, halt nur nicht „von heute auf morgen“. Schieder findet
das super cool, Herr stelle die „richtigen Fragen“.
Enteignungsphantasien gibt es auch anderswo. Robert Habeck, ein Liebling
der Medien, steht an der Spitze der deutschen Grünen, die sich
angeblich längst „in der Mitte der Gesellschaft“ angesiedelt haben.
Habeck will den Wohnungsmangel in Berlin durch Umverteilung beheben. Die
Rede ist von 250.000 Wohnungen, die gegen eine Entschädigung weit unter
ihrem Marktwert in Gemeineigentum überführt werden sollen.
Enteignungen, sagt Habeck, seien ein legitimes Mittel. Kein Wort
darüber, dass die Wohnungsnot in Deutschland einerseits eine Folge der
Ansiedlung von mehr als zwei Millionen Migranten ist, andererseits das
Ergebnis absurder Bauvorschriften und der Überreglementierung des
Wohnungsmarktes. Je mehr über Enteignungen geredet wird, desto geringer
wird die Bereitschaft der Anleger, in den Bau von neuen Wohnungen zu
investieren.
Den Grundgedanken, der solchen Sozialisierungs- und
Verstaatlichungsphantasien zugrunde liegt, hat Kevin Kühnert
unmissverständlich formuliert: „Was unser Leben bestimmt, soll in der
Hand der Gesellschaft sein und demokratisch von ihr bestimmt werden.“
Die „Gesellschaft“, das ist natürlich der Staat, schreibt vor, wie wir
zu leben haben, und der Staat hat das Recht, die Freiheit der Bürger
jederzeit einzuschränken und ihr Eigentum zu konfiszieren. Das ist
„demokratischer Sozialismus“. Karl-Peter Schwarz
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