Hirtenkultur in der Barbagia

Die Banditen von Orgosolo

Diese Hirtenkultur, die Ernst Jünger in seinem Reisebericht "Der Moosgrüne" (im Sammelband "Subtile Jagden") anschaulich beschrieb, änderte sich in 2700 Jahren nur geringfügig. Noch in den 60-er Jahren konnte ein Hirte an der Stimme eines Schafes erkennen, dass es in 1. oder 2. Generation von einem ihm gestohlenen Schaf abstammte. Diese Hirten hatten nicht gelernt zu rechnen, ja nicht einmal zu zählen, berichtet Michelangelo Piras, aber sie sahen sofort, wenn von einer Herde von 300 Schafen eines fehlte. Viehraub gehörte in der Wildnis der Berge genauso zum Alltag wie Gastfreundschaft. Wie bei Homer die Piraterie, galt er nicht als verwerflich. Nur wenn das Milchschaf, das zur Versorgung von Frau und Kind im Dorf verblieb, gestohlen wurde, bedeutete dies Blutrache. In diesem Film sind die letzten Rudimene der mediterranen Welt der Odyssee noch lebendig.