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Sonntag, 20. Oktober 2019

Frängische Gschichten

Nicht genug damit, dass der von Vati so hoch geschätzte Neckermann, dessen Großvater aus dem Dörfchen Hemmersheim (im Ochsenfurtshire) stammte, einst SA-Mann war und sein Vermögen der nationalsozialistischen Enteignung der Nürnberger Familie Joel verdankte...

...auch das KaDeWe, von dem Mutti so schwärmte - ich dachte immer, es sei nach 1945 als Schaufenster des kapitalistischen Westens für den kommunistischen Osten entstanden - hatte genau dasselbe Schicksal wie der Neckermann-Versand: in diesem Fall, war es die Familie von Adolf Jandorf die enteignet wurde. Aber hier kommt nicht der Täter aus Franken, sondern das Opfer. Und zwar aus Hengstfeld, das ist ganz in der Nähe von Kirchberg an der Jagst, wo ich meinen Zivildienst leistete und liegt gerade mal 50 Km südlich von Hemmersheim.

Am 27. März 1907 öffnete das KaDeWe. Da gab es noch nicht einmal die Sowjetunion, aber Herr Jandorf hatte schon begriffen, dass die Sonne des Gütergenusses im Westen aufgeht und im Osten untergeht. Mein Vater war gerade mal 4 Jahre alt, und meine Mutter war noch nicht geboren.

Und noch eine frängische Gschicht.

Die meisten Juden Bayerns lebten schon immer in Franken. Wahrscheinlich hängt es damit zusammen, dass Julius Streicher sich gut in Franken einleben konnte. Noch in den 80-er Jahren war der Antisemitismus in Franken so stark verwurzelt, dass eine mir persönlich bekannte Jüdin, die Inhaberin eines Cafés in der fränkischen Provinz war, von Gästen tätlich angegriffen wurde und sich gezwungen sah, ihr Café zu verkaufen.

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