Anlass, auf unsere europäischen Nachbarn zu blicken und daran zu erinnern, dass:
>
"die Belgier sich am 21. Juli über ihre Unabhängigkeit vom Königreich
der Vereinigten Niederlande freuen, symbolisiert durch den Amtseid des
ersten belgischen Königs 1831
> Bosnier und Herzegowiner den
1. März bejubeln – in Erinnerung an das Unabhängigkeitsreferendum von
1992, das mit der Ausrufung einer von Jugoslawien
unabhängigen Republik Bosnien und Herzegowina endete. (Wer hat dem Referendum
zum Sieg verholfen? Das Volk.)
> sich die Bulgaren am 3. März
der nationalen Wiedergeburt aus den Fängen
des osmanischen Zentralstaates im Jahr 1878 dankbar erinnern und am 1.
November noch den (schulfreien) Tag der nationalen Erweckung ergänzen
>
die Esten ihre erste Unabhängigkeit (1918) am 24. Februar beschwören,
die sie sich nach erneuter Unterdrückung durch den Moskauer Zentralstaat
sicher nicht mehr freiwillig nehmen lassen werden (welchselbiges auch
für Litauer und Letten gilt)
> die Franzosen am Quatorze
Juillet alljährlich den Sturm auf die Bastille ins Gedächtnis rufen, als
das aufständische Volk am 14. Juli 1789 das verhassteste Symbol der
Unterdrückung eroberte
> die Portugiesen mit ihrem Dia de
Portugal am 10. Juni bis heute des Todestags von Nationaldichter Luís
de Camões im Jahr 1580 gedenken (unfassbar im Jahr 2019 – eine
Kulturnation par excellence)
> wie die Spanier am 12. Oktober
die Fiesta Nacional de España, den Día de la Hispanidad begehen, als
Symbol für die Ausdehnung spanischer Sprache und Kultur über Europa
hinaus (Spanisch wird von über 400 Millionen Muttersprachlern
gesprochen, von denen nur etwas mehr als jeder Zehnte in Spanien lebt)
>
die Schweizer am 1. August den legendären Rütlischwur hochleben lassen,
den sich 1291 die Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden im Kampf gegen
invasionswillige Österreicher gegeben haben.
Deutschland aber
(nicht so sehr die Deutschen) begeht seinen Nationalfeiertag am 3.
Oktober, jenem Tag, an dem 1990 ein von Politikern ausgehandelter
Staatsvertrag zwischen der BRD und der DDR in Kraft trat, zu dem es
keinerlei Referendum durch das Volk gegeben hat. Lange Zeit immerhin
genehmigte sich die Bundesrepublik Deutschland mit dem 17. Juni einen
arbeits- und schulfreien Nationalfeiertag, der Teile des Volkes ehrte,
jene Menschen, die beim Volksaufstand in der DDR 1953 ihr Leben verloren
haben.
Nachdem der 17. Juni mit der Wiedervereinigung nicht mehr
opportun war, hätte sich als neuer Gedenktag der 9. November
buchstäblich aufgedrängt – der deutsche Schicksalstag des 20. Jahrhunderts schlechthin. Doch am 9. November 1989 war definitiv zu viel Volk beteiligt.
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