Stationen

Samstag, 2. November 2019

Atheistischer Gottesstaat

"Wir dürfen nicht nur das machen, was wir richtig finden, sondern wir müssen das machen, was Afrika glaubt zu brauchen, mit seinen Regierungen, aber auch mit seiner Zivilgesellschaft", orakelt die messianische Kanzlersamtkröte auf dem Evangelischen Kirchentag.
Applaus brandet auf aus den Reihen der nach Erlösung dürstenden Ungläubigen. Die größenwahnsinnige Pythia fährt fort: "Wir können die Erderwärmung stoppen".
Auch diesmal versinkt nicht nur Deutschland in geistiger Umnachtung. Da braut sich was zusammen. Selbstüberschätzung (Deutschlands? des Westens? der Industrienationen? der Menschheit! Es ist infantile, menschliche, größenwahnsinnige Selbstüberschätzung zu glauben, irgendwer - oder gar eine Weltgemeinschaft - könne unser historisches Schicksal lenken).
Geballter Größenwahn mit Sendungsbewusstsein, gekrönt durch Rechtsanmaßung. Das kann nicht gut gehen.

Nietzsche, der sich darauf verstand, die Dinge zuende zu denken, schrieb im "Antichrist" und in der "Fröhlichen Wissenschaft" Ahnungen nieder, die damit zu tun haben, dass alle Dinge ihre zwei Seiten haben und dies auch für die christliche Kultur gilt. Und damit, dass - wenn eine Kultur stirbt - der einstmals schöne Schein noch eine Zeit lang als Schatten Gottes fortlebt, angebetet wird und Monster gebiert. Nietzsche war noch polnisch genug, um zu spüren, dass dieses Schattendasein von deutscher Frömmigkeit zehren werde. Aber erst Peter L. Berger ahnte, dass eine Erweckungsbewegung von einem besonders säkularisierten Land wie Schweden ausgehen könnte (in einem Interview im Bayrischen Rundfunk in den 90-er Jahren).

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