Stationen

Mittwoch, 20. November 2019

Klonovsky bey den Fischköppen

Gestern Auftritt im Kieler Landtag. Geladen hatte die Fraktion der Teufelsbrüder, aber als wirklicher Koberer agierte Ralf Stegner, der sich allen Ernstes im Ältestenrat des Landtages darüber echauffiert hatte, dass ich dort aufkreuzen sollte, den Nachweis anzutreten, dass eine deutsche Kultur diesseits der Sprache immerhin noch existiert, wie es bekanntlich eine Parteifreundin Stegners dereinst trotz ihres gelegentlichen Kontaktes zur Kanzlerin in stolzer Unbeirrtheit behauptet hat. Doch der sozialdemokratische Banause (wenn dieser Pleonasmus gestattet ist) will anscheinend auch das erlesene Deutsch bekämpfen, sogar wenn es ihn verherrlicht. Vielleicht nimmt er mir diesen Artikel, aus dem ich denn prompt zum Aufwärmen vortrug, aber auch krumm (für die Überschrift kann ich nichts)...

Was Stegner tatsächlich schuf, war Aufmerksamkeit.
"Hitzige Diskussion um einen zweifelhaften Vortrag: Die AfD-Fraktion hat den Autoren Michael Klonovsky eingeladen", kündigten die Kieler Nachrichten – leider hinter der Bezahlschranke – drei Tage zuvor an (es heißt "den Autor", Kameraden aus der Schreibstube; "den Toren" indes hätte ich gelten lassen). Die "Empörung der übrigen Landtagsfraktionen" darob sei "groß". Dabei ist Empörung gar nicht der Nordlichter Naturell! Worüber waren die oppostionsabholden Sprotten bloß so aufgebracht, dass sie sich im Vorfeld bizarre Statements abquälen mussten wie: "Klonovsky verbreitet gefährliche Verschwörungsmythen und ist einer der Hauptstrippenzieher der rassistischen Rhetorik der AfD." Also sprach der SPD-Abgeordnete Tobias von Pein, meldeten die Kieler Nachrichten. Pein ist überdies noch Vorsitzender der SPD Stormarn, Mitglied im Förderkreis der Hans-Böckler-Stiftung, im Kinderschutzbund, der Arbeiterwohlfahrt, der Europa-Union Deutschland und beim FC St. Pauli, also ein paar Fädchen zieht auch er. Aber Rhetorik-Hauptstrippenzieher, das ist schon ein anderer Dienstgrad! "Wer Klonovskys Ressentiments und Menschenfeindlichkeit nicht teilt, wird diffamiert", fügte er hinzu, schreiben die Kieler Nachrichten. Von wem? Von meinem persönlichen Mänadenchor?
Halten wir hier kurz inne. Ich nehme jede Wette darauf an, dass Gevatter Pein, würde er coram publico genötigt zu erklären, was Ressentiment eigentlich bedeutet, in ein peinliches Stammeln geriete – hier geht’s zur Nachhilfe –, so wie er auch für all seine anderen hetzerischen Unterstellungen keine Belege hat außer jenem, dass die Antifa und die "Omas gegen rechts" (oder hieß es "Omas gegen Nazis"? Die müssten ja immerhin von früher noch welche kennen, wahrscheinlich aus der eigenen Familie) vor dem Landtagseingang dasselbe skandierten, und dann wird es schon stimmen. Als ich aus dem Taxi stieg, rief mir einer dieser Buben zu, ob ich auch zu der Faschisten-Lesung wolle, das heißt, die da gegen mich demonstrierten, wussten überhaupt nicht, gegen wen sie in der Kälte standen und sich warm pfiffen, sie haben nie ein Buch von mir gelesen – wahrscheinlich könnte ich das "von mir" auch noch weglassen –, womit wir wiederum den Zirkel zu Freund Pein geschlossen hätten, über den sich wohl Ähnliches sagen ließe.
"Die AfD disqualifiziert sich ein weiteres Mal und zeigt ihr wahres Gesicht" (also praktisch meins), gab wiederum der CDU-Fraktionschef Tobis Koch zu Protokoll, der uns entweder mitteilen will, dass die Schwefelpartei sich bei all ihren vorhergehenden Selbstdisqualifikationen noch einer Larve bediente, oder eben auch nur daherschwätzt, was ihm so unsortiert wie reflexhaft durchs Waschbretthirn rauscht. (Wer meine Menschenfeindlichkeit nicht teilt, wird diffamiert; das muss ich jetzt wohl einlösen.)
Wenn die anderen ihre enormes Mütchen kühlen, will auch der Fraktionschef der Freidemokraten nicht abseits stehen. "Dass die AfD-Fraktion auf Kosten der Steuerzahler reine Propaganda-Veranstaltungen mit rassistischen Rednern durchführt, ist schwer zu ertragen", hassredete es aus Christopher Vogt, FDP, und zwar von jener Meinungsfreiheit gedeckt, unter deren wehendem Mantel ich in den Saal einzog. Sagt zumindest mein Anwalt. Jeder kann jeden einen Rassisten schimpfen. Vor allem jeder Lump. Das nennt sich Canaillokratie und funktioniert auch wie geschmiert auf Kosten der Steuerzahler.
Apropos: Nach meinem Vortrag versuchte selbstverständlich auch der anwesende Vertreter der Qualitätspresse, die an mich verteilten rassistischen Vorschusslorbeeren zu rechtfertigen, indem er aus meiner Beschreibung von vier afrikanischen Flüchtlingen zitiert, die mich eines sonnigen Vormittags am Bahnhof Oberammergau empfingen, vertieft in ihre Lieblingsbeschäftigung, ins Herumlungern, wobei er freilich nur mein Befremden über diese als Empfangskomitee eines pittoresken bayrischen Alpenstädtchens denkbar fremdkörperhaft wirkenden Buben wiedergibt, aber nicht den anschließenden Passus, in dem es heißt: Wenn sie Lederhosen trügen und bayrisch sprächen, wäre mein Sinn für Harmonie befriedigt. (Nachzulesen hier.)    MK






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