Gestern Auftritt im Kieler Landtag. Geladen hatte die Fraktion der
Teufelsbrüder, aber als wirklicher Koberer agierte Ralf Stegner, der
sich allen Ernstes im Ältestenrat des Landtages darüber echauffiert
hatte, dass ich dort aufkreuzen sollte, den Nachweis anzutreten, dass
eine deutsche Kultur diesseits der Sprache immerhin noch existiert, wie
es bekanntlich eine Parteifreundin Stegners dereinst trotz ihres
gelegentlichen Kontaktes zur Kanzlerin in stolzer Unbeirrtheit behauptet
hat. Doch der sozialdemokratische Banause (wenn dieser Pleonasmus
gestattet ist) will anscheinend auch das erlesene Deutsch bekämpfen,
sogar wenn es ihn verherrlicht. Vielleicht nimmt er mir diesen Artikel, aus dem ich denn prompt zum Aufwärmen vortrug, aber auch krumm (für die Überschrift kann ich nichts)...
Was Stegner tatsächlich schuf, war Aufmerksamkeit.
"Hitzige Diskussion um einen zweifelhaften Vortrag: Die AfD-Fraktion hat den Autoren Michael Klonovsky eingeladen", kündigten die Kieler Nachrichten
– leider hinter der Bezahlschranke – drei Tage zuvor an (es heißt "den
Autor", Kameraden aus der Schreibstube; "den Toren" indes hätte ich
gelten lassen). Die "Empörung der übrigen Landtagsfraktionen" darob sei
"groß". Dabei ist Empörung gar nicht der Nordlichter Naturell! Worüber
waren die oppostionsabholden Sprotten bloß so aufgebracht, dass sie sich
im Vorfeld bizarre Statements abquälen mussten wie: "Klonovsky
verbreitet gefährliche Verschwörungsmythen und ist einer der
Hauptstrippenzieher der rassistischen Rhetorik der AfD." Also sprach der
SPD-Abgeordnete Tobias von Pein, meldeten die Kieler Nachrichten.
Pein ist überdies noch Vorsitzender der SPD Stormarn, Mitglied im
Förderkreis der Hans-Böckler-Stiftung, im Kinderschutzbund, der
Arbeiterwohlfahrt, der Europa-Union Deutschland und beim FC St. Pauli,
also ein paar Fädchen zieht auch er. Aber Rhetorik-Hauptstrippenzieher,
das ist schon ein anderer Dienstgrad! "Wer Klonovskys Ressentiments und
Menschenfeindlichkeit nicht teilt, wird diffamiert", fügte er hinzu,
schreiben die Kieler Nachrichten. Von wem? Von meinem persönlichen Mänadenchor?
Halten wir hier kurz inne. Ich nehme jede Wette darauf an, dass Gevatter Pein, würde er coram publico genötigt zu erklären, was Ressentiment eigentlich bedeutet, in ein peinliches Stammeln geriete – hier
geht’s zur Nachhilfe –, so wie er auch für all seine anderen
hetzerischen Unterstellungen keine Belege hat außer jenem, dass die
Antifa und die "Omas gegen rechts" (oder hieß es "Omas gegen Nazis"? Die
müssten ja immerhin von früher noch welche kennen, wahrscheinlich aus
der eigenen Familie) vor dem Landtagseingang dasselbe skandierten, und
dann wird es schon stimmen. Als ich aus dem Taxi stieg, rief mir einer
dieser Buben zu, ob ich auch zu der Faschisten-Lesung wolle, das heißt,
die da gegen mich demonstrierten, wussten überhaupt nicht, gegen wen sie
in der Kälte standen und sich warm pfiffen, sie haben nie ein Buch von
mir gelesen – wahrscheinlich könnte ich das "von mir" auch noch
weglassen –, womit wir wiederum den Zirkel zu Freund Pein geschlossen
hätten, über den sich wohl Ähnliches sagen ließe.
"Die AfD
disqualifiziert sich ein weiteres Mal und zeigt ihr wahres Gesicht"
(also praktisch meins), gab wiederum der CDU-Fraktionschef Tobis Koch zu
Protokoll, der uns entweder mitteilen will, dass die Schwefelpartei
sich bei all ihren vorhergehenden Selbstdisqualifikationen noch einer
Larve bediente, oder eben auch nur daherschwätzt, was ihm so unsortiert
wie reflexhaft durchs Waschbretthirn rauscht. (Wer meine
Menschenfeindlichkeit nicht teilt, wird diffamiert; das muss ich jetzt
wohl einlösen.)
Wenn die anderen ihre enormes Mütchen kühlen,
will auch der Fraktionschef der Freidemokraten nicht abseits stehen.
"Dass die AfD-Fraktion auf Kosten der Steuerzahler reine
Propaganda-Veranstaltungen mit rassistischen Rednern durchführt, ist
schwer zu ertragen", hassredete es aus Christopher Vogt, FDP, und zwar
von jener Meinungsfreiheit gedeckt, unter deren wehendem Mantel ich in
den Saal einzog. Sagt zumindest mein Anwalt. Jeder kann jeden einen
Rassisten schimpfen. Vor allem jeder Lump. Das nennt sich Canaillokratie
und funktioniert auch wie geschmiert auf Kosten der Steuerzahler.
Apropos:
Nach meinem Vortrag versuchte selbstverständlich auch der anwesende
Vertreter der Qualitätspresse, die an mich verteilten rassistischen
Vorschusslorbeeren zu rechtfertigen, indem er aus meiner Beschreibung
von vier afrikanischen Flüchtlingen zitiert, die mich eines sonnigen
Vormittags am Bahnhof Oberammergau empfingen, vertieft in ihre
Lieblingsbeschäftigung, ins Herumlungern, wobei er freilich nur mein
Befremden über diese als Empfangskomitee eines pittoresken bayrischen
Alpenstädtchens denkbar fremdkörperhaft wirkenden Buben wiedergibt, aber
nicht den anschließenden Passus, in dem es heißt: Wenn sie Lederhosen
trügen und bayrisch sprächen, wäre mein Sinn für Harmonie befriedigt.
(Nachzulesen hier.) MK
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