Stationen

Samstag, 9. November 2019

Umgekehrt







In diesem Zusammenhang sei an Antonio Gramsci erinnert. Dessen Programmatik wurde von Antony Mueller in der Wirtschaftswoche kurz und klar zusammengefasst:
„Seine Strategie war, die Intellektuellen für den Marxismus zu gewinnen und mit ihrer Hilfe die Kultur und die Institutionen des Bürgertums, die Schulen, Universitäten, Kirchen, das Rechtssystem und die Medien zu unterwandern. So sollte der Marxismus die ideologische Hegemonie gewinnen. Gramsci betrachtete den Sozialismus als ‚genau die Religion, die das Christentum überwinden muss‘. Er hatte erkannt, dass jede Gesellschaft einen ideologischen Stützpfeiler benötigt. In der bürgerlichen Gesellschaft des Westens ist das traditionell das Christentum. Gramsci wollte es durch den Sozialismus ersetzen und so die bürgerliche Gesellschaft zerstören...Beispielsweise werden die ungeheuren Konsummöglichkeiten der Menschen zum Konsumterror umgedeutet. Durch solch negative Konnotationen und die permanente Kritik an den bestehenden Verhältnissen soll das Vertrauen der Menschen in das kapitalistische System untergraben werden.“

Man kann von Gramsci durchaus auch Gutes lernen. Z.B. lehrte Gramsci - im Gegensatz zu Marx - dass die Bürgerliche Kultur nicht zerstört werden müsse, sondern dass das Proletariat sich die Bürgerliche Kultur aneignen müsse. Das ist der Grund, weshalb in Italien - wo die Dominanz der Linken in allem, was die Kultur betrifft (Kunstgeschichte, Übersetzungswesen, Germanistik, Psychologie, Ökonomie, Film, Fernsehen, Musik, Theater... etc. etc.) noch größer ist als in Deutschland - die Zerstörung der kulturellen Traditionen dennoch nur in geringem Maß stattgefunden hat (sie arbeitet sich vor allem am Klerikalismus ab und schöpft die dazu nötigen Argumente aus Nietzsches Schriften) und selbst kommunistische Regisseure wie Benigni auch heute noch viele Seiten Dante abendfüllend auswendig vortragen können, während in Deutschland nicht einmal Wim Wenders in der Lage wäre, Goethe vorzutragen und leider auch ein Mann wie Andreas Giebel oder Andreas Rebers nicht dazu in der Lage ist.

Also man kann von Gramsci (und Marx) auch Gutes lernen. Aber in Deutschland wurde leider nur eine Verblödung (das einstige "Bildungsbürgertum", dessen Goethe-Zitate sich - weil sie falsch verstanden und daher in falschem Zusammenhang zitiert wurden - immer anhörten, als seien sie in Wirklichkeit von Wilhelm Busch; und umgekehrt) durch eine noch größere Verblödung ersetzt (den überheblichen Kulturmarxismus des neuen grünroten Schickeriabürgertums, dessen innere Leere früher oder später zur endgültigen Implosion führen wird, weil es irgendwann nicht mehr reichen wird, aus Angst (und Unvermögen), ein vollständiger Deutscher zu sein, lieber ein halber Amy sein zu wollen.
Man kann als Deutscher in dieser Welt (in Amerika, in Italien, in Europa - und inzwischen sogar in Deutschland) nur dann bestehen, wenn man überzeugt (und angemessen) deutsch ist. Und bürgerliche Kultur (angemessen) vertritt und bewahrt.

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