Stationen

Samstag, 23. November 2019

Challenge



Der Architekt Jakub Szczęsny hat für Etgar Keret ein Haus entworfen, das er in Warschau in eine Baulücke zwischen zwei elfgeschossige Häuser eingepasst hat, und das als schmalstes Haus der Welt gilt. Das Keret-Haus ist an seiner breitesten Stelle 152 Zentimeter, an der schmalsten 92 Zentimeter breit und hat eine Wohnfläche von insgesamt 14,5 m². Mitte Oktober 2012 hat der Schriftsteller das Haus bezogen. Das Haus steht im Stadtteil Wola an der Stelle, wo sich ehemals ein Eingang in das Warschauer Ghetto befand, über den Kerets Mutter als Kind Brot für die Familie in das Ghetto schmuggelte.

Meine Geschwister werden nie begreifen, weshalb ich keine Sekunde gezögert hätte, in Israel Militärdienst zu leisten.

Bereits als Kind, beneidete ich die Israelis, weil sie sich im Kriegszustand befanden. Ich schätzte Ephraim Kishon und las ihn in der Überzeugung, dass offensichtliche Gefahr die Sinne schärft, während die Wirkung einer günstigen Position (in Raum oder Zeit) zu trügerischer Sicherheit und Verblödung führt. Im Falle eines Angriffs durch den Warschauer Pakt wäre ganz Deutschland für den Westen gestorben. Wir sind gut davon gekommen, die Pufferstaaten sind jetzt andere. Wie hoch der Grad der Verblödung ist, wird aber immer noch daran erkennbar, dass man in Deutschland die seit 1945 anhaltende Friedenszeit auf "die kluge deutsche Politik der Nachkriegszeit" zurückführt, statt auf die geographische Lage im Auge des planetarischen Orkans (während an dessen Rand in geteilten Ländern wie Korea und Vietnam auch die klügste Politik Zerstörungen zuvor ungekannten Ausmaßes nicht hätte abwenden können) und daran, dass diese bekennenden Klugscheißer heute im Stil eines Kammerjägers Jagd auf allzu konservative Kameraden innerhalb der Bundeswehr machen, statt diese zu bewaffnen und auf die - seitdem Mauerfall - gewachsene Bedrohung durch nicht-nukleare, sogenannte konventionelle Kriege vorzubereiten.
In den 70-er Jahren gab es nur zwei Dinge, die hoffen ließen: 1. die Tatsache, dass Schweden, Franzosen und Deutsche zwar versucht hatten, Russland zu erobern, Russland aber im Verlauf der Jahrhunderte - warum auch immer - dennoch nie in Versuchung geraten war, Europa zu erobern. 2. die Tatsache, dass die Russen Südvietnam nicht bombardierten.

Ich besaß einmal - außer den zahlreichen Bibelübersetzungen, die ich im Lauf der Zeit gesammelt habe, um nachschlagen zu können, wie wer wann um den heißen Brei herumredet - 4 zusätzliche Übersetzungen des Buches Kohelet. Aber alle Übersetzungen gehen letztlich von der irrigen Annahme aus, der Autor dieses Buches sei ein Pessimist gewesen.

Die deutsche Sprache unterscheidet leider nicht zwischen provocation und challenge. Um den Begriff "Herausforderung im Sinne von challenge" auszudrücken, ist es also durchaus sinnvoll, gleich das englische Wort zu verwenden, im Gegensatz zu basecap, public viewing, beamer und anderen Sedimenten deutscher Verblödung, wie der Angewohnheit, "realisieren" statt "bemerken" zu sagen oder "das macht Sinn", wenn eine Sache einen Sinn ergibt oder bereits hat. Etgar ist das hebräische Wort für challenge. Wer hätte das gedacht. Ich kannte nur den angelsächsischen Namen Edgar.   Martin Ai Quoc

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