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Sonntag, 22. August 2021

Ökostrom

Kann denn »Öko»- oder »Grünstrom tatsächlich über gerodeten Wäldern, über Vogel- und Fledermausmord und über Zerstörung ganzer ökologischer Kreisläufe gewonnen werden?,

fragte der mittlerweile leider verstorbene Dirigent und Naturschützer Enoch zu Guttenberg in seinem Aufsatz »Das EEG im Spannungsfeld zwischen Politik, Heimat und Naturschutz«, der Frank Hennigs Buch Dunkelflaute aus dem Jahr 2017 nachgestellt ist.

Es ist mehr eine rhetorische Frage. Wer es mit dem Naturschutz ernst meint, der kann sie nur mit nein beantworten. Und Gutenberg beantwortete sie mit nein:

Was alles muss erst einmal sterben, zerstört und ruiniert werden, um danach ein bisschen Energie zu gewinnen!

Hennig zeigte indes in den 236 Seiten, die Gutenbergs Worten vorangingen, »warum Energie sich nicht wenden lässt«. Das Projekt »Energiewende« wird von ihm in gewitzter Weise und kenntnisreich in seine Einzelteile zerlegt und das gängige Wunschdenken hinter »Wüstenstrom«, »Sektorkopplung«, »Power-to-Heat« etc. ridikülisiert. Dabei schafft es Hennig, technisch komplizierte Sachverhalte auch dem energietechnischen Laien verständlich zu machen.

Die Quintessenz seines Buches und die bittere Realität: Industriegesellschaften, die ökonomisch auf dauerhaftem Wachstum basieren, lassen sich nicht aus der Fläche mit Energie versorgen. Energie läßt sich eben nicht wenden. Nur Gesellschaften lassen sich anhand ihrer Energienutzung wenden und der konsequente energetische Schritt zurück in die Fläche hätte eine ganz andere Gesellschaftsform zufolge, als sich dies die Vertreter der Energiewende wünschen.

Eine spannende Lektüre, die die Unvereinbarkeit von Energiequellen der Agrargesellschaften, seien sie noch so industriell-technisch organisiert, mit dem fossilen Energieregime schonungslos vor Augen führt.

Nun ist mit Klimadämmerung sein zweiter Stockstoß in die Speichen grüner Energiepolitik erschienen. Sezession-Literaturredakteurin Ellen Kositza stellt das Buch in Ihrer Literatursendung auf dem kanal schnellroda vor:

 

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