Es ist März 2022, und ein harmloser Restaurantbesuch mutiert wahlweise zu einer logistischen Meisterleistung oder zur Präsentation der Gesundheitsakte. Ich fühle mich nicht als Frau diskriminiert, sondern als Staatsbürgerin.
Der Internationale Frauentag gilt hier in Berlin als offizieller Feiertag. Feiertage sind immer schön, vor allem in Zeiten wie diesen, wo es allgemein wenig zu lachen, geschweige denn zu feiern gibt. Und natürlich freue ich mich als Frau über Glückwünsche, Blumen und anderweitige Huldigungen meines Geschlechtes. Übrigens nicht nur heute. Aber im Ernst: Die Gleichstellung der Frau ist in diesem Land schon längst erreicht. Die alljährlichen Klagen über eine angebliche Benachteiligung der weiblichen Hälfte der Bevölkerung nehme ich stets mit Befremden zur Kenntnis.
Es ist mir beispielsweise egal, wie viele Führungskräfte weiblich und wie viele Chefs männlich sind. Es ist wichtig, dass Spitzenpositionen von Spitzenleuten besetzt werden. Wohin eine Negativauslese, die von Leistung abgekoppelt ist, führt, kann man am eindrücklichsten in der Politik beobachten. Seit Jahren treiben dort zahlreiche Quotenfrauen ihr Unwesen, wobei die Herren der Schöpfung im Parlament mittlerweile eine ebenso traurige Figur machen.
Und damit wären wir bei den politischen Fehlentscheidungen, die seit zwei Jahren die unsäglichen Corona-Maßnahmen tragen und unser aller Leben einschränken. Ich fühle mich nicht als Frau diskriminiert, sondern als Staatsbürgerin. Seit März 2020 sind unsere Grundrechte dauerhaft eingeschränkt. Die Lockdowns legten das gesellschaftliche Leben komplett lahm, Kinder durften nicht zur Schule gehen, viele Menschen ihren Beruf nicht ausüben, Kultur- und Sportveranstaltungen wurden abgesagt sowie die meisten anderen Einrichtungen des täglichen Lebens geschlossen.
Die viel gepriesenen Corona-Impfungen förderten die gesellschaftliche Spaltung, blieben jedoch hinter der erwarteten Wirksamkeit zurück und brachten nicht einmal den Geimpften die verlorenen Freiheiten zurück: Nach wie vor herrscht für alle Maskenpflicht in Innenräumen, 2G beziehungsweise 3G bestimmt weiterhin das öffentliche Leben, und selbst Geboosterte müssen sich bei manchen Gelegenheiten testen lassen.
Welche westlichen Werte?
Es ist März 2022 und ein harmloser Restaurantbesuch mutiert wahlweise zu einer logistischen Meisterleistung oder zur Präsentation der Gesundheitsakte. Konzert-, Theater- oder Museumsbesuche sind nur mit Maske möglich, von Kunstgenuss kann unter diesen Umständen aus meiner Sicht keine Rede sein. Wenn ich überlege, was ich vor Corona alles unternommen habe, und es mit dem vergleiche, was davon übriggeblieben ist, dann ist die Entwicklung meiner Freizeitgestaltung sehr kläglich. Es kann doch nicht normal sein, dass ich ohne Impfung und Maske automatisch zur persona non grata mutiere? Politik und Medien sprechen angesichts des Ukrainekrieges gerne von den westlichen Werten, die es unsererseits gegen Russland zu verteidigen gälte, doch ich frage mich: Was ist davon eigentlich noch übriggeblieben?
Und so appelliere ich an diesem Frauentag nicht an Nebelkerzen wie
die angebliche systematische Benachteiligung von Frauen in Familie,
Beruf und Gesellschaft. Sondern ich appelliere an die Wiederherstellung
unser aller Bürgerrechte, deren Gebrauch seit zwei Jahren empfindlich
gestört ist. Es geht nicht um „Lockerungen“ oder einen kitschig
verbrämten „Freedom Day“, der einen Gnadenakt seitens der Regierung
suggeriert – sondern um den Wiedereinzug der Normalität. Grundrechte
sind Grundrechte, wie es so schön heißt, und stehen allen grundsätzlich
zur Verfügung. Um Grundrechte muss man nicht kämpfen. Oder doch?
Vielleicht zeigt uns die Corona-Politik, wie zerbrechlich unsere
Freiheit ist, und dass uns unterm Strich eben doch nichts geschenkt
wird. Vielleicht ist dies ein weiterer Anlass, sich der leicht in
Vergessenheit geratenen westlichen Werte anzunehmen und sie aus der
Mottenkiste zu holen. Ulrike Stockmann
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