Es gibt schlichte Fragen, mit denen Sie jede gepflegte Talkshow in einen
tosenden Orkan verwandeln können. Mit einer solchen konfrontierte mich
neulich ein Bekannter, der wissen wollte: Wieso erleiden nur die Länder,
die den Moslems freundlich ihre Tore geöffnet haben, islamischen
Terror, während die anderen, welche ihre Grenzen für muslimische
Einwanderung verschlossen halten, in Frieden leben dürfen?
Eine
wirklich bösartige Frage, die wir hier deshalb nicht weiter verfolgen
wollen. Wo kämen wir denn da hin? Selbstverständlich hat man in der
Brüsseler U-Bahn Angst vor Anschlägen, während man im Budapest – wo
Orbán der Schreckliche regiert, der die Grenzen gegen muslimische
Einwanderer verrammelt hat – völlig gelassen unterwegs sein kann. Da
Terror aber immer nur soziale Ursachen haben darf und niemals religiöse,
kann das nur daran liegen, dass die Ungarn so märchenhaft reich sind,
während in Belgien Not und Elend herrschen.
Diesen schrägen
Vergleich hauen uns die politisch korrekten „Migrations-Experten“
natürlich um die Ohren. Die jungen Orientalen gleiten nämlich in den
Terror ab, weil sie als Minderheit diskriminiert werden, nicht weil das
Wirtsland arm ist.
Minderheit? Na ja, ein junger Orientale, der in
Berlin-Neukölln, Hamburg-Billstedt, Duisburg-Marxloh, in
Brüssel-Molenbeek oder den Pariser Banlieues lebt, der muss schon eine
ganz schöne Strecke zurücklegen, um eine diskriminierende
Minderheiten-Erfahrung zu erhaschen. Denn da, wo er wohnt, bildet
Seinesgleichen in weitem Umkreis die satte Mehrheit. Ob auf der Straße,
im Kindergarten, in der Schule oder sonst wo hat er Deutsche, Flamen,
Wallonen oder „Bio-Franzosen“ nur als exotisches Rest-Völkchen erlebt.
Und welche „Diskriminierungs-Erfahrungen“ haben eigentlich die deutschen
Konvertiten erlitten, die, wie der Anführer der „Sauerland-Gruppe“, in
den islamischen Terrorismus abgetaucht sind? Ich sehe schon, wir kommen
hier nicht weiter.
Die Europäische Union übrigens auch nicht. Daher
hat sich die Zuwanderungsfrage zum Spaltpilz entwickelt, der die
taumelnde Union sprengen könnte. Polen, Ungarn oder Tschechen wollen ums
Verrecken nicht einsehen, dass ihre Großstädte mit einem eigenen
Neukölln oder Molenbeek viel lebenswerter würden, vor allem nachts. Auf
EU-Ebene wurde laut darüber nachgedacht, ob und wie man die
uneinsichtigen Mittelosteuropäer zum Einlenken zwingen kann – etwa durch
die Kürzung von Subventionen.
Diese Überlegungen kamen unten bei
den Völkern leider nicht so gut an wie erhofft. Dort komplettierten sie
nur das Bild einer herrischen EU-Führungsgarde, die meint, Europa sei
ihr Besitz, den sie nach Belieben umkrempeln darf wie ein Barockfürst
sein Reich.
Am Ende sollte sich erweisen, dass der Graben durch die
EU gar nicht zwischen West und Ost verläuft, sondern zwischen oben und
unten. So kam es zur Katastrophe: Im naiven Vertrauen auf die
Folgsamkeit ihrer Untertanen hatte die niederländische Politik im Juli
2015 ein Gesetz über Volksabstimmungen beschlossen, das ihr und der EU
nun auf die Füße fiel.
Die Holländer haben dieses Gesetz genutzt, um
das EU-Abkommen mit der Ukraine zu stoppen. Das ist schon an sich eine
Gemeinheit sondergleichen. Man hat sich so viel Mühe gemacht mit dem
Projekt: Gemeinsam mit den Soros-Stiftungen und wem nicht alles sowie
unter milliardenschwerem Geldeinsatz hatte der Westen die Ukraine in ein
Pulverfass mit angeschlossenem Kriegsschauplatz verwandelt, um das Land
endlich von Russland loszueisen und in die eigenen Hände zu bekommen.
Jetzt, wo man fast am Ziel war, kommen diese verfluchten Holländer und
schubsen alles um – Dolchstoß aus Den Haag statt „Tulpen aus Amsterdam“!
Dabei
ging es unseren aufmüpfigen Nachbarn gar nicht um die Ukraine. Die
Vorreiter der Volksabstimmung geben selber zu, dass ihnen das Abkommen
mit dem Wackelstaat schnurzpiepe war. Sie wollten einer EU in die
Speichen greifen, die sich ihrer Meinung nach in einen machtgierigen,
realitätsfernen Kraken verwandelt hat, der die Freiheit der Völker und
ihrer Bürger erstickt.
Am Brüsseler Hof ist man empört. Die Chefin
der EU-Fraktion der Grünen, Rebecca Harms, empfiehlt die Abschaffung von
Referenden zu EU-Beschlüssen. „Spiegel“-Erbe Jakob Augstein bringt die
Sache auf den Punkt, indem er schreibt: „Beim Volk, das ist die paradoxe
Wahrheit, ist die Demokratie nicht gut aufgehoben. Volkes Stimme und
Fortschritt – das geht nicht gut zusammen. Die Schweizer wollten keine
Minarette, die Hamburger keine Gemeinschaftsschulen und die Niederländer
jetzt keinen Vertrag mit der Ukraine.“
In dankenswerter
Freimütigkeit hat uns Augstein in eine Gedankenwelt eingeführt, in der
nicht bloß er, sondern ein Großteil der sogenannten „Elite“ in Politik
und Medien zu Hause zu sein scheint. Uns steigt der muffige Duft von
weißen Perücken und Seidenstrümpfen in die Nase. Denn was Augstein hier
offenlegt, das ist exakt die Denkweise jener eben genannten
Barockfürsten.
Dem Volk ernsthaft Macht überlassen? Unverantwortlich!
Die Meute würde sich bloß schaden. Wie das Kleinkind, dem man ja auch
nicht die spitze Gabel zum selber essen ins Händchen drückt, es würde
sich nur verletzen. Stattdessen wird der Hosenmatz fürsorglich
gefüttert, was den Vorteil hat, dass der Fütterer entscheidet, was der
Kleine vom Teller bekommt und was nicht.
Wäre der Pöbel
„fortschrittlicher“, könnte man ihn ja schon beteiligen. So aber
sperrten sich die Schweizer ganz unfortschrittlich gegen jene Minarette,
die der fromme Erdogan als „unsere Bajonette“ bezeichnet hat, mit denen
die Muslime das Abendland eroberten. Die Hamburger stellten sich der
weiteren Verflachung ihrer Schullandschaft in den Weg. Immer frecher
nehmen sich die Bürger in Europa „Rechte“ heraus. Die Schweizer haben
das ja immer schon so gemacht; am Zustand ihres Landes kann man sehen,
wohin das führt. #
Diese Aufmüpfigkeit hat die „Eliten“ alarmiert! Es
müssen Gegenmaßnahmen her. Ist die Einwanderungspolitik vielleicht schon
eine solche? Die einwandernden Orientalen sind es seit Jahrtausenden
gewöhnt, unter Herrschern zu leben, die sich einen Furz für die Meinung
ihrer Völker interessierten. Daran haben auch arabische Frühlingsgefühle
nichts geändert. Masseneinwanderung aus solchen Kulturkreisen könnte
das Regieren möglicherweise viel leichter machen.
Innenminister
Thomas de Maizière und Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm senden daher
Locksignale an die Welt, dass Deutschland seine Grenzen offen halte oder
bald wieder öffne. Grünen-Chefin Simone Peter will die Asylsucher
gleich direkt aus Idomeni abholen, damit wieder Schwung in die Sache
kommt. Sie weiß: Für jedes Tausend, das von dort direkt nach Deutschland
gelotst wird, werden zwei, drei oder zehntausend Menschen nachdrängen,
die auf eine Wiederholung der Maßnahme hoffen.
Linke „Aktivisten“ und
„freiwillige Flüchtlingshelfer“ kochen derweil die Situation
mediengerecht hoch. Nach griechischen Informationen stacheln sie die
Leute bei Idomeni massiv auf, die Grenze zu stürmen. Die Bilder sind in
der Tat beeindruckend, die immer wieder zu sehenden Kinder gehen zu
Herzen.
Es läuft also ganz gut. Die Herrscher in Brüssel, Berlin und
anderswo sollten sich allerdings sputen. Mag die arabische Erhebung auch
verpufft sein. Der „Europäische Frühling“ gewinnt, wie man bei
deutschen Landtagswahlen oder dem holländischen Abstimmungsverhalten
jüngst wieder sehen konnte, immer mehr an Kraft. Am Ende nehmen die
Völker tatsächlich die Demokratie in ihre eigenen Hände. Dann dürfte es
noch mehr „nicht fortschrittliche“ Entscheidungen hageln, bis plötzlich
die ganze Richtung nicht mehr stimmt. Hans Heckel am 18. 4. 2016
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