Der nordrhein-westfälische AfD-Chef Marcus Pretzell hat sich für
einen konservativ-bürgerlichen Kurs seiner Partei ausgesprochen. „Der
Weg der AfD muß klar auf die konservativ-bürgerliche gesellschaftliche
Mitte zielen; provokativ und realpolitisch verankert, im Hier und Jetzt,
nicht im Wolkenkuckucksheim“, sagte Pretzell der JUNGEN FREIHEIT.
Er bezog sich damit auf Äußerungen von AfD-Vize Alexander Gauland im Interview mit dieser Zeitung. Gauland hatte in einem Streitgespräch mit der CDU-Politikerin Saskia Ludwig gesagt, die AfD sei gegründet worden, um die CDU von außen zu beeinflussen.
„Puffer am rechten Rand“
„Was Gauland beschreibt, ist die Kopie der Achtundsechziger
Revolution. Ein Unter-Druck-Setzen der CDU und anderer Parteien ‘von
außen’, durch Verschiebung der Diskussionsräume durch Maximalforderungen
und bewußte Einbeziehung auch abseitiger Positionen, wie dies die
Grünen bis hin zur Einbindung sogar des RAF-Umfeldes getan haben. Die
AfD als Puffer am rechten Rand für die CDU und damit als ihr
Mehrheitsbeschaffer“, erläuterte Pretzell.
Gaulands Verhalten, aber auch das des Thüringer AfD-Chefs Björn
Höcke, entspreche genau dieser Strategie. Der Weg sei zwar wirksam, aber
auch sehr zeitaufwendig. Und genau diese Zeit habe man nicht mehr. Er,
Pretzell, plädiere hingegen für eine andere Strategie.
„Eine kurzfristige personelle und inhaltliche Erneuerung der CDU ist
eine Chimäre, eine solche Erneuerung könnte allenfalls langfristig
erfolgen. Mittelfristig könnte die CDU aber aus Opportunismus einen
AfD-light-Weg einschlagen, wie Rutte dies in den Niederlanden tut.“
„AfD als Seniorpartner“
Die CDU stünde dann als „domestizierter Koalitionspartner“ für einen
starken „AfD-Seniorpartner“ zur Verfügung. „Personell und inhaltlich
würde in dieser Koalition die AfD den Ton angeben. Die Rolle des
Schmutzfängers überließe man auf diesem Weg anderen, weil es Ballast und
keine Stärke wäre, Nationaltraumata zu therapieren.“
Die AfD müsse sich endlich für eine der beiden Strategien
entscheiden. Wenn die Partei aber beides nebeneinander dulde, werde die
von ihm bevorzugte Variante von Gaulands Strategie überlagert und sei
dadurch schon zum Scheitern verurteilt, beklagte Pretzell. „Nicht zu
entscheiden, hieße in diesem Fall für die Partei, sich faktisch für
Gaulands Strategie zu entscheiden. Das Scheitern für unser Land wäre
absehbar.“ JF
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