Die deutsch-griechischen Rüstungsgeschäfte, die Gegenstand der aktuellen
Korruptionsprozesse sind, sind durchweg Ende der 1990er Jahre angebahnt
worden. Griechenland leitete damals gerade eine neue Phase der
Aufrüstung ein. Auslöser war der "Ímia-Zwischenfall", ein Konflikt mit
der Türkei um zwei unbewohnte Felsen im Meer zwischen der griechischen
Insel Kálimnos und dem türkischen Festland bei Bodrum, der Anfang 1996
um ein Haar zu einem Krieg zwischen den zwei NATO-Verbündeten eskaliert
wäre. Rund ein Viertel der milliardenschweren Rüstungsaufträge, die
Athen nach dem "Ímia-Zwischenfall" vergab, gingen an deutsche
Waffenschmieden. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil Ende der
1990er Jahre in der EU über einen möglichen griechischen Beitritt zur
Eurozone diskutiert wurde; auf deutschen Druck und gegen starke
Widerstände wurde er schließlich auf dem EU-Gipfel am 19. Juni 2000
gewährt. Ob die Rüstungsdeals dazu beigetragen haben, Berlin für die
Athener Euro-Mitgliedschaft einzunehmen, ist nicht belegt; Tatsache ist
aber, dass sie Teil einer ganzen Reihe griechischer Gefälligkeiten
gegenüber Deutschland waren, die das Klima zwischen beiden Staaten
sicher nicht verschlechtert haben: Athen hob sein jahrelanges Veto gegen
die von Berlin geforderte Aufwertung der Türkei zur
EU-Beitrittskandidatin auf; deutsche Konzerne erhielten
milliardenschwere Aufträge für die olympischen Spiele 2004 in Athen; und
am 14. September 2001 entschied das Oberlandesgericht Athen, eine
Zwangsvollstreckung deutscher Liegenschaften in Griechenland zur
Entschädigung von NS-Opfern setze eine Einwilligung des griechischen
Justizministers voraus - was sie faktisch bis heute verhindert. GFP
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