Exponent des konservativen Flügels der Union und gleichzeitig Sympathieträger und Medienliebling – das geht in der Berliner Republik eigentlich nicht, außer man heißt Wolfgang Bosbach. Der 69-Jährigen demonstriert, dass zusammengeht, was nach linker Lesart einfach nicht zusammengehen darf: Pointierte Kritik an dem Kurs zu äußern, den seine Partei unter Angela Merkel genommen hat, und gleichzeitig loyal zu seiner Partei zu stehen. Das alles in ruhiger, humorvoller Sprache – Bosbach macht lieber einen launigen Spruch in einer Fernsehtalkrunde, statt aggressive Tweets in die Welt zu senden.
Er brachte sogar das Kunststück fertig, in einer kürzlich ausgestrahlten SAT 1-Dokumentation über die Ära Merkel, trotz seiner Kritik an der Kanzlerin, lobende Worte mit Blick auf die Disziplin Merkels zu finden. Hart in der Sache, menschlich im Stil – das politische Credo dieses rheinischen Gentleman ist eigentlich nicht angreifbar. Aber das wurmte offenbar schon seit langem Bosbachs politische Gegner, in den anderen Parteien, aber auch in der eigenen. Und Ende letzter Woche schlugen sie zu.
Bosbach trat am vergangenen Sonntag bei einer Wahlkampfveranstaltung von Hans-Georg Maaßen auf. Ist Bosbach sozusagen das freundliche Gesicht der deutschen Konservativen, so ist der ehemalige Verfassungsschutzpräsident dank seiner klaren Law and Order-Position und seiner robusten Kommunikationsstrategie, die er in den sozialen Medien fährt, für seine linken Gegner der Inbegriff eines „bösen rechten Dunkelmannes“. Sobald Bosbachs Auftritt bekannt geworden war, setzte ein Shitstorm gegen den Rheinländer ein: „Ich bin erschüttert und zornig. Aber leider in diesem Fall nicht wirklich überrascht“, twitterte Merkels erster CDU-Generalsekretär Ruprecht Polenz. Karl Lauterbach von der SPD im gleichen Kanal: „Das ist eine Blamage für die ganze CDU. Maaßen ist einfach zu nah an Nazi-Positionen.“ Freilich war das nur die Spitze. Bosbach erreichten zahlreiche Mails, in denen er teilweise in stark verunglimpfender Form persönlich angegriffen wurde. Er hätte so eine Hetze nicht für möglich gehalten, erklärte er sichtlich erschüttert bei seinem Auftritt in Thüringen.
Die Rede selbst war dann eine klassische CDU-Wahlkampfansprache
inklusive klarer Abgrenzung von der AfD. Die eigentliche Botschaft war
zwischen den Zeilen herauszuhören: „Tut mir leid, das war's“, platzte es
aus Bosbach heraus. Wird er noch künftig für seine Partei in
Wahlschlachten ziehen? Kann die CDU auf diesen Wählerfischer verzichten?
Aus dem Adenauer-Haus war bis jetzt noch nichts zu hören. Tagespost
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