Stationen

Montag, 23. Oktober 2023

Ach wie schade!

 "Gunnar Kaiser ist tot, lese ich. Ich kannte ihn vor allem durch die beiden Interviews, die er mit mir führte, und habe dabei nicht nur seine absolute Integrität bewundert, sondern auch und vor allem den ruhigen Optimismus, den er gerade in den letzten Monaten ausstrahlte. Er scheint noch zu Lebzeiten seinen Frieden mit sich, der Welt und vor allem mit Gott gemacht zu haben - wer kann das heute noch von sich behaupten?"  David Engels

 

Der gute Mann. Ein Vorbild klaren Denkens, möglichst jedermann verständlichen Sprechens, aufmerksamen Zuhörens und der hohen Kunst der Fragestellung und Gesprächsführung. Auch das kann man nicht von vielen Menschen sagen. Nicht wenige seiner Videos habe ich runtergeladen, um sie aufzubewahren, falls sie eines Tages gelöscht werden sollten. Seine kluge awareness und Wachsamkeit werden mir fehlen.

 

 

 


"Es kommt nicht unerwartet, schon lange zeichnete sich ab, daß er den Kampf gegen die Krankheit verlieren könnte — und er bereitete sich auf seinen Tod vor. Seine letzten Videobotschaften drehten sich nur darum: Wie regelt man zu Lebzeiten alles und die bittere Frage: Habe ich genug getan?
Sich das anzusehen, war schwer zu ertragen.
Er war ein Tiefendenker, ein Mann mit Substanz, ein wesenshoher Mensch.
Und so stellte er sich vorbildlich tapfer der größten menschlichen Herausforderung, dem Vergehen.

Und doch trifft mich diese Meldung. Wie viele habe ich bis zuletzt auf eine gute Wendung gehofft und an einen Sieg über die Krankheit geglaubt.

Er hat Eindruck hinterlassen.
Mir gingen seine persönlichen Videos so nah, daß es sich anfühlt, als habe ich einen guten Freund verloren — auch wenn ich ihn nie getroffen habe.

Gunnar Kaiser war viele Jahre Lehrer. Das verbindet mich natürlich ein wenig mit ihm. Er war sicherlich ein Lehrer, wie man ihn sich nur wünschen kann. Aber in der politischen Heimsuchung, die uns in den letzten Jahren ereilte, war es ihm nicht mehr möglich, seinen Beruf auszuüben. Er hat die staatliche Übergriffigkeit auf die Kinderseelen leidenschaftlich bekämpft und schrieb wegweisende Bücher dazu, die ich nur jedem ans Herz legen kann. Zuletzt lebte er als Schriftsteller und war ein Philosoph im besten Sinne.

Und so möchte ich meinen kleinen persönlichen Nachruf mit seinen eigenen Worten abschließen. Mögen seine Gedanken noch viele Generationen inspirieren:

»Es ist ja alles nicht so kompliziert. Und auch nicht schwer zu verstehen: Freiheit und Selbstbestimmung sind die Voraussetzungen für ein Leben in Würde und Glück. Wir wollen in Ruhe gelassen werden von den Zumutungen einer übergriffig gewordenen Obrigkeit. Wir wollen nicht wie unmündige Kinder behandelt werden.
Wir wollen frei sein und unser Leben selbst bestimmen.
Wir wollen einfach sein.«"   Björn Höcke
 

Immer wieder muss ich denken, dass die AfD und andere Konservative nur ein Kaffeekränzchen historischer Verlierer sind. Aber man ist es sich schuldig, zu diesen Verlierern zu gehören, und es ist eine Ehre, zu wissen, was verloren geht. Auch Leonardo Sciascia sah den Schwund, ich lese gerade sein großartiges Tagebuch "Schwarz auf schwarz", das voller gültiger Beobachtungen und zutreffender Vorhersagen ist, begonnen 1969.

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