Der Humor habe sich geändert...

...so heißt es. In Wirklichkeit hat sich eine unerträgliche Humorlosigkeit ausgebreitet. "Humorlosigkeit ist Mangel an Herzensgüte und unheilbar", schrieb Curt Goetz.

Ludger Kusenberg sprach mit Perry Paul. 

Es gab vor 45 Jahren zwei feministische Zeitschriften: "Courage" und "Emma". Die Courage habe ich manchmal mit Interesse gelesen, in der Emma habe ich mal geblättert, aber sie war mir zu schrill und primitiv. Ich hatte dadurch einen denkbar schlechten Eindruck von Alice Schwarzer gewonnen. Erst im Zuge der Massenzuwanderung lernte ich sie schätzen, weil sie klar erkannte, was geschah und es verstand, dies auch elegant und unmissverständlich auszudrücken. Dass die Meute der Dummköpfe ihr jetzt den Mund verbieten wollen, macht mich fassungslos. Wie können die es wagen, ausgerechnet Alice Schwarzer als misogyn abzustempeln? Das ist übelste Verleumdung durch egozentrische, schamlos anmaßende Außenseiter, die sich wichtig machen wie vor einem Jahr der provokatorische Preisträger, der von analer Penetration schwärmte. Diese verirrten, verwirrten Vögel hassen sich selber und sie hassen die ganze Welt, und Alice Schwarzer machen sie zum Blitzableiter ihrer gehässigen, destruktiven Wünsche. Sehr unangenehm. Es ist die Kostenseite der sexuellen Befreiung. Es hat eben alles seine zwei Seiten. Und nun müssen wir damit leben, dass Männer sich zu Frauen deklarieren und echten Frauen ihren Status als Frau aberkennen. Es ist widerlich. Ich habe vor 50 Jahren geahnt, dass es zu diesen Verwerfungen kommen würde, ich konnte nur nicht sagen, wie genau das aussehen würde. Und hätte ich es gekonnt, hätte man mich ausgelacht. Niemand hätte mich ernst genommen. Aber ich wusste, dass sich fürchterliche Aberrationen anbahnen würden, dass der gesunde Menschenverstand besonders in Zeiten des gewissheitsauflösenden Umbruchs immer die große Ausnahme ist und dass die Psychoanalytiker zu einem polemischen Geschwader pro domo sua werden würden.