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Mittwoch, 18. Oktober 2023

Die Freiheit des Denkens

Es reicht, dass ein slowenischer Starphilosoph sich öffentlich wünscht, Palästinenserrechte ebenso zu verteidigen wie den Antisemitismus zu bekämpfen, und schon bricht offener Tumult los. Der Oberbürgermeister verließ den Saal, Jürgen Boos, Direktor der Buchmesse, ergriff das Wort, verteidigte die Freiheit des Wortes, dankte Žižek für dessen Rede und zeigte sich zugleich froh, dass die Rede unterbrochen worden war.

Ist den Deutschen die Freiheit des Denkens fremd? Oder bedeutet für Deutsche die Freiheit des Denkens, endlich wieder mal antisemitisch fühlen, denken und sein zu können? Ich würde sagen: beides.

Seit 30 Jahren weise ich darauf hin, dass es zu einer Welle des Antisemitismus kommen wird, wenn Kritik an jüdischer Kultur geächtet wird, statt unbefangene Auseinandersetzung darüber zu ermöglichen. Aber dieser Gedanke löst bei Juden Panik aus. Sie sind davon überzeugt, dass gerade das Zulassen solcher Debatten dem Antisemitismus förderlich wäre. Deshalb müsse den Anfängen gewehrt werden. Und so setzt man nicht auf Überzeugungskraft, sondern auf Einschüchterung. Es müsste doch klar sein, auch den Juden klar sein (die die Psychoanalyse erfunden haben und pflegen) dass dies früher oder später zu Antisemitismus führen muss, der in Groll wurzelt. Je länger die phobische Meidung anhält, desto schlimmer... Und so kommt alles, wie es kommen muss. Es ist seit langem zu spät für Unbefangenheit. Nicht nur in Deutschland. In ganz Europa ist es Sitte geworden, die Shoah und den Antisemitismus im politischen Ringen für moralische Erpressungen bar aller Fairness zu instrumentalisieren. Freysinger ist der einzige, der wagte, dies zu bemängeln und musste dafür seine Gesundheit aufs Spiel setzen. Nicht mal in der Schweiz hat die Freiheit des Denkens es bequem.

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