Stationen

Freitag, 13. Oktober 2023

Zwischenbilanz

Noch nie war der Westen schlechter regiert als heute. Dekadenz und Frivolität sind Trumpf. Allmählich kehrt die Nüchternheit zurück, doch unsere Welt rutscht ab, in jeder Hinsicht.  Kriege überall. Als US-Präsident Donald Trump das Weisse Haus verliess, herrschte Frieden auf der Welt. Putins Truppen waren in den Kasernen. Im Nahen Osten einigten sich Araber und Israelis.  Und jetzt? Israel brennt. Mörderische Terroristen sind von der Kette. Russlands Präsident Putin verdrängt die Amerikaner mit brutaler Gewalt aus der Ukraine. Sogar ein Atomkrieg rückt näher.  «Macht eure Zäune nicht zu weit», mahnte der Schweizer Mittelalter-Heilige Niklaus von Flüe. Er hatte recht. Doch niemand hört auf ihn. Selbst die Schweiz vergisst sich, verscherbelt ihre Neutralität.  In den USA mischen sich Senilität und Jugendwahn. Ein offensichtlich in die Demenz abgleitender Regent wird ferngesteuert von junglinken «Woke»-Fanatikern. Ein Horrortrip mit offenem Ausgang.  Das Drama der Europäer und der Israelis besteht darin, dass sie sich auf die senile Supermacht verlassen. Europa stürzt ab. Israel erlebt sein grösstes Sicherheitsdebakel seit 1973.  Greise und Grünschnäbel führen im Westen das Zepter. Eine ungute Mischung. Statt Altersweisheit und Realismus erleben wir entfesselten Moralismus, Selbstherrlichkeit, moralischen Cäsarenwahn.  Die jugendbeschwingten Grünen wollen die Zukunft retten und zerstören, mit dem Segen vieler Wähler, die Gegenwart. Deutschlands Politiker demolieren Deutschlands Wirtschaft.  Im freien Westen ist das freie Denken in Gefahr. Die «Woke»-Ideologie, eine säkulare Heilslehre in der Nachfolge der Französischen Revolution, unterwandert die Demokratie.  Der selbstverliebte Moralismus produziert eine idiotische Aussenpolitik. Kreuzzüge statt Kompromisse, lautet die westliche Devise. Wieder einmal.  Ist das Alter Segen oder Fluch? Möglich ist beides. Konrad Adenauer war ein Genie. Venedigs greiser, blinder Doge Enrico Dandolo startete gegen Konstantinopel den verheerenden Vierten Kreuzzug.  Nichts wäre leichter zu verhindern gewesen als der Ukraine-Krieg. Doch die Amerikaner rückten immer weiter an Russlands Grenzen vor, auf alle Warnungen der eigenen Diplomaten pfeifend.  Hätten die Russen Däumchen drehen und abwarten sollen, bis die Amerikaner ihre Atomraketen auf Moskaus Rotem Platz aufstellen? Man muss bösartig, arrogant oder blind sein, um solches anzunehmen.  Wagen wir ein ketzerisches Argument:  Die Ukraine war schon vor dem Krieg ein hohles Gebilde. Regiert von gierigen Oligarchen, verliessen die Menschen scharenweise das Land. Zwölf Millionen vor, weitere fünf bis sechs Millionen seit dem Krieg.  Aber halt, die geflüchteten Ukrainer wollen doch wieder zurück! Umfragen belegen das Gegenteil. Je länger dieser Krieg, in dem wir die Ukraine mit zerstören, dauert, desto mehr Ukrainer bleiben hier.  Manchmal träume ich, die Ukraine wäre ein geopolitisches Konstrukt, eine Waffe, ein Heerlager des Westens mit dem einzigen Zweck, Putins Russland zu schwächen.  Solche Albträume sind in Europa bald verboten. Die EU führt laufend neue Zensurgesetze gegen angeblich «falsche Informationen» ein. Wer bestimmt, was falsch ist? Es sind nicht gewählte EU-Funktionäre.  US-Präsident Biden ist kaum mehr in der Lage, einen Text fehlerfrei von seinem Teleprompter abzulesen. Vollends verloren wirkt er ohne Manuskript. Wer führt Bidens Teleprompter?  Ungeachtet dessen sind die Amerikaner kriegerisch wie nie. Eben noch rannten sie aus Afghanistan davon. Jetzt führen sie einen Stellvertreterkrieg gegen Russland und einen kalten Krieg gegen China.  Inflation, Migration, steigende Energiekosten und eine serbelnde Wirtschaft sind die Bleiplatten, die auf Europas Stimmung drücken. Den Regierungen laufen die Wähler davon. Kein Wunder.  Auch Israel ist mit sich selber beschäftigt. Der monatelange Streit um eine Justizreform lenkte die Regierung Netanjahu davon ab, ihr Land gegen ihre Feinde zu verteidigen.  Noch ein böser Gedanke zu den «Palästinensern»: Das sind die Nachkommen der arabischen Flüchtlinge aus Palästina im Gefolge der Staatsgründung Israels 1948/49.  Damals wurden rund 800 000 Araber in Palästina staatenlos. Eine Tragödie. Die Araber und die Iraner vertrieben rund 800 000 Juden aus Persien und dem Irak. Eine Tragödie. «Palästinenser» nannte sich damals niemand. Eine Realität.  Während Israel die jüdischen Flüchtlinge aufnahm, weigerten sich die Araber. So wurden die «Palästinenser» erfunden – als arabische Vernichtungswaffe gegen Israels staatliche Existenz.  Die Hamas ist das Terror-Monster, das die Araber gegen Israel gezüchtet haben. Nun brauchen sie es nicht mehr, werden es aber nicht mehr los. Das Frankenstein-Problem.  Denn der Nahe Osten verändert sich. US-Präsident Trump leitete bahnbrechende Verhandlungen zwischen Arabern und Israelis ein. Sogar die Saudis packten, endlich, die Friedenspfeife aus. Ein Weltwunder: Die Araber anerkennen, endlich, Israels Lebensrecht.  Auch das ist der Hintergrund des Hamas-Terrors. Die missbrauchten «Palästinenser» spüren, dass sie nicht mehr gebraucht werden. Also sabotieren sie den Frieden, der sie überflüssig zu machen droht.  Aussenpolitik ist nichts für Gutmenschen und weiche Gemüter. Aber vielleicht ist es ja gut, dass der Schleier der Lügen und des Moralismus zerreisst. Ein blutiger Durchbruch zur Wirklichkeit.  Die europäischen Staaten, aber auch die Schweiz müssen wieder lernen, was nationale Interessen sind, vor allem ihre eigenen. Jetzt sind sie Anhängsel der USA, Sklaven der senilen Supermacht.  Eine weitere schmutzige Wahrheit: Ohne Russlands Öl und Gas wird Europas Wirtschaft untergehen. Deshalb werden die Europäer diese Energie weiterhin kaufen, jetzt über Umwege, die alles verteuern.  Aussenpolitischer Moralismus macht besoffen. Wie Betrunkene taumeln unsere Politiker herum, die Welt als Wirtshaus, in dem sie lallen und rempeln. Sie brauchen dringend eine Entziehungskur.  Das sind harte Diagnosen. Vieles davon habe ich geträumt. Manchmal kommen einem im Schlaf die tiefsten Einsichten. Manchmal ist es nur Unsinn. Ich hoffe, es ist Letzteres.   Roger Köppel 


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