Stationen

Donnerstag, 1. August 2024

Apropos Faeser

 

Aus der Vorbemerkung zu "Versuch, uns und anderen die Bundesrepublik zu erklären" von Peter Brückner, 1978 (das "kleine Bezeichnungsproblem" betraf die Frage "Wie heißt des Deutschen Vaterland?)

Akif Pirinçci muss seit 2015 eine für die BRD zuvor beispiellose politische Verfolgung erleben: Nicht genug damit, dass daraufhin aus Berührungsangst (Kontaktschuld heißt das heute; was früher "nur" Angst war, ist heute Schuld) sein Verleger vertragsbrüchig wurde und ihm mitteilte, er werde seine Bücher nicht mehr verlegen, zogen sogar die Bibliotheken nach und nahmen seine Bücher aus dem Angebot. Und das, obwohl Markus Lanz nach Abmahnung eine Unterlassungserklärung unterschreiben musste, nachdem er Pirinçci vor einem Millionenpublikum verleumdet hatte.

Percy Hoven musste sich ausdrücklich von seinem satirischen Programm distanzieren, weil die Augsburger Allgemeine gedroht hatte, seine Gattin zu entlassen, wenn er sich weigere. Da aus der Ehe zwei Kinder hervorgingen, lenkte er ein. Heutzutage braucht man kein KZ, um politische Gegner einzuschüchtern. Der Konformitätszwang gelingt bereits, indem die Inhaber der Medienmacht Abweichler via Shitstorm anprangern und ins soziale Aus befördern. Das Internet funktioniert wie ein riesiges KZ. Ob es auch befreiend wirken kann, muss sich erst noch zeigen. Bisher können Köppel, NIUS und Kontrafunk, ja sogar Kubitschek problemlos ihre Videos veröffentlichen. Wie sehr sie dabei durch Shadowban eingeschränkt werden, vermag ich nicht zu beurteilen; falls esder Fall ist, wird ihnen nur die Freiheit gewährt ein Feigenblatt vor der tatsächlichen Repression zu sein.

Was 1974 Klaus Wagenbach war, ist heute Götz Kubitschek. Was wir heute erleben, ist dieselbe deutsche Borniertheit, Intoleranz, Engstirnigkeit und Stumpfsinnigkeit wie damals. Dieselbe Liebe zur Gleichförmigkeit, zum Konformismus, zur Unterdrückung des Zweifels und zur Demütigung von Abweichlern. Geändert haben sich nur zwei Dinge: das politische Vorzeichen (es schlug in sein Gegenteil um) und die Erbarmungslosigkeit (sie ist heute noch debiler, härter und ungerechter als damals). Freimut suchte man in unserer ach so aufgeklärt sich gebenden Bundesrepublik schon damals vergebens. Ich mag Bert Brecht nicht, aber sein Wort "Wer denkt, verrät" war trefflich beobachtet. Nicht etwa, weil, wer denkt, ein Verräter ist oder werden muss, sondern weil es in D wieder einmal reicht zu denken, um bereits als Verräter gebrandmarkt zu werden.

Wann endet endlich die erbärmliche Dämlichkeit, mit der die Deutschen gegenüber der Macht - politischer Macht wie Medienmacht - einen Vertrauensvorschuss gewähren??

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